So eine WM gab es noch nie heißt eines der Bücher, die zu Katar 2022 erschienen sind: Das gilt ganz besonders für alles, was mit der Teilnahme der iranischen Nationalmannschaft bei den Spielen zu tun hatte. Dass Unterdrückte autoritärer Regime die Niederlage ihres eigenen Teams – das, ob es will oder nicht, für den Staat steht – mit Befriedigung sehen, ist gewiss keine Novität. Aber wie offen an manchen Orten im Iran der Sieg der USA gefeiert wurde, war ein Schlag ins Gesicht der Herrschaften in Teheran, die geglaubt haben mögen, König Fußball würde als gesellschaftlicher Kitt taugen.

Dass es ausgerechnet die USA sind, die die Iraner in Katar aus dem Rennen geworfen haben, könnte für das Regime eine große Rolle spielen.
Foto: IMAGO//UPI Photo/ CHRIS BRUNSKILL

Die Weltmeisterschaft und ihr frühes Ende für den Iran dienten den Protestierenden als Anlass, zu zeigen, dass die Islamische Republik nicht ihr Staat ist. Und da geht es nicht um "Separatismus", wie es das Regime darstellen will, um besonders brutale Repression, etwa in den Kurdengebieten, zu rechtfertigen. Der Iran ist ein alter Staat, ethnische und religiöse Minderheiten haben immer dazugehört. Ihre Entfremdung ist die Schuld der Mullahs mit ihrer national-schiitischen Ideologie.

Dass es ausgerechnet die USA sind, die die Iraner in Katar aus dem Rennen geworfen haben, spielt vielleicht für das Regime eine größere Rolle als für jene, die über die iranische Niederlage jubeln. Für die Islamische Republik ist die Gegnerschaft zum "großen Satan" identitätsstiftend. Das hat aber nicht einmal beim Regime selbst funktioniert: Dessen Bonzen schicken ihre Kinder zum Studieren in die USA. (Gudrun Harrer, 30.11.2022)