Morgen wird es ruhig auf Österreichs Gleisen.

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Die Lohnverhandlungen für rund 50.000 Eisenbahner sind gescheitert. Am Montag, den 28. November wird österreichweit gestreikt, das heißt es werden keine Züge fahren. Kaum war die Schreckensnachricht verkündet, regte sich im Netz bereits der erste Unmut und Klarstellungen, etwa von den Wiener Linien.

Wiener Linien fahren

"Die Wiener Linien sind vom österreichweiten Bahnstreik morgen nicht betroffen", lässt der Twitter-Account der Wiener Linien wissen. Die Fahrpläne bleiben "unverändert aufrecht". Gewarnt wird allerdings vor einem "verstärkten Verkehrsaufkommen auf den Straßen", da die Pendlerinnen und Pendler irgendwie nach Wien kommen müssen. Sehr wohl betroffen sind übrigens die S-Bahnen, die von der ÖBB betrieben werden.

Auch der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) geizt nicht mit guten Tipps und empfiehlt Home Office als Alternative oder den Schritt zur Fahrgemeinschaft. Der Arbeiterkammer-Jurist Philipp Brokes erstellt einen ganzen Thread zum Thema, ob man aufgrund des Bahnstreiks Recht auf Dienstverhinderung hat. Generalisieren könne man in solch einem Fall nur schwer, erklärt der Jurist, zählt aber bereitwillig ein paar Beispiele auf, warum man am Montag in manchen Fällen zuhause bleiben kann.

Verständnis für den Streik gibt es wenig. "Die Gewerkschaft kriegt den Hals nicht voll", heißt es da oftmals. Viele beklagen, so den Weg zur Arbeit nur über große Umwege vollziehen zu können. Ein Nutzer zeigt den angepassten Fahrplan, wenn er nur Busse statt Zügen nutzt. "Man kann ja trotz #Bahnstreik reisen – es dauert halt statt vier Stunden ganze 24 Stunden".

1.000 Kommentare

Auf der Facebook-Seite der ÖBB verkündet ein Update um 11:15 Uhr am Sonntag den nahenden Streik. Innerhalb von zwei Stunden sammeln sich dort über 1.000 Kommentare. Tatsächlich wird hier nicht nur geschimpft, auch wenn mit Sammelklagen gedroht wird und die Forderungen als "überzogen" bezeichnet werden. Viele stellen auch Fragen, etwa ob der ICE auch betroffen ist. Ist er, wird schnell klar gestellt.

Sogar die Westbahn scheint von den Streiks betroffen, obwohl deren Mitarbeiter nicht den Dienst verweigern. Ihre Nutzerinnen und Nutzer informiert sie kurz nach der Ankündigung via Mail: "Die Westbahn möchte morgen für Sie unterwegs sein. Das können wir nur, wenn die Mitarbeitenden der ÖBB Infrastruktur keine Streik- oder Protestmaßnahmen setzen". Man solle sich kurz vor der geplanten Zugfahrt in jedem Fall noch einmal informieren, ob die Reise auch wirklich stattfindet. Kurze Zeit später dann die Gewissheit: "Es tut uns leid, dass wir morgen aufgrund des Warnstreiks nicht für euch unterwegs sein können", lässt der Westbahn-Account auf Facebook gegen 13:30 Uhr am Sonntag wissen.

Schnell macht sich auch das benachbarte Deutschland Sorgen. In zahlreichen Beiträgen wird vor erhöhtem Grenzverkehr ausgegangen.

Überzogen

Als erste Partei zur Causa Bahnstreik meldet sich die FPÖ zu Wort. Ein ganztägiger Bahnstreik sei eine "überzogene und inakzeptable Zumutung für Pendler", macht sich FPÖ-Verkehrssprecher Christian Hafenecker via Presseaussendung Luft. Kein Arbeitnehmer, der morgen zu spät oder gar nicht in die Arbeit komme, kein Schüler, für den der Weg zur Schule eine Herausforderung werde und kein Pensionist, der sich jetzt zum Beispiel einen alternativen Weg zum Arzttermin suchen oder diesen verschieben müsse, trage auch nur irgendeine Mitschuld am Scheitern der KV-Verhandlungen, argumentiert Hafenecker.

Mir egal

Ein gänzlich anderes Bild zeichnet der privat geführte "Eisenbahn-Blog", der unter anderem darauf hinweist, dass bereits am Sonntag die ersten Züge ausfallen. Eine Abstimmung des Blogs auf Twitter fällt mit 53,8 Prozent wider Erwarten sehr zustimmend für die Streiks aus. 41 Prozent finden die Maßnahmen überzogen. Rund 5 Prozent ist es egal. (aam, 27.11.2022)