In Südafrika wurden mehrere Kinder von Pitbull-Hunden getötet.

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Eine Serie tödlicher Angriffe von Pitbulls auf Kinder hat in Südafrika einen regelrechten Krieg gegen die Kampfhunde ausgelöst. In mehreren Fällen von Racheakten schlug die aufgebrachte Bevölkerung gleich mehrere der aufs Töten ihrer Opfer gezüchteten Pitbulls tot: Politische Parteien und Gewerkschaften fordern ein landesweites Verbot der Hunde.

Pitbull-Besitzer sehen sich gezwungen, ihre berüchtigten Hunde dem Tierschutzverband SPCA zu übergeben: aus Angst, dass ihre vierbeinigen Freunde ihrerseits ein blutiges Ende finden könnten. Innerhalb einer Woche töteten Pitbulls gleich drei südafrikanische Kinder.

Drei tote Kinder

In der Küstenstadt East London wurde am vergangenen Mittwoch ein einjähriges Kind von einem Kampfhund umgebracht. Nur zwei Tage zuvor war im Städtchen Hennenman in der Freestate-Provinz ein dreijähriger Junge von einem Pitbull aus der Nachbarschaft getötet worden: Der Junge sei noch am Tatort seinen schweren Kopfverletzungen erlegen, teilte die Polizei mit. Wiederum zwei Tage zuvor war in einem Stadtteil von Bloemfontein ein Pitbull über die Abzäunung aufs Nachbargrundstück gesprungen, wo ein achtjähriger Junge spielte: Er wurde von dem Kampfhund niedergebissen. Die traumatisierten Notfallsanitäter hätten nach der Bergung der Leiche des Kindes psychologisch betreut werden müssen, teilte ein Politiker mit.

Schwer verletzt, aber mit dem Leben kam ein Kapstädter Mädchen am vergangenen Montag davon, nachdem es auf einer offenen Fläche im Stadtteil Athlone gleich von drei Pitbulls angegriffen worden war. Augenzeugen eilten dem Mädchen zu Hilfe und attackierten die drei Kampfhunde mit Stöcken, Steinen und Messern – anschließend zündeten sie die Vierbeiner an. Auch der Pitbull, der den dreijährigen Jungen aus Hennenman zerfleischt hatte, wurde von Anwohnern mit Spaten und Steinen getötet.

Höhepunkt der Debatte

Aus allen Teilen des Landes würden derzeit Angriffe auf Pitbulls gemeldet, berichtet Jaco Pieterse, Chef-Inspektor der Tierschutzorganisation SPCA: "Die Leute sollten das Problem nicht mit Gewalt zu lösen versuchen: Kein Tier hat Brutalität und Leiden verdient." Die jüngsten Vorfälle brachten die leidenschaftliche Debatte um scharfe Wachhunde, die in dem Staat mit einer der höchsten Kriminalitätsraten der Welt bereits seit Jahren geführt wird, zu einem Höhepunkt. "Wir sind mit einer Pitbull-Krise konfrontiert", so der Gründer einer gemeinnützigen Stiftung, Sizwe Kupelo. "Die Hunde müssen schleunigst verboten werden."

Kupelos Forderung schlossen sich auch der Gewerkschaftsverband Cosatu und die populistische Oppositionspartei Economic Freedom Fighters (EFF) an: Eine Internetkampagne soll mehr als 100.000 Unterschriften für ein generelles Pitbull-Verbot zusammengebracht haben. Die Kampfhunde seien "über Generationen für ihre Gewaltbereitschaft gezüchtet worden", klagt der Gewerkschaftsverband Cosatu. "Sie haben in unserer Gesellschaft nichts zu suchen."

Widerstand der Hundehalter

Sowohl die SPCA als auch der "Pitbull-Verband Südafrikas" sprechen sich indessen gegen einen derartigen Bann aus. Für den Verband ist "Falschinformation der größte Feind des Kampfhunds": Sein mörderisches Fehlverhalten sei nicht ihm, sondern seinen unkundigen Besitzern anzulasten. Die SPCA fordert ein obligatorisches Training für Pitbull-Besitzer. Außerdem sollten die Kampfhunde zwangssterilisiert werden, um zu verhindern, dass nichtregistrierte Tiere in die Hände "verantwortungsloser Halter" geraten.

Oft seien die Pitbulls selbst Opfer von "extremem Missbrauch", dem sie beim Training und ihrer Haltung ausgesetzt seien. Wettkämpfe zwischen Kampfhunden sind in Südafrika zwar verboten, kommen nach SPCA-Angaben jedoch immer wieder vor. Der Verband sieht sich vom Pitbull-Krieg in eine missliche Lage gebracht. Seine Tierheime würden derzeit von Kampfhunden überflutet, die besorgte Besitzer zu ihrem Schutz abgeben würden. Was mit den Tieren dort geschehen soll, ist ungeklärt. (Johannes Dieterich aus Johannesburg, 26.11.2022)