Das Erbe von Diego Maradona ist in Argentinien klar vorgezeichnet. Nach dem 2:0-Sieg über Mexiko hat sich auch wieder Hoffnung eingestellt.

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Ewald Pfleger gelang mit "Live Is Life" ein Welthit.

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Wie so vieles beginnt die Erfolgsgeschichte von "Live Is Life" im Oberwarter Fußballstadion. Die österreichische Band Opus feierte am 2. September 1984 dort das elfjährige Bandbestehen. Die zweite Aufnahme des Songs wurde zum absoluten Welthit, der durch ein Video mit dem aufwärmenden Maradona erneut an Popularität gewann. Zur WM in Katar präsentierte Adidas eine Reihe von Werbeclips mit Fußballstars. Unterlegt mit: "Live Is Life".

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STANDARD: Man staunte nicht schlecht, als bei der aufwendigen Adidas-Werbung plötzlich "Live Is Life" im Hintergrund lief. Wie kam der Deal zustande?

Pfleger: Wir bekommen eigentlich bei jeder Weltmeisterschaft oder Europameisterschaft ähnliche Anfragen. Wir haben dieses Mal die kleineren nicht abgeschlossen, weil wir das Gefühl hatten, dass etwas Großes kommt.

STANDARD: Wie viel springt für euch raus?

Pfleger: Es ist so viel, wie wir bis jetzt fast noch nie bekommen haben. Zahl will ich aber natürlich keine sagen.

STANDARD: Aber vielleicht die Dimension. Ein Einfamilienhaus oder zwanzig Einfamilienhäuser?

Pfleger: Keine Ahnung, ich glaube, Einfamilienhäuser sind gerade verdammt teuer.

STANDARD: "Live Is Life" ist im Fußballkontext kein Novum. Vor allem das Video, in dem Maradona dazu aufwärmt, ist ein viraler Hit.

Pfleger: Unser Song war ja schon davor ein Welthit, auch in Südamerika. Ein holländischer Journalist hat 1989 eine Dokumentation über Maradona gedreht, und so kam das Video zustande. Als es dann später auf Youtube erschien, wurde es noch einmal bekannter. Vor allem nach Maradonas Tod.

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STANDARD: Von dem Werbeclip gibt es mehrere Versionen, auch eine, bei dem Messi mit früheren Versionen von sich selbst kickt. Welche gefällt Ihnen am besten?

Pfleger: Es gibt länderspezifische Ausspielungen, die dann auf den Star des jeweiligen Teams ausgelegt sind. Aber die Wirkung bei Messi ist schon eine besondere.

STANDARD: Haben Sie selbst einen Fußballbezug?

Pfleger: Ich bin in einer Fußballfamilie großgeworden, war selbst als Kicker aber nie so gefragt. Bei meinem Bruder hat das besser funktioniert: Er hat es zu Sturm Graz geschafft und dort mit Gernot Jurtin und Bozo Bakota zusammengespielt.

STANDARD: Die Krux an Welthits ist ja auch, dass deren Interpreten und Interpretinnen oft darauf reduziert werden. Unter uns: Nervt euch die Nummer nicht schon?

Pfleger: Nein, schon lange nicht mehr. Wir als Band haben dem Song so viel zu verdanken, die Ehrungen, die Möglichkeiten, das gibt es alles nur durch "Live Is Life". Man muss dankbar sein.

STANDARD: Gerade in Argentinien scheint das Interesse gerade wieder extrem groß.

Pfleger: Die Argentinier haben seit jetzt bald zwei Jahren versucht, uns zu einem Auftritt zu holen. Und jetzt haben sie es geschafft. Sie haben sogar den Papst eingespannt, um uns zu bekommen.

STANDARD: Bitte was?

Pfleger: Wir hatten schon dreimal das Angebot, mit dem Hologramm von Maradona aufzutreten. Das erste Mal war vor zwei Jahren bei einem Meisterschaftsspiel von Neapel, dann wollten sie uns nach Argentinien holen. Das hat alles nicht geklappt. Außerdem gab es das Angebot, beim Argentinien-Sieg gegen Italien im Wembley-Stadion aufzutreten. Da waren wir nicht komplett. Schlussendlich hat uns nun die Stiftung von Papst Franziskus eingeladen und wir haben zugesagt.

STANDARD: Böse Zungen behaupten: "Live Is Life" ist nicht umzubringen. Was macht die Nummer so stark?

Pfleger: Es liegt vor allem daran, dass es eine spezielle Aufnahme beim Livekonzert ist. Wäre der Song im Studio aufgezeichnet worden, wäre er nie so ein großer Hit geworden. Es ist ein Zeitdokument unseres damaligen Auftritts. Sie ist nicht ganz perfekt, aber genau das macht es auch aus. Viele, einschließlich unseres damaligen Produzenten, haben gesagt: "Das wird eh kein Erfolg, eine Live-Aufnahme wird sicher keine Nummer eins." Auch Plattenfirmen haben es abgelehnt.

STANDARD: Die werden sich heute ärgern.

Pfleger: Der Slogan ist auch sehr vielseitig. Wenn man es mit dem anderen österreichischen Welthit ‚Rock me Amadeus‘ vergleicht, ist ‚Live is Life‘ thematisch nicht so eingeschränkt und einfach viel breiter einsetzbar.

STANDARD: Wäre "Live Is Life" ein Fußballer, wer wäre das?

Pfleger: "Live Is Life", momentan ist das Lionel Messi, aber natürlich gibt es auch die große Verbindung mit Diego Maradona. Das sind die zwei berühmtesten Argentinier und vielleicht die größten Ikonen der Fußballgeschichte. (Andreas Hagenauer, 29.11.2022)