Mario Ferri wird abgeführt, mittlerweile ist er wieder auf freiem Fuß.

Foto: IMAGO/Moritz Müller

Die Message-Control des Fußballweltverbands Fifa wird bei Livespielen quasi zur Picture-Control. Am Montag erhielt sie Risse.

Der italienische Aktivist Mario Ferri stürmte im Match Portugal gegen Uruguay mit einer Regenbogenfahne in der Hand das Feld. Er trug ein Superman-T-Shirt mit politischen Slogans zur Unterstützung der Ukraine und der Frauen im Iran. Die Regie der zentralisierten TV-Übertragung blendete rasch um, trotzdem waren die Regenbogenfarben zumindest kurz im Bild.

Ferri wurde von Sicherheitskräften überwältigt und in Gewahrsam gekommen. Nach kurzem Arrest kam er frei, ihm drohen keine weiteren Konsequenzen. Ferri meldete sich auf Instagram zu Wort: "Die Welt muss sich verändern", schrieb er. "Wir können es gemeinsam mit starken Gesten tun, die von Herzen kommen, mit Mut."

Mario Ferri ist 35 Jahre alt, er lebt in Pescara an der Adria. In erster Linie ist er Fußballer, allerdings kein Profi. Aktuell steht er bei ASD Castel di Sangro, einem Klub aus der fünften italienischen Liga, unter Vertrag. In Italien nennen sie Typen wie Ferri "giramondo", einen Weltenbummler. Seine Karriere führte ihn bereits nach Jordanien, nach Indien und auf die Seychellen.

Und eigentlich ist Ferri ein moderner Pirat, zumindest bezeichnet er sich selbst so. In Saudi-Arabien gab er sich 2018 beim italienischen Supercup als verletzter Spieler des AC Milan aus. Ein lokales Fernsehteam interviewte den Verwandlungskünstler im Glauben, es handle sich tatsächlich um einen Profi. Ferri genießt den Adrenalinkick in solchen Situationen, es sind Ausflüge in ein anderes Leben, angelehnt an seinen Lieblingsfilm "Catch Me If You Can".

Doch Ferri ist nicht nur ein Kasperl. 2011 wurde er in Abu Dhabi verhaftet, als er den Rasen mit der Botschaft "Free Sakineh" stürmte, in Anlehnung an eine iranische Frau, der die Todesstrafe durch Steinigung drohte. Bei der WM 2014 flitzte er in Brasilien mit dem Slogan "Rettet die Kinder der Favelas". Im März half er wiederum als Freiwilliger in der Ukraine: Mit einem Mietwagen brachte er Familien aus dem Kriegsgebiet.

Ferris großes Lebensziel: Er möchte auf allen fünf Kontinenten Fußball gespielt haben. Australien und Amerika fehlen noch. Seine Karriere als Flitzer erklärte Ferri nach dem Platzsturm im Lusail Stadium für beendet. Sein Fazit: "Die Regeln zu brechen, wenn du es für einen guten Zweck tust, ist nie ein Verbrechen." (Lukas Zahrer, 29.11.2022)