Es war einer dieser Momente, die im Internet für gute Laune sorgen. Der Künstler David Hockney erschien Ende vergangener Woche im Buckingham-Palast in einem maßgeschneiderten karierten Anzug, um den Hals hing ihm eine schwarz-weiß gewürfelte Krawatte. So weit, so gut, der Brite mit der runden Brille auf der Nase pflegte schon immer einen eigenen Stil. Doch dann das: An den Füßen trug der 85-Jährige Gummienten-farbene Crocs. Wie jetzt, mit Gartenschuhen in den Buckingham-Palast? Und überhaupt, Gummischuhe zum Anzug?

Für einen wie Hockney kein Problem, für König Charles offenbar auch nicht. "Ihre gelben Galoschen, wunderschön gewählt", soll er im Smalltalk geäußert haben. Die royale Begeisterung verwundert nicht: Charles musste lange in seinem "Gartenparadies Highgrove" herumgraben, bevor er König wurde. Die britische "Vogue" reagierte auf das königliche Gütesiegel umgehend mit einem Beitrag: "Your Crocs Are Now King Charles-Approved", in den Social-Media-Kanälen wurde der Auftritt des 85-Jährigen gefeiert.

Künstler David Hockney bei seinem Besuch im Buckingham-Palast mit König Charles.
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Nun könnte man sagen: Durchaus verständlich, dass ein 85-Jähriger zu Crocs greift. Die Gummischuhe werden von Pflegepersonal und älteren Menschen für ihre Bequemlichkeit geschätzt. Doch von einem David Hockney, dem stilsicheren König der Farben und der schrägen Outfits, ist mehr zu erwarten. Der Mittachtziger wird die Modeberichterstattung der vergangenen Jahre verfolgt haben.

Der König hatte Mitglieder des Verdienstordens "Order of the Merit" zu einem Essen eingeladen. Anlässlich dessen entstand das Gruppenbild mit gelbem Schuh und bunten Strümpfen.
Foto: Aaron Chown/Pool via REUTERS

Die Crocs, erfunden wurden sie 2002 in Colorado, haben in den vergangenen fünf Jahren nicht nur Social Media, sondern auch den öffentlichen Raum erobert. Und zwar dank cleverer Kooperationen mit Balenciaga, Justin Bieber oder dem US-Schuhdesigner Salehe Bembury. Die Kampagnen haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Der Gummischuh wird längst nicht mehr als Gartenschuh wahrgenommen: Umfragen besagen, dass Crocs in der Generation Z zu den beliebtesten Schuhmodellen gehören. Aktuell wirbt der "Queer Eye"-Star Jonathan van Ness für das Unternehmen, das hochfliegende Pläne hat: Bis 2026 soll der Umsatz verdoppelt werden.

Aber ob Hockneys Kombination, bestehend aus Anzug und Gummischuhen, auch auf dem heimischen Parkett gut ankäme? Das darf bezweifelt werden. Stilsichere Exzentrik ist in Österreich Mangelware.

Vorstellbar wäre eher ein anderes Szenario: Sollte es Richard Lugner, mittlerweile 90, heuer an einem prominenten Gast mangeln (für 2023 wünscht sich der Kaufhauskönig Lady Gaga in seine Loge), wäre ein Auftritt in Frack und Crocs ein Garant für Schlagzeilen – zumindest im lokalen Boulevard. Das wäre doch schon was. (feld, 28.11.2022)