Der zum Teil aus recyceltem Material gefertigte offizielle WM-Fußball kostet 150 Euro, der aus normalem Kunststoff ist wesentlich günstiger.

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Ein Sportartikelhersteller bewirbt sich als Retter der Weltmeere, ein anderer hat entschieden, eine "bessere Welt zu erschaffen", der dritte preist "zum Teil" recycelte Turnschuhe an. Jung, fit, umweltbewusst: So präsentieren sich Unternehmen wie Adidas, Nike und Puma und verpassen sich in Kampagnen ein grünes Antlitz. Der Frage, wie nachhaltig die Sportkollektionen der großen Marken aber wirklich sind, geht die 3sat-Doku "Fast Sports – Falsches Spiel mit der Nachhaltigkeit" von Christoph Brügmann und Anna Fei am Dienstag um 22.25 Uhr nach.

Stichwort Plastikmüll: Recycelter Polyester, der aus Plastikmüll gewonnen wird und die Umwelt schützen soll, soll CO2 einsparen. Theoretisch eine tolle Sache. "39 Millionen Plastikflaschen" verwertet etwa Decathlon laut eigenem Spot wieder. Bis 2026 will der Sportdiskonter zu hundert Prozent ökologisch designte Ware anbieten, sagt eine Sprecherin. In der Definition nimmt es Decathlon dann nicht so genau. Es reicht, wenn ein Artikel mit "hochwertigem Material" verarbeitet wurde, um in die Kategorie zu fallen. Was das genau bedeutet, wird nicht näher erklärt. "Meistens ist total unklar, woher das Material wirklich kommt", sagt der Experte Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe. Eine Stichprobe zeigt jedenfalls: In drei von zehn Artikeln fanden sich keinerlei Hinweise auf PET-Flaschen.

Greenwashing bei der Fußball-WM

Größtes Greenwashing betreibt derzeit die Fifa mit der "klimaneutralen Fußball-WM" im Wüstenstaat Katar und in klimatisierten Stadien. Der zum Teil aus recyceltem Material gefertigte offizielle WM-Fußball kostet 150 Euro, der aus normalem Kunststoff ist wesentlich günstiger.

Die Doku führt auch an Orte des Entstehens, etwa nach Pakistan. Die 600.000 Einwohner zählende Stadt Sialkot gilt als Fußballhauptstadt. Drei von vier Fußbällen, die weltweit im Handel sind, kommen von hier. Menschenrechtsorganisationen kritisieren niedrige Löhne und zum Teil menschenunwürdige Bedingungen. Brügmann und Fei gelingt es, einen der Betriebe zu besichtigen. Zu sehen ist etwa ein Mann an der Maschine, der in einem Irrsinnstempo das Material bearbeitet. Seine Bewegungen wirken wie im Zeitraffer aufgenommen. Drei Stunden macht er das so, dann eine kurze Pause und weitere drei Stunden und das alles bei 40 Grad Hitze. 12.000 Fußballblasen in einer Arbeitsschicht von acht Stunden entstehen so. Das Unternehmen gilt als Vorzeigebetrieb, wird betont. Der Stadt und den Menschen hat das zu Wohlstand verholfen. An den Stadträndern sitzen Kleinbetriebe, wo Männer Fußbälle nähen – für 70 bis 90 Euro im Monat.

Aber es gibt auch Fair-Trade-Betriebe, in denen Menschen eine geregelte Arbeitszeit haben und ein Gehalt bekommen, das über dem Mindestlohn liegt, und es gibt Kranken- und Sozialversicherung, dazu sauberes Trinkwasser und ein Transportshuttle zur Arbeit und wieder nach Hause. Für die großen Anbieter produzieren diese aber nicht. Die Nachfrage nach Fair-Trade-Bällen ist gering.

Die 3sat-Reportage behandelt ein richtig wichtiges Thema. Die enervierende Dauerbeschallung mit Dosenmusik hätte es dazu gar nicht gebraucht. (Doris Priesching, 29.22.2022)

Stellungnahme zur Doku von Decathlon, 29.11.2022, 11:30:

Wir bestätigen, dass die Produkte nicht aus recycelten PET-Flaschen bestehen, sondern aus sogenanntem ‘Post-Consumer Textile to Textile’ recycelten Polyester. Das heißt, aus
Alttextilien, die bereits ihr Produktleben hinter sich haben und wo wir die Materialien
zweitverwerten konnten.

Bei recyceltem Polyester aus PET-Flaschen ist im recycelten Garn Isophthalsäure
nachweisbar. Ein Nachweis dieser Chemikalie wurde in der Analyse von TÜV Süd untersucht.
Beim ‘Post Consumer Textile to Textile’ Recycling, also dem Recycling von gesammelten
Alttextilien und nicht PET-Flaschen, ist Isophthalsäure nicht enthalten, da der
Recycling-Prozess ein anderer ist. Daher kann bei einer Prüfung nach Isophthalsäure auch
kein Ergebnis gefunden werden. Die getesteten Produkte bestehen wie von Decathlon
angegeben aus recycelten Polyester.

Zu Ecodesign:

  • Ecodesign steht dafür, dass die Umweltauswirkungen während des gesamten Produktlebens reduziert werden sollen, ohne die Funktionalität einzuschränken. (umweltbewusste Produktentwicklung von Konzeption – Herstellung mit nachhaltigen Rohstoffen wie Bio-Materialien, recycelten Materialien oder nachhaltige Herstellungsprozesse wie Spinnfärbung).
  • Zum Beispiel muss ein Ecodesign-Produkt aus mehr als 90 % Biobaumwolle, mehr als 50% spinngefärbter Stoff (Färbeprozess) oder mehr als 70% recyceltes Polyester bestehen, um die Ecodesign-Kriterien zu erfüllen.