Die aktuell deutlich spürbare Inflation hat es zum Wort des Jahres geschafft.

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Wien – "Inflation" ist das österreichische Wort des Jahres 2022. Die Wahl war heuer eher weniger durch originelle Ausdrücke gekennzeichnet, sondern vielmehr durch Themen, die die Österreicherinnen und Österreicher bewegen. Die Preissteigerungen sind für die meisten Menschen ein neues und ungewohntes Phänomen, das durch die hohen Energiepreise und den Ukraine-Krieg verursacht wird und den Lebensstandard vieler Menschen massiv senkt, begründete die Jury ihre Wahl.

Insgesamt wurden 12.051 Stimmen abgegeben. Die Abstimmung wird von einer Fachjury unter Leitung von Rudolf Muhr von der Gesellschaft für Österreichisches Deutsch (GSÖD) in Kooperation mit der Austria Presse Agentur organisiert, die aus den eingesendeten Vorschlägen die Kandidatenwörter auswählt, über die dann abgestimmt wird.

Knapp 4.000 Stimmen für "Inflation"

"Inflation" erhielt dabei 3.904 Stimmen. Mit knapp 1.000 Stimmen weniger (2.873) erreichte "Klimabonus" den zweiten Platz. Die Bonuszahlung erhielt jede in Österreich gemeldete erwachsene Person einmalig in der Höhe von 500 Euro, Kinder die Hälfte. Das kostete in Summe vier Milliarden Euro. Der Bonus ist eine Ausgleichsmaßnahme für die durch die CO2-Bepreisung entstehenden Mehrkosten.

Auf Platz drei landete "Korruption" mit 1.359 Stimmen. Ein nach der ÖVP benannter Untersuchungsausschuss sowie brisante Aussagen des ehemaligen Generalsekretärs des Finanzministeriums Thomas Schmid vor der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft haben viele Bürgerinnen und Bürger empört. Schmid beschuldigt Altkanzler Sebastian Kurz unter anderem in der Umfragen-Affäre, was dieser mit einem geheim aufgenommenen Telefonat zu widerlegen versucht.

Unwort: "Energiekrise" vor "Heizschwammerl"

Auch das Unwort des Jahres spiegelt die Sorgen und Ängste der Österreicherinnen und Österreicher wider. Auf Platz eins mit 2.596 von 7.835 abgegebenen Stimmen wurde "Energiekrise" gewählt. Zum Unwort wird es, da durch den ständigen Hinweis auf die Verknappung der Rohstoffe die unkontrolliert hohen Gewinne der Energiekonzerne beschönigt werden, so die Jury.

"Heizschwammerl" landete dazu passend auf dem zweiten Platz des Unworts des Jahres mit 1.332 Stimmen. Die Heizgeräte in Form eines Schwammerls werden in der kalten Jahreszeit verwendet, um auf Terrassen oder in Gastgärten im Freien sitzen zu können. Das Wort ist ein Austriazismus und entspricht laut Jury dem bundesdeutschen Heizpilz. Zum Unwort wird es wegen seines verniedlichenden Charakters, der die von den Heizschwammerln ausgelöste Energieverschwendung verschleiert.

Auf Platz drei wurde das "Beinschab-Tool" mit 1.058 Stimmen gewählt. Das ist die Bezeichnung für die mutmaßliche Manipulation von Umfragen zugunsten des früheren Bundeskanzlers Sebastian Kurz und seiner damaligen Regierung durch die Meinungsforscherin Sabine Beinschab. Der Begriff war nur einer sehr kleinen Gruppe bekannt und wurde verhüllend in der internen Kommunikation für diesen Mechanismus verwendet.

Jugendwort "Smash"

Zum Jugendwort des Jahres wurde "smash" gewählt. 2.999 der 10.421 abgegebenen Stimmen entfielen darauf. Dieser Begriff wird vor allem als Verb ("smashen") benutzt und bedeutet so viel wie "mit jemandem etwas anfangen", "jemanden abschleppen" oder auch "mit jemandem Sex haben". Gleichzeitig scheint es einen Bedeutungswandel durchlaufen zu haben und als Adjektiv die Stelle von Verstärkungswörtern wie "geil", "super", "klass" einzunehmen. Auch das deutsche Jugendwort des Jahres ist "smash".

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat erneut zum Spruch des Jahres beigetragen. Mit 5.804 von 9. 538 Stimmen wurde "Das darf doch alles nicht wahr sein!" auf den ersten Platz gewählt. Der Satz war Teil seiner Rede über die Korruption bei Postenbesetzungen nach Bekanntwerden der Aussagen von Thomas Schmid bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Der Spruch "Es ist genug für alle da, aber nicht für jedermanns Gier" von Caritas-Präsident Michael Landau erreichte den zweiten Platz. Auf den dritten Platz wurde eine Aussage von Nobelpreisträger Anton Zeilinger, "Man muss seinen Spinnereien ein bisschen vertrauen", gewählt.

"Alkohol oder Psychopharmaka!" ist Unspruch des Jahres

Für den Unspruch des Jahres 2022 hat mit 3.807 von 9.073 Stimmen Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) gesorgt. "Wenn wir jetzt so weitermachen, gibt es für euch nur zwei Entscheidungen nachher: Alkohol oder Psychopharmaka!", meinte er im Juli in seiner Rede auf dem Tiroler Landesparteitag und hat dafür auch Kritik aus den eigenen Reihen erhalten. Auf dem zweiten Platz landete die Satzkaskade "Das müssen wir uns anschauen" von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP), die dieser etwa ein Dutzend Mal als Antwort auf Fragen des "ZiB 2"-Moderators Armin Wolf verwendete. Die Aussage "Die Empirie, die Wissenschaft ist das eine, die Fakten sind das andere" aus dem Mund von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) erreichte den dritten Platz.

Das Wort des Jahres 2021 war übrigens "Schattenkanzler", das Unwort "Querdenker". Bei der Wahl stellt die GSÖD in Kooperation mit der APA eine Liste mit Kandidaten zusammen. Dabei handelt es sich um Wörter, die den Österreicherinnen und Österreichern seit Ende vergangenen Jahres positiv oder negativ aufgefallen sind und die an die Jury geschickt werden konnten. Über die Auswahl konnte dann in einem bestimmten Zeitraum online abgestimmt werden. (APA, red, 1.12.2022)