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Vertrauen, Sympathie, ähnliche Werte und ein gemeinsames Verständnis von Führung sind Erfolgsfaktoren für geteilte Führungsrollen.
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65 Prozent der Führungskräfte wären bereit, die Chefetage zu teilen, heißt es in der neuen Studie "Duale Führung" von ABZ Austria, PwC und der Industriellenvereinigung. Geteilte Managementaufgaben sorgen für mehr Entlastung, eine verbesserte Life-Work-Integration und eine höhere Arbeitszufriedenheit. "Gemeinsame Führung geht mit geteilter Verantwortung und doppelter Kompetenzbündelung einher", erklärt Marion Koidl, Leiterin der Organisationsberatung bei ABZ Austria und Initiatorin der Studie.

Deshalb eignet sich das Modell auch besonders gut für Personen, die Teilzeit arbeiten möchten oder aufgrund von Care-Arbeit-Verpflichtungen, wie der Betreuung von Kindern oder Familienangehörigen, nur weniger Stunden arbeiten können. Ein Einstieg nach der Karenz oder das Arbeiten in Altersteilzeit sind gut möglich. Somit haben – zumindest in der Theorie – mehr Frauen, Menschen mit Behinderungen oder andere marginalisierte Personen größere Chancen auf eine Führungsposition.

Die Studie zeigt auch, dass sowohl Frauen als auch Männer bereits duale Führungspositionen innehaben oder dafür offen wären. Ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern ist nicht identifizierbar. Die Bedenken, dass der Abstimmungsbedarf dadurch steige, widerlegte die Studie. Durch die doppelte Kompetenz könnten Entscheidungen darüber hinaus auch fundierter getroffen werden.

Arbeitgeber-Attraktivität steigt

Es gibt immer weniger Menschen, die unter den derzeitigen Umständen Führungspositionen annehmen wollen. Die Komplexität der Themen steigt kontinuierlich, die verschiedenen Generationen im Team gut zu managen ist herausfordernd, und der Wunsch nach abwechslungsreichen Aufgaben wird größer. Laut der Studie sind Unternehmen, die duale Führungen ermöglichen, um rund 33 Prozent attraktiver als Firmen, die das nicht anbieten.

"New Work verlangt auch nach New Leadership", sagt Koidl. Wenn duale Führungspositionen angeboten werden, macht das das Unternehmen nicht nur nach außen hin für Bewerbende attraktiver. Es ist auch ein Grund für bestehende Mitarbeitende, im Unternehmen zu bleiben. Gerade im ländlichen Bereich zeigte sich, dass geteilte Führungsrollen sehr gut angenommen werden. "Duale Führung funktioniert – in allen Branchen", sagt Nadia Arouri, Leiterin des Teams People & Culture Consulting bei PwC Österreich.

Da sich die Führungskräfte auch gegenseitig bei Krankheit oder Abwesenheit vertreten können, lohne sich das Modell auch finanziell für Unternehmen. Zusätzlich könne auch die Innovation gesteigert werden. "Luftschnappen und Langeweile sind ganz wichtig. Dadurch können Innovationen und Ideen überhaupt erst entstehen", sagt Arouri. Die Befragten geben an, dass die positiven Faktoren langfristig Einsparungen im Ausmaß von rund 26 Prozent ermöglichen. Durch die gewonnene Zeit steigt auch die Produktivität der Personen.

Erfolgsvoraussetzungen

Die wichtigsten Erfolgsfaktoren für ein duales Führungsmodell sind gegenseitiges Vertrauen (26 Prozent), offene und transparente Kommunikation (22 Prozent) sowie die Fähigkeit, sich "die Bühne teilen zu können" (20 Prozent). Die Führungspersonen ergänzen sich in ihren Fähigkeiten oft und haben eher unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte. Die Neuerung, die Managementaufgaben an zwei Personen zu übergeben, wurde bei den Befragten in knapp 50 Prozent der Fällen von den Vorgesetzten initiiert.

Wie viele Führungskräfte in Österreich sich insgesamt ihre Position teilen, wurde in dieser Studie nicht erhoben. Oft sind es momentan noch einzelne Abteilungen, die mit diesem Modell experimentieren. Ob in naher Zukunft weit mehr Führungsduos zu finden sein werden, wird sich zeigen. (nick, 29.11.2022)