Microsoft-Anwendungen laufen perfekt auf dem Gerät, aufwendige Grafik- oder Videobearbeitung sollte man auf anderen Devices erledigen.

Foto: STANDARD, aam

Weihnachten kommt, und viele Menschen denken wohl verträumt über den Kauf eines Laptops, eines Convertibles oder eines Tablets mit Tastatur nach. Der US-Konzern Microsoft hat in quasi allen Kategorien ein Produkt im Angebot. Eines der aktuellsten ist das Surface Pro 9, das es in diesem Jahr alternativ als Intel-Version oder aber mit dem Microsoft SQ3-Chip zu kaufen gibt. Um über die möglichen Anwendungsfälle dieser Geräte und deren Stärken und Schwächen zu sprechen, hat der STANDARD für den Test die SQ3-Variante von Microsoft angefordert.

Zunächst soll allerdings auf die generellen Stärken und Schwächen des Surface Pro 9 eingegangen werden, unabhängig vom verbauten Chip.

Das Aluminiumgehäuse hat wie immer bei Surface-Produkten einen hochwertigen Touch.
Foto: STANDARD, aam
Um allein als Tablet zu dienen, dafür ist das Surface Pro 9 wohl zu teuer.
Foto: STANDARD, aam

Edles Design

Was der Besitzerin beziehungsweise dem Besitzer gleich zu Beginn auffällt, ist der wunderschön strahlende 13-Zoll-Touch-Bildschirm, der ein Seitenverhältnis von 3:2 und eine Auflösung von 2.880 x 1.920 Pixel bietet. Egal ob man Filme schaut, im Netz surft oder sonstige Aufgaben erledigt, es ist eine Freude, auf das mit 473 Nits ausreichend helle Display zu schauen, und dank 120 Hz ist auch kein Ruckeln zu entdecken. Eine Einschränkung hat diese Euphorie allerdings. Sobald Licht auf das Display scheint, vor allem beim Arbeiten im Freien, verhindern Spiegelungen ein sinnvolles Weiterarbeiten. Hier wäre eine matte Alternative wünschenswert, auch wenn diese nicht die Klarheit und den Kontrast bieten könnte wie das hier verbaute Display.

Dass den Bildschirm umarmende Aluminiumgehäuse ist Surface-typisch hochwertig verarbeitet und liegt mit etwa 880 Gramm gut in der Hand. An der Rückseite befindet sich ein ausklappbarer Ständer, der erneut recht dünn ausgefallen ist, aber stabil das Gerät in allen sinnvollen Positionen hält. An der Unterseite lässt sich eine separat erhältliche Tastatur einrasten, an der Oberseite befinden sich die Lautstärkeregler und der Ein- beziehungsweise Ausschaltknopf. Neben dem Stromanschluss (Surface Connect Port) finden sich lediglich noch zwei USB-C-Anschlüsse. Diese sind im Gegensatz zum Vorgänger diesmal auf der linken Seite angebracht, der Stromanschluss musste dafür auf die rechte Seite wandern.

Zwei USB-C-Anschlüsse müssen reichen, um das Gerät mit Peripherie zu versorgen.
Foto: STANDARD, aam

Zwei Lautsprecher sorgen für guten Stereosound und füllen auch einen Raum mit der verfügbaren Lautstärke. An die vier Lautsprecher des iPad Pro kommt die Qualität zwar nicht heran, für die meisten Aufgaben, denen sich das Surface Pro 9 audiotechnisch stellen muss, reicht es aber in jedem Fall.

Unter dem Standfuß versteckt sich noch ein Fach für die SSD-Festplatte, die selbst getauscht werden kann, beziehungsweise kann hier auch eine physische SIM-Karte eingesetzt werden, und auch eSIM wird unterstützt. Beide SIM-Varianten gelten wie erwähnt nur für die SQ3-Version.

Ebenfalls auf der Rückseite ist noch eine Kamera angebracht, die allerdings nur für die wirklich notwendigsten Fotos genützt werden sollte. Qualitativ hochwertige Aufnahmen sollte man sich hier nicht erwarten.

Via App oder Browser kann man sich in seine Xbox-Bibliothek einloggen und dann fröhlich drauflosstreamen.
Foto: STANDARD, aam
Der dünne, aber stabile Standfuß erlaubt alle sinnvollen Winkel, um diverse Anwendungen bestmöglich nutzen zu können.
Foto: STANDARD, aam

SQ3 gegen Intel

Wer auf der Microsoft-Website ein Surface Pro 9 in den Warenkorb legen will, der hat die Wahl zwischen drei verschiedenen Modellen. Zwei davon basieren auf Intel-Chips (i5 und i7) der zwölften Generation, Variante drei nennt sich SQ3 und ist ein aktueller Qualcomm-Chip. Noch ohne das Gerät in Verwendung zu haben, sind bereits zwei Unterschiede zwischen Intel und SQ3 erkennbar. So liefert nur die Qualcomm-Variante die Möglichkeit, 5G nutzen zu können, entscheidet man sich für Intel, wird nur eine WLAN-kompatible Variante angeboten. Punkt zwei ist die in der SQ3-Variante verbaute Neural Processor Unit (NPU), die es unter anderem erlaubt, dass die Frontkamera nicht nur qualitativ besser ist, sie folgt auch dem Gesicht des vor dem Surface Sitzenden. Zusätzlich wird ständiger Augenkontakt mit den anderen Chatteilnehmern simuliert, auch wenn der Blick auf den Bildschirm und nicht direkt in die Kamera gerichtet ist. Eine KI macht es möglich.

