Rettungskräfte suchen in Casamicciola nach Vermissten.

Foto: EPA / Ciro Fusco

Rom/Neapel – Nach dem Erdrutsch auf der italienischen Insel Ischia am Samstag ist die Zahl der Toten auf acht gestiegen. Am Montag wurde die Leiche eines 15-Jährigen geborgen. Bei dem Unglück kamen auch seine beiden Geschwister im Alter von sechs und elf Jahren ums Leben. Die Eltern der Kinder sowie zwei weitere Menschen werden noch vermisst, teilten die Behörden mit. Die Suche nach den Verschütteten wurde die ganze Nacht fortgesetzt. Das jüngste Opfer ist ein erst 21 Tage alter Bub.

Die Zahl der obdachlos gewordenen Frauen, Männer und Kinder stieg auf 230. Sie wurden in Hotels der Insel untergebracht. Die Staatsanwaltschaft Neapel leitete Ermittlungen ein, um festzustellen ob die rund 30 Häuser, die vom Erdrutsch weggerissen wurden, illegal gebaut worden waren. Vorwürfe wurden auch gegen die Behörden erhoben, die nicht genug in die Sicherheit der Hänge investiert hätten.

Notstand ausgerufen

"Gegen illegales Bauen würde es reichen, den Bürgermeister und alle, die dies zulassen, ins Gefängnis zu stecken", sagte der Minister für Umwelt und Energiesicherheit, Gilberto Pichetto Fratin, gegenüber dem Radiosender RTL 102.5. Er zog sich damit viel Kritik zu. Bekannt war, dass an den bebauten Hängen auf der größten Insel im Golf von Neapel ein Risiko für Erdrutsche bei Unwettern bestand. Einige Häuser sollen dort laut Medienberichten ohne Erlaubnis und entsprechende Prüfungen gebaut worden sein.

Der Ministerrat in Rom tagte am Sonntag und rief den Notstand auf Ischia aus. Damit sollen Finanzierungen für Menschen, die ihre Unterkunft verloren haben, und für den Wiederaufbau rascher lockergemacht werden. Zwei Millionen Euro will die Regierung laut Medienangaben für Wiederaufbauarbeiten zur Verfügung stellen. Die Regierung will noch bis Ende dieses Jahres einen umfangreichen Plan zur Bekämpfung der negativen Auswirkungen des Klimawandels verabschieden, teilte der Ministerrat mit.

Chef des Zivilschutzes fordert mehr Prävention

Der Chef des italienischen Zivilschutzes, Fabrizio Curcio, warnte, dass für 94 Prozent der Kommunen in Italien ein Risiko für Überschwemmungen, Erdrutsche und Erosionen an den Küsten bestehe. Curcio forderte mehr Prävention und Verbesserungen beim Bau von Wehren sowie an Flussufern. Auch die Menschen müssten ihr Verhalten an Unwetterwarnungen anpassen. (APA, red, 28.11.2022)