Als "bestes Hochhaus der Welt" seien die Wiener Triiiple-Türme gekürt worden, heißt es in einer Mitte November veröffentlichten Aussendung des Immobilienkonzerns Soravia: Der Council on Tall Buildings and Urban Habitat (CTBUH) habe das Projekt mit dem Award of Excellence ausgezeichnet. Beeindruckt zeigte sich die Jury vor allem von der Heizung und der Kühlung des Gebäudes über ein Flusskraftwerk im Donaukanal.
Gerade dieses Kraftwerk, eine Wärmepumpe, sorgt nun aber für Wickel zwischen den Wohnungskäufern und dem Bauträger. Die Käuferinnen und Käufer beklagen, dass ihnen ein Anschluss an das Wiener Fernwärmenetz versprochen worden sei, sie nun aber mit der Wärmepumpe vorliebnehmen müssen, die von der SEM, einer Tochtergesellschaft der Soravia, betrieben wird. Die Anschlusskosten seien im Vergleich zu anderen Hochhäusern in Wien dadurch "deutlich erhöht". Zudem stoßen sich die Käufer daran, dass über die Leitungen im Gebäude auch der benachbarte Austro Tower versorgt wird – und ziehen nun mit einer Unterlassungsklage vor Gericht.
"Deutlich erhöhte Kosten"
Gestartet hatte das Bauprojekt die Soravia gemeinsam mit der Austrian Real Estate (ARE), einer Tochtergesellschaft der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Unumstritten war die staatliche Beteiligung an dem Vorhaben nicht, sind die Wohnungen, die ab rund 600.000 Euro zu haben sind, doch eher im Luxussegment angesiedelt. Zudem ist das Projekt Gegenstand im laufenden Chorherr-Prozess. Immobilienentwickler, darunter Erwin Soravia, sollen sich durch Spenden an einen Verein des früheren Grünen-Politikers Christoph Chorherr eine bevorzugte Behandlung bei Widmungen quasi erkauft haben. Soravia und alle anderen Angeklagten bestreiten das.
Jetzt, knapp ein Jahr nach Fertigstellung der Triiiple-Türme, dürfte der Haussegen endgültig schief hängen. Die eigene Wärmepumpe, die in zahlreichen Kaufverträgen nicht vorgesehen gewesen sei, wäre allein noch nicht das Problem, heißt es seitens der Wohnungskäufer. Sie hätten allerdings erst über die Medien vom Kraftwerk erfahren. Und als Anfang 2022 dann die ersten Vorschreibungen für die Wärme- und Kälteversorgung mit hohen monatlichen Forderungen eintrudelten, lief das Fass über: Im Vergleich zu anderen Wohnhochhäusern in Wien seien die Anschlusskosten deutlich überhöht. "Wir dachten, wir würden in einem energieeffizienten Neubau weniger Heizkosten als in unserer früheren Altbauwohnung zahlen – nun ist das Gegenteil der Fall", sagt eine Bewohnerin.
Zudem wird über die Wärmepumpe mittlerweile auch der ebenfalls vom Soravia-Konzern errichtete Austro Tower versorgt. Die Käufer stört, dass dabei ihre Leitungen verwendet werden. Zugestimmt hätten sie dem nicht – was nun der Grund für die Klage gegen die Soravia-Tochtergesellschaft SEM ist.
"Unsere Mandanten mussten leider feststellen, dass außergerichtliche Einigungsversuche im Sand verlaufen sind", teilen die Rechtsanwälte Florian Knaipp und Christian Kirner dem STANDARD mit. Insgesamt werde das Vorhaben von rund 150 Wohnungseigentümern unterstützt. Sollte der Konzern weiter "stur bleiben", wolle man in letzter Konsequenz die Errichtung des vereinbarten Fernwärmeanschlusses gerichtlich durchsetzen.
"Günstiger als Fernwärme"
Die Soravia-Gruppe betont auf Anfrage des STANDARD, dass ihr noch keine Klage betreffend die Triiiple-Türme vorliege. Inhaltlich kann der Konzern die Argumente der Wohnungskäufer aber nicht nachvollziehen. Tatsächlich sei es so, dass zu Beginn des Projekts eine konventionelle Fernwärmelösung zur Energieversorgung vorgesehen war. Im Zuge der "Ökologisierung" des Bauvorhabens habe man aber auf ein CO2-neutrales Kühl- und Heizsystem umgestellt. Das sei auch in einer "Vielzahl an Verträgen so abgebildet und vereinbart" worden.
Die Produktion von Wärme und Kälte erfolge zum jetzigen Zeitpunkt zudem "mit weitaus günstigeren laufenden Kosten als die Fernwärme Wien", heißt es seitens der Soravia. Auch die Anschlusswerte seien "innerhalb der üblichen technischen Bandbreite". Dass der Austro Tower über die Anlage mitversorgt werde, sei ein Gewinn für die anderen Bewohner des Quartiers. Außerdem sei die Anlage dadurch mit geringeren Kosten für die Triiiple-Bewohner verbunden, da Synergien genutzt werden könnten. (Jakob Pflügl, Renate Graber, 29.11.2022)