Seit Dienstag herrscht am Mauna Loa auf Hawaii Alarmstufe Rot. Nach 38 Jahren ist der weltgrößte aktive Vulkan auf der Insel Big Island erneut ausgebrochen. Noch beruhigen die Behörden, mahnen gleichzeitig aber zu besonderer Vorsicht. Häuser, Wohnungen und öffentliche Gebäude sind derzeit nicht gefährdet. Die gut sichtbare Gaswolke mit potenziell giftigen Dämpfen muss aber ebenso im Auge behalten werden wie die Möglichkeit, dass sich zu den bestehenden drei Spalten, aus denen Magma ausgetreten ist, weitere Risse in der Erdkruste gesellen.

Im Dunkel der Nacht zeigt sich Mauna Loa von seiner faszinierendsten Seite. Das Naturspektakel ist von der State Route 200, auch Saddle Route genannt, gut zu verfolgen. Laut der geologischen Behörde USGS sollte die Straße vorerst sicher sein, da die Lavaströme 18 Kilometer weit von Saddle Route entfernt sind.

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Diese Langzeitbelichtung zeigt die Lichtstreifen fahrender Autos, die auf der Saddle Route unterwegs sind. Im Hintergrund ist die riesige Lavaspalte mit den austretenden Fontänen gut zu sehen. Die Straße, die als kürzeste Verbindung gilt, um die Insel zu queren, bleibt vorerst für die Bevölkerung offen.

Foto: Marco Garcia/AP

Bereits kurz nach dem Ausbruch, der am Dienstagvormittag mitteleuropäischer Zeit begann, fanden sich erste Schaulustige ein, um das Schauspiel aus sicherer Entfernung zu beobachten. Der Mauna Loa umfasst mehr als die Hälfte der Big Island von Hawaii. Er ist 4.169 Meter hoch und reicht 5.000 Meter ins Meer hinunter.

Foto: Marco Garcia/AP

Während die austretenden Lavafontänen und die Ströme in der Nacht für atemberaubende Effekte sorgen, ist das wahre Ausmaß des Ausbruchs vor allem am Tag und von der Luft aus gut zu beobachten, wie diese Helikopteraufnahme zeigt.

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Den Behörden zufolge gibt es drei Spalten, an denen Magma ausgetreten ist. Aus den weiter oben liegenden, die etwa für die Saddle Route zum Problem werden könnten, soll aktuell aber kein flüssiges Magma mehr austreten. Die Fachleute erwarten, dass der Strom aus diesen versiegt sein dürfte.

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Weiterhin äußerst aktiv ist allerdings die dritte Spalte, aus der riesige Fontänen schießen. Den Behörden zufolge seien die meisten Eruptionen nur wenige Meter hoch. Die größten Fontänen sollen aber zwischen 30 und 60 Meter hoch in die Luft geschleudert werden, teilte USGS mit.

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Vom Helikopter aus waren am Tag nach dem Ausbruch auch die großen Lavaströme sowie riesige Gas- und Rauchwolken zu sehen. Der Wind ließ das potenziell gefährliche Gemisch zuletzt in nordwestliche Richtung abziehen. Die Behörden und Wetterdienste beobachten die Situation.

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Mittlerweile kursieren diverse Videos vom Ausbruch des Mauna Loa im Netz. Neben spektakulären Nacht- und Überflugbildern stellt das Vulkanobservatorium in Hawaii auch Thermalbilder zur Verfügung, die den Fluss des heißen Lavas mit Wärmebildern dokumentieren.

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Die Wärmebildkamera ist am Nordrand von Mauna Loas Gipfelkrater angebracht und kann eine Temperatur bis 500 Grad Celsius (932 Grad Fahrenheit) messen. Sie dient als eine der vielzähligen Webcams und wartet zudem mit einem 24-Stunden-GIF auf, das die Entwicklung am Berg dokumentiert.

Foto: USGS

Der Vulkan ist nicht zuletzt durch seine wiederholten Ausbrüche – 33 davon wurden bisher dokumentiert – für die Forschung besonders interessant. Am Dienstag brachen erste Experten und Expertinnen an den Ort des Geschehens auf, um sich ein Bild zu machen und Messungen durchzuführen.

Foto: USGS

Neben der Erkundung zu Fuß und vom Helikopter aus dokumentieren auch Kleinflugzeuge die Ausmaße des Naturschauspiels. Diese Aufnahme entstand am Dienstag um 7.15 Uhr Ortszeit und zeigt die nordöstliche Randzone der Eruption von Mauna Loa.

Foto: USGS

Die geologische Behörde hat eine Grafik veröffentlicht, in der die mittlerweile bereits inaktiven zwei Spalten und Ströme sowie der aktuelle Hauptstrom ("active eruptive fissure") eingezeichnet sind. In den Stunden vor dem Ausbruch war es zu zahlreichen Erdbeben der Stärke 2,5 gekommen, momentan dürfte die Situation diesbezüglich ruhig sein. Weitere Risse und Spalten können aber jederzeit auftreten.

Foto: USGS

Das aktuelle Ereignis lässt Erinnerungen an das Jahr 1984 wachwerden – als der Mauna Loa zum bisher letzten Mal ausgebrochen ist. Der in dem Video dokumentierte Ausbruch führte zu einem Lavastrom, der erst sieben Kilomter vor der größten Stadt Hilo auf Big Island zum Erliegen kam.

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Warum der Vulkan in den vergangenen Jahrzehnten stillgehalten hat, beschäftigt Forschende seit längerem. Eine Theorie ist, dass die Magma-Systeme der auf der Insel bestehenden Vulkane verbunden sein könnten und Magma des Mauna Loa zum Vulkan Kilauea umgeleitet wurde. Bei diesem kam es zuletzt 2018 zu einer enormen Eruption. Das Bild zeigt den Krater von Kilauea im September 2021.

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Wie es nun mit Mauna Loa weitergeht und ob die Insel auf Hawaii relativ glimpflich davonkommen wird, werden die kommenden Tage zeigen. "Im Moment ist die Lava in der Gipfelcaldera eingeschlossen und fließt nicht in Richtung der bewohnten Gebiete", erklärt die Vulkanologin Jess Johnson. Sollten außerhalb der Caldera Spalten auftreten, könnten Lavaströme die Ballungsräume auf der Insel bedrohen.


Foto: BRUCE OMORI / PARADISE HELICOPTERS/EPA

Aktuell ist allerdings noch nicht so weit. Von umliegenden Dörfern können daher relativ entspannt Schnappschüsse vom Vulkanausbruch in der Ferne, Palmen und bunten Lichteffekten gemacht werden. (Martin Stepanek, 29.11.2022)

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