Das Privatflugzeug war auf dem Weg von Spanien nach Köln.

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Riga/Berlin – Der tödliche Flugzeugabsturz in der Ostsee im September dürfte laut einem Zwischenbericht der deutschen Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) durch Sauerstoffelmangel verursacht worden sein. Der 72-jährige deutsche Unternehmer Peter Griesemann als Pilot und die drei Insassen wurden bewusstlos, berichtete "Austrian Wings" unter Berufung auf den Bericht. Etwa eine Dreiviertelstunde nach dem Start meldete der deutsche Unternehmer Probleme mit der Aircondition an Bord.

Danach brach der Kontakt zu der in Österreich registrierten und auf Griesemanns deutsches Unternehmen angemeldeten Cessna 551 ab. Die Maschine, die eigentlich auf dem Weg von Spanien nach Köln war, setzte ihren Geisterflug über der Ostsee fort, ehe sie im Meer landete. Die Untersuchung des Flugzeugabsturzes hatten im Anschluss die deutschen Behörden übernommen.

Unerfahrener Pilot

Laut dem Bericht der BFU hatte der 72-jährige Pilot zu wenig Erfahrung mit dem Flugzeugtyp. In einer zweistrahligen Cessna 551 war Griesemann nur 100 Stunden geflogen, auf der verunfallten Maschine nur 68 Stunden. Zum Vergleich: Ein professioneller Berufspilot in der Executive Aviation fliegt 600 bis 900 Stunden pro Jahr.

Das Aufsetzen der Sauerstoffmasken und das Einleiten eines Notsinkfluges hätten laut "Austrian Wings" die Tragödie verhindern können. Der Bericht zeigte auf, dass in der Maschine Sauerstoffmasken für die Cockpitbesatzung und die Passagiere vorhanden gewesen wären. Ein Druckschalter hätte zum automatischen Auslösen der Sauerstoffmasken in der Passagierkabine geführt. Der Sauerstoff wäre jederzeit verfügbar gewesen.

Zwei Piloten eines alarmierten französischen Jagdflugzeugs gaben laut BFU an, dass sie keine Aktivität an Bord feststellten. Fotoaufnahmen zeigten das äußerlich unbeschädigt wirkende Flugzeug sowie den handlungsunfähigen Piloten auf dem linken Sitz und seine an ihrem Platz im Cockpit hängende unbenutzte Sauerstoffmaske.

Kein korrekter Funkspruch

Im Bericht heißt es weiter, dass der Pilot keinen korrekten Funkspruch für den Notfall verwendet hatte. "Die Art und Weise, wie der Unglückspilot vorgegangen ist, lässt für mich den Schluss zu, dass er mit der Situation völlig überfordert war. Es ist mir auch unverständlich, dass es überhaupt erlaubt ist, mehrmotorige Jets als Single Pilot Operations zu betreiben, das ist aus meiner Sicht generell grob fahrlässig", wird ein Berufspilot im österreichischen Luftfahrtmagazin zitiert.

Griesemann war ein rheinischer Mittelständler, der nach eigenen Angaben mehr als 1.600 Beschäftigte in Deutschland, Österreich und den Niederlanden hatte und der unter anderem im Blitzschutz tätig war. Der jetzige Firmenchef ist der Sohn des Gründers, der 2015 in den Ruhestand getreten war. (awie, APA, 1.12.2022)