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Wien – Die Öl- und Gasquellen der OMV stoßen offenbar vermehrt auf Kaufinteresse. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag berichtete, dürfte die US-amerikanische Beteiligungsgesellschaft Carlyle ein milliardenschweres Angebot für große Teile der Öl- und Gasproduktion des teilstaatlichen österreichischen Konzerns machen.

Der Finanzinvestor interessiere sich für das sogenannte Upstream-Geschäft – und zwar in den meisten Ländern, in denen die OMV aktiv ist. Betroffen wären laut Bloomberg Öl- und Gasquellen in Libyen, Irakisch-Kurdistan, Malaysia, Norwegen und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Nicht umfasst wären dagegen die österreichische Produktion und Beteiligungen in Russland und Rumänien.

Neue "grüne" Strategie

Die OMV arbeitet derzeit an einer Strategieänderung. Sie will sich von einem der größten Öl- und Gasproduzenten Mitteleuropas in ein grüneres Unternehmen verwandeln. Dafür soll der CO₂-Ausstoß bis 2030 um ein Fünftel reduziert werden und der Konzern bis 2050 die Nettonull erreichen. Der Fokus soll stattdessen auf Petrochemie, Recycling und Infrastruktur für Elektrofahrzeuge liegen. Teil der Strategie war auch die Übernahme des Chemiekonzerns Borealis im Jahr 2020.

Dass die OMV gerade jetzt, in Zeiten der Energieknappheit, wichtige Assets abgibt, gilt aber trotz Strategiewechsels als unwahrscheinlich. Bei einem möglichen Deal hätte nämlich auch die österreichische Regierung ein Wörtchen mitzureden. Und gerade das Thema Versorgungssicherheit dürfte dabei eine Rolle spielen. Über die staatliche Beteiligungsgesellschaft Öbag gehören der Republik Österreich 31,5 Prozent des Unternehmens. Mubadala, der Staatsfonds von Abu Dhabi, hält einen Anteil von 24,9 Prozent. Der Rest befindet sich in Streubesitz.

Die US-amerikanische Carlyle Group dürfte nicht die einzige Investorin sein, die auf die OMV-Assets schielt. Im Sommer hat ein norwegisches Konsortium aus vier Unternehmen Interesse an einer Beteiligung an der OMV geäußert.

Brief an Finanzminister

Laut einem Bericht des Magazins Trend hat sich das Konsortium mit einem Brief an die OMV und an Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) gewandt. Damit sei auch die Idee wieder aufgekeimt, die OMV in einen Bereich Petrochemie auf der einen und einen Bereich Exploration und Produktion (E&P) auf der anderen Seite aufzuteilen.

Ein OMV-Sprecher erklärte damals, dass der Brief eher allgemein gehalten gewesen sei und die OMV ebenso allgemein geantwortet habe. Zu einem möglichen Kaufangebot der Carlyle Group konnte das Un ternehmen auf STANDARD-Anfrage noch nichts sagen. Richtig sei jedenfalls, dass sich die OMV inmitten eines strategischen Portfolio-Reviews befinde. (japf, 29.11.2022)