Neo-Präsident Wrabetz will Rapid in ruhigere Gewässer führen.

Foto: APA/ALEX HALADA

Steffen Hofmann will Rapid weiterentwickeln.

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Vor ein paar Wochen dachte man, Rapid zerreißt es. Es wurde gestritten, gelitten und verloren, Präsident Martin Bruckner und Wirtschaftsgeschäftsführer Christoph Peschek traten zurück. Trainer Ferdinand Feldhofer wurde zurückgetreten.

Der Fußball ist bekanntlich schnelllebig, Rapid fällt traditionell durch ein hohes Tempo, an der Grenze zur Schallgeschwindigkeit, auf. Am Samstag feierte die Mitgliederhauptversammlung im Allianz-Stadion ein Fest der Beruhigung, es ging so harmonisch wie bei einer Christmette in Stephansdom zu.

Alexander Wrabetz (62) wurde mit 87,7 Prozent zum Präsidenten gewählt, seine Stellvertreterin ist Universitätsprofessorin Edeltraud Hanappi-Egger. Es trat nur eine Liste an. 1284 der insgesamt 17.791 Mitglieder waren anwesend. Ex-ORF-General Wrabetz war durchaus gerührt, dankte für das Vertrauen.

Der scheidende Bruckner war sentimental, appellierte in seiner letzten Rede (in Sachen Rapid) an den Zusammenhalt in einer Welt, die "gehässiger wird. Rapid ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Wir müssen das ändern, gemeinsam statt gegeneinander."

Die Fäden

Der neue starke Mann im Klub ist Steffen Hofmann. Er, die 42-jährige Ikone, hatte die Liste gebastelt, im Hintergrund die Fäden gezogen. Er wird in absehbarer Zeit aus dem ehrenamtlichen Präsidium ausscheiden. "Aber nicht so schnell wie gedacht." Nun werden neue Strukturen geschaffen. Dank der leicht absurden Winter-WM in Katar hat der nationale Fußball eine lange Pause und Rapid somit Zeit, sich zu ordnen. Gianni Infantino ist eben nicht ausschließlich böse.

Es wird drei Sparten geben: Wirtschaft, Organisation, Sport. Um die ersten beiden kümmern sich Wrabetz und Hanappi-Egger, um den dritten Bereich Hofmann – mit Michael Hatz und Michael Tojner. Rapid hat zwei Botschafter, Andreas Herzog hat Schmäh, Andreas Treichl hat Kontakte zur Wirtschaft.

Zoran Barisic bleibt Trainer, momentan interimistisch und Sportgeschäftsführer ist er auch noch. Da wird es etwas kompliziert, denn Hofmann ist ihm vorgesetzt, bis zur Wahl war es umgekehrt. Barisic wird bald einen langfristigen Trainervertrag unterschreiben. Er will das. Busenfreund Hofmann will das. "Der Zoki gehört auf den Platz, man braucht ihn nur anschauen, er wird jeden Tag jünger." Welche Titel Hofmann trägt, bedarf eine Klärung. Wrabetz: "Steffen soll eine Rolle im Management der Rapid GmbH erhalten, eine Scharnierfunktion zwischen Geschäftsführung und Präsidium übernehmen. Er soll für Rapid nach innen und nach außen für den Sport sprechen."

Handy retour

Die Aufgaben von Peschek übernimmt Werner Kuhn, der praktisch seit ewig Manager in Hütteldorf ist, dem aber vom alten Präsidium das Diensthandy weggenommen wurde. Er bekommt es nun wieder zurück. Kuhn bleibt interimistisch, im März soll der Nachfolger feststehen.

Rapid steht finanziell gut da, im Geschäftsjahr 2021/22 wurde ein Gewinn von 5,76 Millionen Euro erzielt, das Eigenkapital beträgt 21,36 Millionen. Vom Kredit fürs neue Stadion sind bereits 15 der insgesamt 35 Millionen zurückbezahlt, das Trainingszentrum im Prater ist fertig. Wrabetz: "Dem sportlichen Erfolg wird alles untergeordnet. Im nationalen Bereich soll um Titel mitgespielt werden, das Verpassen eines Europacuplatzes wäre eine Katastrophe." Der Umsatz soll von 45 auf 60, das reine Sportbudget von 20 auf 30 Millionen erhöht werden.

Hofmann kündigte eine durchgängige Spielphilosophie, eine Verbesserung des Scoutings und ein "typisches" Anforderungsprofil für Neuzugänge an. Man wolle Kicker selbst entwickeln, pro Jahr zumindest zwei in die Kampfmannschaft hochziehen. Rapid stellt übrigens 40 österreichische Teamspieler, von der U15 aufwärts. "Rapid soll leiwand sein", sagte Hofmann. Am Samstag wurde applaudiert. (Christian Hackl, 27.11.2022)