Seit Mitte November besetzen Studierende den Hörsaal C1 der Universität Wien.

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Wien – Es war eine kurze Besetzung an der Universität für Bodenkultur (Boku). Laut den Aktivistinnen und Aktivisten der Bewegung Erde brennt war sie aber dennoch erfolgreich: Ihr Ziel, Solidarität zu zeigen und einen Diskurs über einen radikalen Systemwandel an der Uni anzustoßen, sei gelungen, sagt Lara Chommakh, Studentin und Sprecherin von Erde brennt Boku Wien, in einer Aussendung am Mittwoch. Zu Mittag haben die Aktivistinnen und Aktivisten die Räumlichkeiten in der Boku freigegeben und sind in den Hörsaal C1 an der Uni Wien übersiedelt.

So sah die Besetzung an der Boku aus.
DER STANDARD

Seit Mitte November besetzen Studierende an mehreren österreichischen Universitäten Hörsäle, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Nach Räumen an der Universität Wien, der Universität Innsbruck und im Unipark in Salzburg wurde am Montag auch ein Hörsaal der Boku besetzt.

"Kleine" Zugeständnisse

Das Rektorat der Boku gab sich laut Aussendung solidarisch: Man stehe hinter den Studierenden und ihren Bemühungen, sich aktiv um eine lebenswerkte Zukunft einzusetzen. Erde brennt bedauert, dass ihre Ziele nicht aktiv vom Rektorat unterstützt werden.

Einigen konnten sich die Besetzenden und das Rektorat darauf, dass in Zukunft mit Studierenden und allen anderen Teilen der Universität an Lösungen zur Bewältigung der Klimakrise gearbeitet werde. Dies sei "ein kleiner, aber wichtiger Schritt", sagte Chommakh. Dabei könne es aber nicht bleiben.

Protestzug zu Uni Wien

Am Mittwoch sind die Aktivistinnen und Aktivisten in einem Protestzug von der Boku zum Campus der Universität Wien marschiert. Dort soll weiter für Lösungen aus der Klimakrise verharrt werden.

Unter dem Motto "Studieren finanzieren! Miete, Heizen, Studium – Ausfinanzieren wäre das Minimum!" sind laut Veranstaltern über 500 Personen vom Resselpark in Richtung Hauptgebäude der Uni Wien am Ring gezogen. Der Protestmarsch wurde unter anderem von der ÖH Uni Wien und der Bundesvertretung der Österreichischen Hochschüler- und Hochschülerinnenschaft unterstützt.

"Wir haben genug"

"Die Preise steigen, viele sitzen in kalten Wohnungen, Unis droht die Schließung, oder sie wurde – wie bei der TU Wien – bereits beschlossen. Teilweise wird ein Anstellungsstopp verhängt – wir haben genug", so Toma Khandour (VSStÖ) aus dem Vorsitz der ÖH Uni Wien im Vorfeld des Protestzugs. Gleichzeitig würden viele Studierende in prekären Situationen leben, die sich durch die Teuerung weiter verschlimmern würden.

Die Bundes-ÖH forderte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) dazu auf, die Finanzierung der Hochschulen und den Lehrbetrieb in vollem Ausmaß sicherzustellen. Boryana Badinska (FLÖ) vom ÖH-Vorsitzteam forderte Klarheit, wie es um den Hochschulbetrieb im kommenden Kalenderjahr steht. "Denn wir Studierende sind von drohenden Hochschulschließungen und Kürzungen in der Lehre unmittelbar betroffen."

Vertreter der Lehrenden warnten bei der Demo per Schild vor einem "Supergau im Unterbau" und forderten ein Ende der Kettenverträge. Für 6. Dezember, wenn die Kollektivvertragsverhandlungen für das Uni-Personal stattfinden, haben Unter- und Mittelbau-Vertreterinnen und -Vertreter bereits eine eigene Demo angekündigt. (APA, red, 30.11.2022)