Der neue Alte der ÖVP heißt seit kurzem wieder Gerald Fleischmann. Ihm traut man zu, dass süße Erinnerungen an die goldene türkise Zeit wachhält.

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"Hoids amol die Goschen do unten": Lang, lang ist’s her (frühe 1970er), als der damalige Nationalratspräsident Anton Benya die unziemlich im Parlament herumrumorenden Abgeordneten mit diesem Satz zur Mäßigung aufrief. Das war eine Frühform der Message-Control, wie sie heute in der Politik gang und gäbe ist. Und niemand hat Benyas kategorischen Imperativ besser umgesetzt als die ÖVP unter Sebastian Kurz. Wo käme man auch hin, wenn sich die Parteimitglieder nicht folgsam, sondern als freie Geister gebärdeten!

Profi mit starkem Zwangscharakter

Um ein den Parteigranden genehmes Kommunikationsverhalten herzustellen, bedarf es eines schlagkräftigen, gut bezahlten Message-Controllers. Wie ein solcher beschaffen sein muss, lässt sich unschwer erahnen. Es sollte sich um einen Profi mit starkem Zwangscharakter handeln (in Vorarlberg gelegentlich scherzhaft "Zwingli" genannt), nur mit der speziellen Eigenschaft, dass er nicht selbst an seinen Zwängen leidet, sondern die anderen an seinen Zwängen leiden lässt.

Süße Erinnerungen

Der neue alte Zwingli der ÖVP heißt seit kurzem wieder Gerald Fleischmann. Ihm traut man zu, dass er die ganze kommunikative Palette von "Das sagen wir lieber nicht" bis "Halt sofort die Goschen" draufhat und zudem süße Erinnerungen an die goldene türkise Zeit wachhält.

Bleibt nur zu hoffen, dass ihn die Staatsanwaltschaft nicht zu häufig bei der Arbeit stört. Die lässt sich das Goschenhalten nämlich nur ungern anschaffen. (Christoph Winder, 27.11.2022)