Die Proteste weiteten sich auch auf andere Länder aus. Ende November fand ein Marsch für den Iran in Washington DC in den USA statt.

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Teheran – Im Iran ist nach Angaben von Menschenrechtlern ein Professor der Universität Sanandaj festgenommen worden. Der aktuelle Aufenthaltsort des Literaturexperten Behrooz Chamanara sei unbekannt, berichtete die in Oslo ansässige Organisation Hengaw am Samstag. Von offizieller Seite gab es zunächst keine Bestätigung.

Massenproteste seit Mitte September

Chamanara hatte 2014 an der Georg-August-Universität Göttingen über kurdische Literatur promoviert. Berichten zufolge soll er sich an der Hochschule in Sanandaj, Hauptstadt der iranischen Provinz Kurdistan, kritisch zu den Protesten geäußert haben.

Auslöser der Massenproteste war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini Mitte September. Sie starb im Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verhaftet worden war. Ausgehend von den Kurdenregionen erfassten die Proteste das Land wie ein Lauffeuer. Nach Einschätzungen von Menschenrechtlern wurden mindestens 450 Demonstranten getötet und rund 18.000 Protestteilnehmer verhaftet.

Nichte von geistlichem Oberhaupt des Iran festgenommen

Eine Nichte des geistlichen Oberhaupts Ayatollah Ali Khamenei wurde, offenbar weil sie scharfe Kritik an der Führung in Teheran geäußert hatte, ebenfalls festgenommen. Wie der Bruder von Farideh Moradkhani, Mahmoud Moradkhani, am Wochenende im Kurzbotschaftendienst Twitter schrieb, war seine Schwester am Mittwoch festgenommen worden. In einem Video, das ihr Bruder bei Youtube teilte, bezeichnete sie die iranische Führung als "mörderisches und Kinder-tötendes Regime".

Moradkhani ist die Tochter von Khameneis Schwester Badri, die sich in den 80er Jahren mit ihrer Familie überwarf und in den Irak floh. Ihre Tochter, die sich einen Namen als Gegnerin der Todesstrafe gemacht hat, saß bereits mehrfach im Iran im Gefängnis.

Kritik an mangelnder internationaler Reaktion

In ihrem jüngsten Video kritisiert Farideh Moradkhani auch eine mangelnde internationale Reaktion auf die Niederschlagung der derzeitigen Proteste im Iran. Die gegen Teheran verhängten Sanktionen nannte sie "lächerlich" und beklagte, die Iraner würden in ihrem Kampf für Freiheit "alleine" gelassen.

Der Iran wird seit Mitte September von einer landesweiten Protestwelle erschüttert. Auslöser war der Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini im Polizeigewahrsam – sie war von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll. Die Behörden gehen mit zunehmender Härte gegen die Demonstrierenden vor. Der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk spricht von über 300 Toten und 14.000 Festnahmen.