Beim Arbeitsmarktservice waren Ende des vergangenen Monats 113.180 offene Stellen registriert, um 12,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

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Wien – Der heimische Arbeitsmarkt erweist sich gegenüber der abkühlenden Konjunktur weiter als robust. Ende November waren in Österreich 330.454 Personen arbeitslos oder in Schulung gemeldet, um 33.040 Personen bzw. um 9,1 Prozent weniger als vor einem Jahr, teilte das Arbeitsministerium am Donnerstag mit. Die Arbeitslosenquote lag bei 6,2 Prozent, das entspricht dem niedrigsten Novemberwert seit 15 Jahren. Weiterhin hoch ist allerdings die Zahl der offenen Stellen.

"Bereits seit Anfang 2022 beobachten wir eine durchgehend sehr positive Entwicklung am Arbeitsmarkt, Anstiege bei der Arbeitslosigkeit beschränkten sich überwiegend auf saisonale Effekte", hielt Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) in einer Mitteilung fest. Als stabil erwies sich die Entwicklung auch gegenüber dem Vormonat, als sich 319.232 Personen auf Arbeitssuche befanden. Die Zahl der Arbeitslosen stieg mit etwas mehr als 10.000 nur geringfügig.

Gute Position im EU-Vergleich

Aufgeschlüsselt nach Bundesländern zeigen sich im Jahresabstand die stärksten Rückgänge in Tirol (minus 14,1 Prozent), Niederösterreich (minus 12,6 Prozent) sowie Kärnten und Salzburg (jeweils minus 12 Prozent). Merkliche Rückgänge gab es auch im Burgenland (minus 9,7 Prozent), der Steiermark (minus 9,0 Prozent) und Oberösterreich (minus 8,9 Prozent). In Wien (minus 6,5 Prozent) und Vorarlberg (minus 5,9 Prozent) hielt sich die Arbeitsmarkterholung vergleichsweise in Grenzen.

Im EU-Vergleich steht Österreich ebenso gut da, dort ist die Arbeitslosigkeit inzwischen auf ein Rekordtief gesunken. Im Oktober lag die EU-Arbeitslosenquote nach Definition der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) bei 6,5 Prozent. Nach dieser Berechnung kommt Österreich im Oktober auf einen Wert von 4,6 Prozent.

AMS-Chef Johannes Kopf gab sich angesichts der aktuellen Daten optimistisch: "Klassische Frühindikatoren, die auf einen kommenden Konjunktureinbruch hinweisen, wie zum Beispiel die Bauarbeitslosigkeit, die Arbeitskräfteüberlassung oder auch der Zugang offener Stellen verhalten sich immer noch unauffällig." Zwar sei der Vergleich mit dem Vorjahr aufgrund des Lockdowns im November 2021 weniger aussagekräftig, langfristig aber bereite die Entwicklung weiter "große Freude". Das bestätigt sich auch mit Blick auf November 2019, als 35.472 Personen mehr beim Arbeitsmarktservice (AMS) arbeitslos oder in Schulung gemeldet waren als aktuell.

Arbeitskräftemangel als Belastung

Angespannt bleibt die Lage jedoch in vielen Branchen aufgrund des vorherrschenden Arbeitskräftemangels. Nach Daten des AMS waren Ende des vergangenen Monats 113.180 Stellen unmittelbar verfügbar, um 12.399 bzw. 12,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der aktuelle Stellenmonitor des ÖVP-Wirtschaftsbunds weist sogar 223.249 offene Stellen aus. "Der Arbeits- und Fachkräftemangel ist damit weiterhin eine der größten Belastungen für die österreichischen Unternehmerinnen und Unternehmer", so Generalsekretär Kurt Egger. Die Industriellenvereinigung (IV) sieht angesichts dessen die Politik am Zug. Es gelte, Anreize für Arbeitslose zu verstärken. Vor allem seien die Kinderbetreuungsmöglichkeiten auszubauen, forderte Generalsekretär Christoph Neumayer in einer Aussendung.

Kaum mehr präsent ist die Kurzarbeit, zu der Ende November 3.432 Personen vorangemeldet waren. Laut Kocher ist das der niedrigste Stand seit Pandemiebeginn. Befürchtungen, die Maßnahme müsste wegen der Gaskrise einmal mehr großflächig ausgerollt werden, haben sich damit also vorerst nicht bewahrheitet. "Diese Entwicklung lässt erkennen, dass die Kurzarbeit derzeit aufgrund der nach wie vor guten Arbeitsmarktlage zur Beschäftigungssicherung keine große Rolle spielt", sagte Kocher.

Große Schwierigkeiten für Migranten

Laut der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung der Statistik Austria waren ein Viertel der im Ausland geborenen 15- bis 64-Jährigen bei der Suche nach einer passenden Arbeit mit Hindernissen konfrontiert.

Die größte Schwierigkeit bei der Arbeitssuche sind für 43,6 Prozent der im Ausland Geborenen unzureichende Deutschkenntnisse. Rund ein Fünftel habe Deutsch als Erstsprache, mehr als ein Drittel der Zugewanderten beherrsche – der eigenen Einschätzung zufolge – die deutsche Sprache fließend und ein Viertel in fortgeschrittenem Ausmaß. 15,7 Prozent hätten jedoch angegeben, nur Grundkenntnisse zu kennen. Weitere 5,5 Prozent hätten ihre Deutschkenntnisse mit nur sehr gering oder gar nicht vorhanden eingeschätzt.

Neben der Sprachbarriere ist auch die Frage der Anerkennung im Ausland erworbener Bildungsabschlüsse oftmals ein langwieriger Prozess. 16,8 Prozent der Migranten würden keine ihren Qualifikationen entsprechende Arbeit finden. Wobei für 15,2 Prozent das größte Problem sei, dass ihre ausländischen Bildungsabschlüsse nicht anerkannt würden. (APA, red, 1.12.2022)