Am alten Soldatengrab (siehe Bild) suchte man vergeblich nach einer historischen Einordnung. Im Vorjahr wurde es vollständig abgetragen und durch ein Mahnmal mit wissenschaftlichem Begleittext ersetzt.

Rohrhofer

Linz – Auch andernorts trübten braune Altlasten über viele Jahre die kommunale Unbeschwertheit. Nur unweit von Peuerbach in der kleinen Ortschaft Stillfüssing sorgte jahrzehntelang ein Soldatengrab für österreichweite Proteste. "Hier ruhen in Frieden Soldaten der Waffen-SS", stand auf der mächtigen Granitsäule unmittelbar neben der Bundesstraße zu lesen. Gedacht wurde damit 13 Männern der Waffen-SS, die am 4. Mai 1945 hier ihr Leben ließen. Auf eine kritische Distanz zu den Gräueltaten des NS-Regimes wurde ob der schillernden Heldenehrung lange verzichtet.

Rechte Pilgerstätte

Problematisch war zudem, dass das SS-Denkmal jahrzehntelang vom Oberösterreich-Ableger der Kameradschaft IV (K IV) betreut wurde – damals wie heute eine laut Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) "rechtsextreme Veteranenorganisation ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS". Und obwohl die meisten Mitglieder der Kameradschaft IV inzwischen verstorben sind, war das Grab in Stillfüssing lange Zeit immer wieder Pilgerstätte für Ewiggestrige.

Mit den zahlreichen Forderungen nach einer historischen Einordnung etwa in Form einer Zusatztafel tat man sich im Rathaus von Waizenkirchen, der verantwortlichen Gemeinde für die Ortschaft Stillfüssing, stets schwer. Ducken und nur nicht anstreifen, war das Credo etlicher Bürgermeister.

Nach über 60 Jahren dann aber plötzlich der Schwenk: 2021 wurde das alte Denkmal im Auftrag des zuständigen Innenministeriums vollständig abgerissen und durch ein neues Denkmal samt Begleittext des Mauthausen-Komitee ersetzt. Nur eine Grabtafel mit den Namen der 13 bestatteten Waffen-SS-Männer ist heute noch Teil des Denkmals.

"Aus demokratischer Sicht ist es ein Stachel im Fleisch, wenn man an einem solchen Ort nicht ein klares Zeichen setzt, dass man gegen diese Ideologien auftritt", ist etwa Robert Eiter, Sprecher des OÖ Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus, überzeugt. Auch wenn keine Pilgerungen von Rechtsextremen zum Denkmal in Stillfüssing in den letzten Jahren nachweisbar seien, meint Eiter: "Ein Neonazi, der zum Denkmal fährt, meldet sich nicht vorher beim Bürgermeister an." (28.11.2022, Markus Rohrhofer)