Wikileaks-Gründer Julian Assange 2016 bei einer Rede auf dem Balkon der ecuadorianischen Botschaft in London.

Foto: Reuters/Peter Nicholls

Mehrere international renommierte Medienhäuser haben an die US-Regierung appelliert, die Strafverfolgung von Wikileaks-Gründer Julian Assange einzustellen. In dem von "Spiegel", "Le Monde", "El País", "New York Times" und "The Guardian" unterzeichneten und am Montag veröffentlichten offenen Brief heißt es, die Anklage schaffe einen gefährlichen Präzedenzfall und drohe die Pressefreiheit zu untergraben.

Berufung gegen Auslieferung

Assange versucht gegen seine Auslieferung in die USA vorzugehen – aktuell mit einer Berufung am High Court in London. Nach jahrelangem juristischem Ringen hatte die britische Regierung die Auslieferung genehmigt. Die US-Justiz will Assange wegen Spionagevorwürfen den Prozess machen. Ihm wird vorgeworfen, mit Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben.

Unterstützerinnen und Unterstützer sehen in Assange einen mutigen Journalisten, der Kriegsverbrechen ans Licht brachte und an dem nun ein Exempel statuiert werden solle.

Die Medien, die den offenen Brief verfasst haben, hatten genau vor zwölf Jahren in Zusammenarbeit mit der Plattform Wikileaks Enthüllungsgeschichten rund um die vertraulichen Nachrichten des US-Außenministeriums veröffentlicht.

Auch Wikileaks in Schwierigkeiten

Assanges Enthüllungsplattform Wikileaks scheint sich derzeit ebenfalls in ernsthaften Schwierigkeiten zu befinden. Laut einer Untersuchung des "Daily Dot" ist die Website seit Wochen nur noch sporadisch aufrufbar. Von den über zehn Millionen veröffentlichten Dokumenten sind aktuell laut Daily Dot nur noch weniger als 3.000 von den Wikileaks-Servern abrufbar.

Daten des Internetarchivs "Wayback Machine" implizieren, dass für Wikileaks der November 2022 der Monat mit den meisten Ausfällen seit zwölf Jahren war. Eine Anfrage des STANDARD an Wikileaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson blieb unbeantwortet. (APA, dpa, red, 28.11.2022)