Im direkten Vergleich – und da verlassen wir uns jetzt auf mehrere Benchmarktests anderer Plattformen und die Datenblätter von Microsoft – schneidet die i7-Variante mit Abstand am besten ab, unter anderem weil auch die schnelleren LPDDR5-RAM-Bausteine verbaut wurden, während bei der SQ3-Version die energiesparenden LPDDR4x eingesetzt werden. Vor allem bei Nicht-Microsoft-Anwendungen lässt die SQ3-Variante Leistung vermissen, was an der Qualcomm-Natur liegt. Während Teams oder Office ohne nennenswerte Verzögerung genutzt werden können, macht Chrome schon beim Öffnen von mehr als fünf Apps erste Hacker in den flüssigen Arbeitsablauf. Problemlos laufen Apps, die für mobile Devices optimiert wurden, etwa Spiele wie Hearthstone oder Streaming-Services wie Netflix und Disney+.

Land gewinnt die SQ3-Variante bei der Akkulaufzeit. Hier läuft man mit knapp zehn Stunden etwa 1,5 Stunden länger als die Intel-Geräte. Die Akkulaufzeit hängt natürlich auch von anderen Faktoren ab. Die Restriktion auf 60 Hz beim Bildschirm bringt genauso wichtige Minuten wie die Nutzung von weniger ressourcenfressenden Anwendungen. Video-Editing oder die Bearbeitung von großen Photoshop-Files – dafür ist das Surface Pro 9 aber ohnehin nicht gemacht, egal in welcher Version, auch weil das Gerät bei diesen Anwendungen schnell heiß wird und die Leistung drosseln muss.

Die neue Willow-Serie macht sich sehr gut auf dem Second Screen Surface Pro 9.
Foto: STANDARD, aam

Anwendungsfälle

Das Surface Pro 9 ist der ideale Begleiter für den typischen Office-Job. Viele Meetings in Teams- oder Zoom-Calls machen dank des tollen Displays und der guten Frontkamera Spaß, Microsoft-Anwendungen wie Office laufen wunderbar flüssig und funktionieren auch, wenn man sich nicht die teuerste Variante besorgt. Apropos teuer – ein Schnäppchen ist das Gerät in keinem Fall.

Ein Surface Pro 9 mit i7, 512 Gigabyte Festplatte und 16 Gigabyte RAM kostet 2.189 Euro. Diese Ausstattung mit SQ3-Chip liegt bei 2.209 Euro. Weniger anspruchsvolle Naturen reduzieren ihre Ansprüche auf die i5-Version, die allerdings eine maximal 256 Gigabyte große Festplatte bietet. Dafür muss man rund 500 Euro weniger bezahlen. Für diese rund 500 Euro weniger könnte man übrigens auf Plattformen wie geizhals.at auch den Vorgänger mit eben diesen Spezifikationen finden, also i7, 16 GB RAM und 512 Gigabyte Festplatte. Nutzt man das Surface für die oben empfohlenen Dinge, reicht dieses Gerät nämlich in jedem Fall aus, präsentiert sich ebenso schick und bietet zusätzlich den in diesem Jahr verloren gegangenen Kopfhörer-Anschluss und eine etwa zwei Stunden längere Akkulaufzeit.

Wirklich nutzbar ist ein Surface Pro, egal welcher Generation, nur mit der dazugehörigen Tastatur. Diese muss separat erstanden werden und kostet in ihrer handschmeichelnden Signature-Version 179,99 Euro. Dafür gibt es allerdings auch den Slim Pen 2 dazu, mit dem man das Tablet auch als Notizblock für handschriftliche Anmerkungen nutzen kann. Beim Testgerät war leider weder die Tastatur noch der Stift enthalten – internationale Tests der beiden Hardware-Teile zeigten sich in den vergangenen Wochen aber angetan.

Der Stift schreibt verlässlich und fühlt sich vor allem dann sehr griffig an, wenn man die 120 Hz des Tablets auch wirklich aktiviert. Die Tastatur erinnert stark an jene des Vorgängers und überzeugt sowohl mit guten Druckpunkten. Die Wege der Tasten sind aufgrund der Dünne des Geräts kurz. Das Touchpad reagiert verlässlich, ist aber im Vergleich zu modernen Laptops sehr klein ausgefallen.

Lediglich die SQ3-Variante kann mit einer SIM-Karte ausgestattet werden. Die Intel-Geräte sind lediglich WLAN-kompatibel.
Foto: STANDARD, aam

Fazit

Das Surface Pro 9 ersetzt für die meisten von uns keinen Laptop – das wissen die meisten Menschen wahrscheinlich schon, soll an dieser Stelle aber noch einmal wiederholt werden. Wer viel tippt, etwa Journalisten, benötigt ein Gerät, das man sich auch gut auf den Schoß stellen kann, was mit einem Gerät dieser Art schwierig ist. Gemütlich auf der Couch lümmeln und onlineshoppen kann man mit dem Surface Pro natürlich sehr gut, dazu braucht man allerdings mit Sicherheit kein 2.000-Euro-Gerät.

Egal in welcher technischen Zusammensetzung, die Anwendungsfälle dieser Serie finden sich vor allem im beruflichen Umfeld und sollten deshalb von umsichtigen Arbeitgebern zur Verfügung gestellt oder von Selbstständigen, die viel reisen, angedacht werden. Wer keinen Esel mit goldfarbenen Exkrementen zu Hause stehen hat und trotzdem ein Surface Pro perfekt für seinen Alltag sieht, dem sei das Vorgängermodell empfohlen, dessen Vorteile im Artikel bereits erwähnt wurden. Schick, sexy und für viele Dinge durchaus sinnvoll, ist die Surface-Pro-Reihe in jedem Fall. (Alexander Amon, 4.12.2022)