Ob mit oder ohne Mond: Künftig könnte die Nutzung von Mobilfunk im Flugzeug möglich werden.

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Bisher ist es ein fixer Bestandteil einer jeden Flugreise: Kaum rollt das Flugzeug auf die Startbahn, heißt es, alle Geräte mit Mobilfunkverbindung in den Flugzeugmodus zu versetzen – also vom Netz zu trennen. Argumentiert wurde das zunächst mit Sicherheitsbedenken in Hinblick auf eine potenzielle Störung der Flugsysteme. Dass diese technisch nicht wirklich nachvollziehbar sind, hat nichts daran geändert, dass diese Praxis bis heute aufrecht ist. Nun scheint aber die Kehrtwende zu kommen – oder zumindest die Absicht dafür.

Aussendung

Die EU will die Nutzung von Mobilfunk während des Fluges erlauben, teilt die Kommission in einer aktuellen Presseaussendung mit. Dank einer Anpassung des "Durchführungsbeschlusses über Frequenzen für die mobile Kommunikation in Flugzeugen" soll es künftig nicht nur möglich sein, mobile Daten im Flugzeug zu verwenden, sondern auch Telefonanrufe vorzunehmen und SMS zu erhalten.

Die technische Grundlage dafür soll der aktuelle Mobilfunkstandard 5G bilden. Flugzeuge könnten künftig mit entsprechenden Picozellen, also räumlich eng begrenzten Mobilfunksendern, ausgestattet sein, um die notwendige Netzabdeckung zu bieten. Die rechtliche Basis für all das hat die EU bereits im Jahr 2008 geschaffen, als bestimmte Frequenzbereiche für Mobilfunkkommunikation reserviert wurden. Mit der aktuellen Novelle kann dies aber nun auch wirklich genutzt werden.

Abwarten

Die aktuelle Ankündigung der EU ist allerdings zunächst einmal nur das: eine Ankündigung. Einen konkreten Zeitplan gibt es noch nicht. Auch Details dazu, wie eine konkrete Regulierung aussehen könnte, lässt die Mitteilung der Kommission vermissen.

Wollen die Fluglinien das überhaupt?

Abzuwarten bleibt auch, auf wie viel Gegenliebe diese Ankündigung bei den Fluglinien stoßen wird. Immerhin wehrt sich gerade das Bordpersonal bislang gegen Lockerungen bei der Nutzung von Mobiltelefonen im Flugzeug. Dies allerdings nicht wegen Bedenken in Hinblick auf eine Störung der Flugsysteme, sondern weil befürchtet wird, dass die Reisenden in der wichtigen Start- und Landephase dann noch weniger aufmerksam sind.

Ob das angesichts dessen, dass heutzutage viele genau zu diesen Zeitpunkten ohnehin Kopfhörer aufhaben und Filme schauen oder Musik hören, wirklich noch relevant ist, ist allerdings zweifelhaft. Eine Freigabe von Telefonie an Bord beherbergt hingegen sicherlich ein gewisses Konfliktpotential, da sich Sitznachbarn dadurch gestört fühlen könnten.

Unsicherer Ausblick

Der Widerstand des Bordpersonals war es denn auch, der bisher ähnliche Initiativen in den USA verhinderte, wie Bloomberg berichtet. Insofern bleibt abzuwarten, ob aus der Theorie der EU-Kommission auch einmal eine Praxis wird – oder ob die Reisenden auch künftig ihre Smartphones im Flugmodus belassen oder viel Geld für eine langsame WLAN-Verbindung zahlen müssen. (apo, 28.11.2022)