Die Miliz hat bereits einen Nachfolger für den offenbar verstorbenen IS-Anführer ernannt.

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Beirut – Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hat am Mittwoch den Tod ihres Anführers Abu al-Hassan al-Hashemi al-Quraishi bekanntgegeben und einen Nachfolger benannt. Neuer "Kalif der Muslime" werde Abu al-Husayn al-Husayni al-Qurashi, teilte die Miliz in einer Audiobotschaft auf Telegram mit. Der bisherige Chef sei "im Kampf gegen die Feinde Gottes" getötet worden, hieß es ohne nähere Angaben über die Umstände und den Zeitpunkt. IS-Anhänger wurden aufgerufen, ihren Kampf fortzusetzen.

Die Echtheit der Botschaft ließ sich zunächst nicht überprüfen. Sie wurde aber über die üblichen Kanäle der Extremisten in den sozialen Medien verbreitet.

Wer hinter dem Kampfnamen Abu al-Hassan al-Hashemi al-Quraishi steckte, wurde bisher nicht bekannt. Er war im März zum Anführer ernannt worden. Er folgte auf Ibrahim al-Hassan al-Hashemi al-Quraishi, der im Februar bei einem US-Militäreinsatz im Nordwesten Syriens getötet worden war. Nach US-Angaben sprengte sich dieser selbst in die Luft, um nicht für seine Taten zur Rechenschaft gezogen zu werden.

USA begrüßen Tod von IS-Anführer

Aus der US-Regierung hieß es, man habe die Verkündung des IS gesehen. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, sagte: "Wir begrüßen die Nachricht vom Tod eines weiteren IS-Anführers." Zu operativen Details könne er sich zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht äußern.

Der IS-Experte Hassan Hassan zweifelte indes an der Echtheit der Nachricht. Jihadisten hätten den Tod ihrer Anführer und Kommandanten schon häufig vorgetäuscht, um den Druck durch Geheimdienste und Sicherheitskräfte zu verringern.

IS-Zellen weiter aktiv

Der IS hatte 2014 weite Teile des Iraks und Syriens unter seine Kontrolle gebracht. Über die Staatsgrenzen hinweg rief der selbsternannte Kalif Abu Bakr al-Baghdadi ein Kalifat aus mit sich selbst an der Spitze. Irakische und internationale Streitkräfte beendeten 2017 die international als brutal verurteilte Herrschaft des IS im Irak.

In Syrien wurde der IS im März 2019 besiegt. Seitdem wird die Miliz für Anschläge verantwortlich gemacht, etwa in Afghanistan, wo sie zu den Feinden der seit 2021 herrschenden radikal-islamischen Taliban gezählt werden. IS-Zellen sind aber in beiden Ländern weiter aktiv. Beobachter warnen davor, dass die Jihadisten ihren Einfluss wieder ausweiten könnten. (APA, red, 30.11.2022)