Vranitzky trat im März mit allen früheren SPÖ-Vorsitzenden bei einer Grundsatzrede der Parteichefin Pamela Rendi-Wagner auf.

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Am Dienstag kam es im Sozialausschuss des Parlaments zu einer makabren Szene: Die SPÖ-Fraktion bat die anwesenden Parlamentarier darum, eine Trauerminute abzuhalten. Anlass sei der Tod des ehemaligen österreichischen Bundeskanzlers Franz Vranitzky. Die Abgeordneten schwiegen eine Minute lang im Andenken an den Sozialdemokraten. Bloß: Franz Vranitzky lebt. Die rote Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek war einem Fake-Account auf Twitter aufgesessen, der fälschlicherweise eine Meldung über Vranitzkys Tod verbreitete.

Hinter dem Account steckt nach eigenen Angaben der Italiener Tommaso Debenedetti, der online schon zahlreiche Persönlichkeiten totgesagt hatte. 2011 war sogar der globale Ölpreis gestiegen, als er den Tod des syrischen Diktators Bashar al-Assad verkündet hatte. Dieses Mal hatte sich Debenedetti als Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig ausgegeben, auf ihn war Heinisch-Hosek hereingefallen.

Richtigstellung erfolgte

Mehrere Abgeordnete bestätigen dem STANDARD die Vorgänge. Der Tweet des vermeintlichen Totschnig-Accounts habe sich innerhalb der SPÖ rasend schnell verbreitet, hieß es. Das führte letztlich sogar zu einer Richtigstellung des Bruno-Kreisky-Forums, dessen Gründungs- und Ehrenpräsident Vranitzky ist. Im Ausschuss korrigierte sich Heinisch-Hosek dann, sie bat um Entschuldigung und erklärte, einem Fake-Account aufgesessen zu sein.

Vranitzky war von 1986 bis 1997 Bundeskanzler von Österreich und von 1988 bis 1997 Bundesparteivorsitzender der SPÖ. Zuletzt löste er Anfang des Jahres eine Debatte über die österreichische Neutralität aus, über die man "offen diskutieren" müsse. Im Oktober feierte er seinen 85. Geburtstag. (mika, fsc, 29.11.2022)