Tänzerinnen vor dem Nachtclub E11even versuchen während der Bitcoin Conference 2021 Aufmerksamkeit für das noble Etablissement zu generieren. Die goldenen Tage sind längst vorbei.

Foto: JOE RAEDLE, AFP

Es ist der Frühling 2021, und in den angesagtesten Nachtclubs von Miami erfreut man sich bester Geschäfte. Ständig läutet das Telefon, und reiche Krypounternehmer reservieren sich ganze Bereiche der Lokale oder mieten gleich das gesamte Etablissement zu einem Kostenpunkt von einer halben Million Dollar oder mehr.

Es war eine wilde Zeit, wie die "Financial Times" in einer Reportage über das Nachtleben in Florida berichtet. "Sie haben Tische um 50.000 Dollar gebucht, und ich habe mich nur gefragt, wer zur Hölle diese Leute sind", wird Andrea Vimercati, ehemalige Managerin von Groot Hospitality, dem Betreiber vieler exklusiver Nachtclubs, zitiert. Zu 95 Prozent waren es junge Männer, die in Miami Party machten. Mit einem "nerdigen Stil", wie Vimercati sie beschreibt. Und: "Sie feierten, als gäbe es kein Morgen."

50 Cent warf Bargeld ins Publikum

Ein Kryptounternehmen feierte im exklusiven Club E11even mit Trapeztänzerinnen und Burlesque-Shows. Als Höhepunkt des Abends trat Rapper 50 Cent auf. Während man in Badewannen voll mit Champagner planschen konnte, händigten sie dem Star des Abends eine größere Menge Bargeld aus – damit dieser die Banknoten ins Publikum wirft. Bezahlt wurde die Rechnung – über eine Million Dollar – in Kryptocoins.

Heute, eineinhalb Jahre später, läuten die Telefone in den Tanzlokalen nicht mehr, und die einst champagnergefüllten Badewannen bleiben trocken. Seit dem Zusammenbruch der Kryptobörse FTX sitzt das Geld bei den "Krypto-Kids" nicht mehr so locker. Noch mehr: "Sie sind einfach verschwunden", sagt Vimeracti. Die Kryptotransaktionen im E11even sind von sechs Millionen Dollar im Vorjahr auf rund 10.000 Dollar in den letzten drei Monaten gesunken. Vom Protzen der Neureichen Kryptounternehmer ist nicht viel geblieben: "Normalerweise zeigt man sein Bankkonto nicht her, aber die Leute zeigen ihre Kryptowallets", sagt Gino LoPinto, der Manager des Clubs. "Ich habe in einem Jahr mehr Wallets gesehen als Bankkonten in meinem ganzen Leben."

Die Kryptomillionäre bleiben zu Hause

Das ist nun schlagartig vorbei, und vom Crash von FTX wurde auch die Luxusgastronomie in Miami hart getroffen. Die Kryptobörse investierte im großen Stil in Miami. Im März 2021 sicherte sich FTX die Namensrechte am Stadion des Basketballteams Miami Heat für 19 Jahre. Im Juni 2021 wurde die Bitcoin Conference von Los Angeles nach Miami verlegt.

Die Kryptomillionäre spielten Geld in die 6,1 Millionen starke Metropolregion im Süden Floridas. "Sie kauften Anwesen um 25 Millionen Dollar, sie mieteten große Yachten, sie hatten Geld, und sie gaben es großzügig aus", sagt Brett Harris, ein Immobilienmakler. "Sie kauften große Häuser mit Bargeld, ohne Finanzierung – sie haben einfach Bitcoin in Cash umgetauscht."

Während bei der zweitgrößten Kryptobörse FTX mindestens eine Milliarde Dollar an Kundengeldern vernichtet wurde, stehen auch die Kryptobank Blockfi und die Plattform Bitfront vor dem Aus – und mit ihnen eine Menge Anleger und Kryptounternehmer. Wie es nun in der Luxusszene in Miami weitergeht, ist unklar. Während laut der Reportage der "Financial Times" manche in der Branche auf eine baldige Erholung des Kryptomarkts hoffen, ist Vimercati weniger zuversichtlich: "Ich glaub nicht, dass sie zurückkommen."

Der Artikel wurde am 30.11.2022 aktualisiert und die Passage über die Kryptotransaktionen im Nachtclub deutlicher formuliert. (red, 29.11.2022)