Mit Menschen, die man mag, verabredet man sich üblicherweise gezielt, trifft sich, wann und wo es für beide passt, und genießt die gemeinsame Zeit gerne auch etwas länger. Wenn man ihnen dann doch einmal zufällig irgendwo begegnet, wo man es absolut nicht erwartet hat, freut man sich, lacht und beginnt zu plaudern. Und dann gibt es noch die vielen Bekannten, die ehemalige Arbeitskollegin, den furchtbaren Ex-Freund, die neugierige Nachbarin und so manch andere Zeitgenossen mehr, von denen man hofft, ihnen niemals unerwartet über den Weg zu laufen. Denn dann stellt sich die Gretchenfrage: Smalltalk oder Flucht?

"Wie lustig, ich hab dich ÜBERHAUPT nicht gesehen!"
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Wenn man keine Lust auf Gesellschaft hat: Was tun?

Hand aufs Herz: Wer kennt nicht die Situation, dass er gerade einen schlechten Tag hat und am liebsten für sich wäre. Tritt man in solcher Stimmung beispielsweise eine längere U-Bahn-Fahrt an und hört plötzlich neben sich "Ja, was machst denn du da? Hallo!", kann das der Auftakt für eine gequälte Konversation sein, die man sich ehrlicherweise lieber erspart hätte. Ein Entkommen ist dann meist schwierig bis unmöglich, Smalltalk kaum vermeidbar. Hält man sich an soziale Konventionen und will nicht anecken, spielt man das Spiel für gewöhnlich mit und ist insgeheim froh, wenn das Gespräch vorbei ist.

Anders verhält es sich, wenn man selbst jemanden auf der Straße oder in einem Öffi erblickt hat, den man kennt, aber mit dem man sich eigentlich nicht unterhalten möchte. Je nach Naturell hat man dann die Wahl: Man könnte etwa auf die Person aktiv zugehen und nach einem knappen "Hallo" beteuern, leider gerade sehr in Eile zu sein und weiterzumüssen. Oder man kann sich schnell abwenden und ergreift die Flucht. Je nach Setting wechselt man etwa die Straßenseite, verschwindet im nächsten Hauseingang, steigt aus dem Bus aus oder geht in der U-Bahn bewusst in die andere Richtung, um sich einen Platz in sicherer Entfernung zu suchen. Manchmal bleibt in diesen Fällen die bange Frage: Hat mich der oder die jetzt gesehen?

Natürlich gibt es auch Menschen, die sehr bei sich und den eigenen Bedürfnissen sind und in solchen Situationen schonungslos ehrlich sagen, dass sie keine Lust auf ein Gespräch haben. Sie fragen sich auch nicht, ob das Gegenüber irritiert und beleidigt reagieren könnte – sie stehen einfach zu dem, was für sie selbst gerade am besten passt. Und wer weiß? Vielleicht kommt diese Offenheit beim anderen ja sogar gut an.

Wie handhaben Sie das?

Sind Sie eher Team Durchbeißen, Team Ausweichen oder Team Ehrlichkeit? Welche Vorwände äußern Sie, wenn Sie nicht mit jemandem reden wollen? Vor wem sind Sie zuletzt erfolgreich oder weniger erfolgreich geflüchtet – und warum? Oder welche Reaktion haben Sie auf schonungslose Ehrlichkeit erhalten? Erzählen Sie im Forum! (Daniela Herger, 5.12.2022)