Sieht den künstlerischen Auftrag in seiner Ära noch lange nicht erfüllt: Burgtheaterdirektor Martin Kušej.

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Wien – Am Montag und Dienstag finden die ersten Hearings für die künstlerische Geschäftsführung des Burgtheaters ab 2024 statt. Inklusive des amtierenden Direktors Martin Kušej haben sich 16 Personen bzw. Teams beworben. Sechs davon sollen nun in die engere Auswahl gekommen sein. Barbara Frey, die bis dato immer wieder als Kandidatin genannt wurde, ist nicht darunter. "Ich habe mich zu keiner Zeit für die Leitung des Burgtheaters beworben", teilte sie auf STANDARD-Anfrage mit.

Die Ausschreibung des Postens war gemäß Bundestheaterorganisationsgesetz notwendig geworden; das an sich routinierte Prozedere ist aber so viel diskutiert wie schon lange nicht. Steht Direktionen üblicherweise mit großer Wahrscheinlichkeit eine zweite Amtszeit in Aussicht – nicht zuletzt da eine Theaterära eine gewisse Anlaufzeit benötigt –, so sind im Fall Kušej die Gemüter seit Monaten erhitzt.

Kritik am Führungsstil

Die künstlerische Bilanz der bisherigen drei Spielzeiten blieb hinter den Erwartungen zurück, zugleich hatte aber auch die Pandemie einiges zu Fall gebracht. Gewichtig ist indes auch die Kritik am Führungsstil des Intendanten. "Willkür" und "Respektlosigkeit" sollen die Arbeit beeinträchtigen, wie das Nachrichtenmagazin Profil jüngst anonym bleibende interne Stimmen zitierte. Dagegen verwehrt sich Kušej entschieden. Er höre das "seit zehn Jahren", arbeite aber stets "auf Augenhöhe". Mit der Wirklichkeit habe das nichts zu tun.

Die Möglichkeit einer verkürzten zweiten Periode für den Amtsinhaber steht im Raum, zumal die Vertragsdauer mit "bis zu fünf Jahren" angegeben ist. Diese Option hat Kušej aber ausgeschlagen. Für weniger als fünf weitere Jahre stehe er nicht zur Verfügung. (Margarete Affenzeller, 28.11.2022)