Schülerinnen und Schüler können sich auf mehreren Ebenen aktiv einbringen.
Foto: Kinderbüro Universität Wien / APA / Hörmandinger

An langen Schultagen kann die Lust am Lernen schon einmal nachlassen. Um die Begeisterung für Forschung bei Schülerinnen und Schülern abseits des Klassenzimmers zu fördern, wurde in Wien ein besonderer Lernraum geschaffen. Nach einem Jahr Experimentierphase eröffnet der Co-Creation-Space "Dock" seine Räumlichkeiten im Zaha-Hadid-Haus am Wiener Donaukanal.

Hier wurde von den Organisatorinnen und Organisatoren der Kinderuniversität Wien ein Labor für Zukunftsfragen geschaffen, in dem Kinder Wissensvermittlung interaktiv mitgestalten können. "Wir wollen keine Projekte für Kinder machen, sondern gemeinsam mit Kindern umsetzen", erklärt Karoline Iber, Geschäftsführerin des Kinderbüros der Uni Wien, "bei uns stehen die Kinder am Steuerrad." In kostenlosen schulbegleitenden Workshops zu den Themenkomplexen Demokratie, Ökonomie, Digitale Bildung und Finanzbildung sollen Expertinnen und Experten, Wissenschafterinnen und Wissenschafter sowie Studierende mit Kindern zusammenkommen. Gemeinsam soll durch den Input der Schülerinnen und Schüler ein spielerischer Zugang zu globalen Fragen und Problemen geschaffen werden. Gefördert wird das Projekt durch den Klima- und Energiefonds des Klimaschutzministeriums wie auch durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft.

Raum für eigene Gedanken

"Wir haben gemerkt, dass es ganz wichtig ist, einen Raum zum Denken, Fantasieren, Träumen und Philosophieren zu geben", erklärt Iber. Gleichzeitig sollen nach dem Motto "Hands on, minds on" Elemente der aktiven Mitarbeit gestaltet werden. Zusammen mit den Change-Agents – fixen Schulklassen, mit denen die Mitwirkenden das ganze Jahr über zusammenarbeiten – werden die Themen genauer ausgearbeitet und Fragen formuliert. So richtet sich ein bereits laufendes Projekt zu Klimabildung zuerst an die Kinder, die einen thematischen Auftrag entwickeln. Besonders die Frage der grünen Mobilität habe die Heranwachsenden interessiert, sagt Iber.

Experten und Expertinnen aus der Wirtschaft und Wissenschaft werden im nächsten Schritt die 140 Fragen der Kinder bearbeiten. Im Anschluss entsteht ein Workshop, an dem rund 3000 weitere Schulkinder in diesem Jahr weiterarbeiten werden. Die Zielgruppe sind Kinder zwischen neun und 13 Jahren. "Am Ende des Schuljahres werden wir mit den Kindern zusammenkommen und eine Analyse machen, ob der Auftrag erfüllt ist", erklärt Iber. In einem weiteren bereits laufenden Projekt wird mit einer Schulklasse und Mitarbeitenden der österreichischen Bank Bawag ein Workshop zu Finanzbildung konzipiert.

Das "Dock" als neuer Raum für Wissenschaftsvermittlung steht allen Schulklassen offen.
Foto: Kinderbüro Universität Wien / APA / Hörmandinger

Für die Kinder sei es besonders wichtig gewesen, darüber nachzudenken, wie eine Welt ohne Geld aussehen könne, sagt Iber. Mit von den Kindern programmierten kleinen Robotern wird dazu ein Experiment entworfen, das die Bedeutung von Risiko im Finanzwesen aufzeigen soll. Durch die Programmierung wird entschieden, ob man einen Weg wählt, der sehr riskant, aber schnell ist, oder einen sicheren Weg, der dafür länger dauert. Für die kostenlose Teilnahme können sich alle interessierten Schulklassen anmelden.

Informell Neues lernen

Gerade der Freiraum, keinem Schulcurriculum folgen zu müssen, biete Möglichkeiten, neue Verbindungen herzustellen und neue Lernschritte zu machen, sagt Iber. Das informelle Lernen biete besondere Möglichkeiten, Querschnittsthemen sichtbar zu machen, für die es meist kein eigenes Schulfach gebe. Dabei will das Dock so viele Schulkinder wie möglich ansprechen. "Wir wissen, dass es Schulen gibt, für die Ausflüge leichter bewältigbar sind, weil es Eltern gibt, die dabei unterstützen können", erklärt Iber. Ein besonderes Augenmerk soll daher auf Schulen gelegt werden, die schwierigere Rahmenbedingungen für schulbegleitende Aktivitäten haben, sagt Iber, "wir schauen sehr darauf, dass die teilnehmenden Klassen bunt und vielfältig sind". In der Vorweihnachtszeit sind auch Familienprogramme an den Wochenenden geplant, im nächsten Jahr soll das Angebot des Dock weiter ausgebaut werden. "Es gibt ein großes Interesse von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, mit Kindern auf Augenhöhe in Kontakt zu kommen", berichtet Iber.

Auch international findet das Projekt Zuspruch, sagt sie, "gerade beim Thema Co-Creation gibt es noch viel zu wenig Erfahrung". Das wortwörtliche interdisziplinäre Andocken der Kinder an die Zukunftsfragen spiegeln auch die am Wasser gelegenen Räumlichkeiten des Dock wider. "Unser Ziel ist es, dass die Kinder einen Raum bekommen, um für sich ein Schiff zu bauen, mit dem sie dann neue Welten erobern können und in Expeditions- und Eroberungslaune kommen", sagt Iber. (Lea Weinberg, 24.12.2022)