Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitieren von einer dreitätigen arbeitsfreien Periode und einer ausgewogenen Work-Life-Balance.

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In Zeiten eines Fachkräftemangels und möglichen wirtschaftlichen Abschwungs ist es für Unternehmen wichtiger denn je, Schlüsselarbeitskräfte zu halten und die Produktivität der Belegschaft zu steigern. Betriebe erkennen vermehrt, dass die Viertagewoche ein effizientes Werkzeug zur Erreichung dieser Ziele sein kann.

Vorteile durch Umverteilung der Arbeitszeit

Bei einer Viertagewoche wird die gesamte wöchentliche Arbeitszeit anstelle von fünf auf vier Tage verteilt. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitieren dadurch von einer dreitätigen arbeitsfreien Periode und einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Dies kann sich auf die Mitarbeitergesundheit positiv auswirken und Krankenstandstage reduzieren. Gleichzeitig kann diese Arbeitsweise die Motivation und Produktivität der Arbeitnehmer steigern und Talente ans Unternehmen binden. Auf den ersten Blick eine klare Win-win-Situation für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber und die Belegschaft, doch es gibt auch einige heikle Punkte bei der Umsetzung.

Belegschaft hat Mitspracherecht

Die Einführung der Viertagewoche setzt ein Einvernehmen mit der Belegschaft voraus. In Betrieben mit Betriebsrat ist hierfür eine Betriebsvereinbarung notwendig, in betriebsratslosen Betrieben eine einzelvertragliche Zustimmung der Arbeitnehmer. Wichtig ist auch: Bei der Einführung der Viertagewoche gibt es nicht "das eine" richtige Modell, es stehen vielmehr unterschiedliche Viertagemodelle zur Verfügung.

Vielfalt an Modellen

Das "klassische" Modell ist die Umverteilung der bisherigen Arbeitszeit (in der Regel sind dies 38,5 bis 40 Stunden) von fünf auf vier Tage bei gleichbleibendem Entgelt. Bei dieser Option kann die tägliche Normalarbeitszeit auf bis zu zehn Stunden erhöht werden. Überstunden entstehen erst ab der 11. Tagesarbeitsstunde beziehungsweise der 40. Wochenstunde. Dies führt zu einer erhöhten täglichen Arbeitsbelastung, was zumindest in Einzelfällen zu Fehlleistungen während der Arbeit oder Erschöpfung führen kann.

Einige Unternehmen kürzen daher die Wochenarbeitszeit im Rahmen der Umverteilung auf 37 oder weniger Wochenstunden. Das Tagessoll beläuft sich dann zum Beispiel auf 7,5 bis 8,5 Stunden, was ungefähr der täglichen Arbeitszeitbelastung bei einer Fünftagewoche entspricht. Diese Variante kann mit oder ohne Kürzung des Fixgehalts umgesetzt werden. Bleibt das Fixgehalt gleich, erhöhen sich zwar die Personalkosten pro Arbeitskraft. Diese können auf lange Sicht aber durch eine Produktivitätssteigerung ausgeglichen werden. Unternehmen, die das Fixgehalt entsprechend der Arbeitszeit reduzieren, sollten – gerade angesichts der trabenden Inflation – zusätzliche Motivationsanreize setzen, wie zum Beispiel die Einführung von variablen Boni oder Prämien, die an konkrete, die Produktivität erhöhende Leistungsziele geknüpft sind.

Kombination mit Gleitzeit

Schließlich kann die Viertagewoche auch sehr gut mit Gleitzeitarbeit kombiniert werden. In diesem Fall sollte es eine Kernarbeitszeit an lediglich vier Tagen geben und ganze Gleittage, zum Beispiel an Freitagen oder Montagen, ermöglicht werden. Dadurch sind arbeitsfreie Perioden von Freitag bis Sonntag oder von Samstag bis Montag möglich. In dieser Variante könnten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dann sogar wöchentlich selbst wählen, ob diese vier oder fünf Tage arbeiten. Gerade die Gleitzeitvariante gewährt Arbeitnehmern größtmögliche Flexibilität. Der Vorteil für Unternehmen: Die Normalarbeitszeit kann auf bis zu zwölf Stunden erhöht werden; somit können Überstunden bei entsprechenden Rahmenbedingungen zur Gänze vermieden werden.

Flexible und die Work-Life-Balance fördernde Arbeitsmodelle sind die Zukunft. Die Viertagewoche ist ein solches Zukunftsmodell – und ist gekommen, um zu bleiben. Unternehmen, die das frühzeitig erkennen, verschaffen sich einen klaren Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt. (Philipp Maier, Andrea Haiden, 4.12.2022)