Die vielleicht bestechendste Eigenschaft der englischen Sprache ist, dass sie nicht nur von vielen Menschen verstanden wird, sondern es zudem ermöglicht, vergleichsweise rasch auf den Punkt zu kommen. In vielen Fällen genügen wenige englische Worte, um prägnant auszudrücken, wofür man im Deutschen lange und umständliche Formulierungen bräuchte. Oftmals ist das Argument auch, dass englische Ausdrücke einfach cooler klängen. "Über Sex kann man nur auf Englisch singen – allzu leicht kann's im Deutschen peinlich klingen", stellte schon die deutsche Band Tocotronic anno 1995 fest.

"Du pimpst auch jeden Satz mit drei Anglizismen!"
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Denglisch: Love or hate?

Die Jugend hat diesen Umstand vielfach für sich entdeckt – nicht umsonst wurde mit "smash" nach "cringe" erneut ein Jugendwort des Jahres gekürt, das dem Englischen entlehnt ist. Unter Teenagern ist schnell mal etwas "fancy" oder zumindest "nice". Doch vor Anglizismen sind auch andere Altersstufen nicht gefeit. Aus Marketing und Werbung sind sie ebenfalls nicht wegzudenken. Englische Ausdrücke im Job ziehen sich durch diverse Branchen – von Onboarding über Calls und Meetings bis hin zur Deadline. Anglizismen sind offenbar gekommen, um zu bleiben – sehr zum Unmut jener, die einer Vermischung von Deutsch und Englisch eher ablehnend gegenüberstehen und sprachliche Verdrängungen fürchten.

Die Gegnerinnen und Gegner von Anglizismen argumentieren gerne damit, dass diese Ausdruck eines gewissen sprachlichen Verfalls und Niedergangs des Deutschen seien – und man das alles doch problemlos auch auf Deutsch sagen könnte. Besonders bei Verben wird dies beanstandet. Könne man sich doch ebenso einfach etwas herunterladen wie downloaden, etwas gleichermaßen mögen wie liken und, statt zu canceln, eben absagen. Anstelle eines Updates verfechten sie die gute alte Aktualisierung, News sind und bleiben Nachrichten, und ein Song ist für sie immer noch ein Lied. Termini, die sich für komplexe Begriffe oder Phänomene inzwischen etabliert haben, sind da schon etwas schwieriger zu paraphrasieren – man denke etwa an Braindrain, Date Night, Fatshaming, Flow, Hype, Sexting oder Mansplaining.

Wenn man nicht mehr weiß, wie es richtig heißt

Auch hält das Englische ins Deutsche gerne Einzug, wenn etwa Wendungen aus dem Englischen direkt übersetzt werden, obwohl es eine direkte deutsche Entsprechung gibt. Verhasstes Paradebeispiel vieler wäre etwa, dass etwas "Sinn macht", anstatt einen Sinn zu ergeben.

Oftmals ist man sich gar nicht dessen bewusst, wie viele englische oder vom Englischen beeinflusste Ausdrücke man eigentlich in seiner schriftlichen und mündlichen Kommunikation verwendet – bis einen jemand darauf hinweist, der damit ein Problem hat.

Anglizismen: Was ist Ihr POV?

Gibt es Anglizismen, die Sie selbst gerne und häufig verwenden? Welche denglischen Begriffe finden Sie unnötig und nervtötend? Was stört Sie daran? Und haben Sie Vorschläge, wie man diese Anglizismen genauso gut oder gar besser durch deutsche Ausdrücke ersetzen könnte? Teilen Sie Ihre Ideen im Forum! (Daniela Herger, 29.11.2022)