Google Pay steht in Österreich weiter im Schatten von Apple Pay – nicht zuletzt, was die Unterstützung durch die heimischen Banken anbelangt.

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Bezahlen mit dem Handy ist eine feine Sache. Einfach Smartphone oder Smartwatch an den Bezahlterminal halten, in manchen Fällen kurz mittels Fingerabdruck oder Gesichtserkennung autorisieren – fertig. Das klappt auch dann, wenn man einmal die Geldbörse zu Hause vergessen hat oder einfach keine Lust mehr hat, Bank- und Kreditkarten mit sich herumzuschleppen. Dank der zugehörigen Wallet-Lösungen von Apple und Google ist das Ganze auch gut mit den jeweiligen Systemen verzahnt – und vor allem sicher.

So ist es zumindest in vielen Ländern, in Österreich stellt sich die Situation anders dar: Während Apple Pay tatsächlich auch hierzulande weitverbreitet ist, sieht es rund um das Android-Pendant Google Pay komplett anders aus. Vor mehr als einem Jahr offiziell gestartet, ist die Unterstützung durch heimische Banken noch immer irgendwo zwischen schwach und sehr schwach angesiedelt.

Nur wenige Banken sind bisher mit dabei

Auf der Liste der Google Pay in Österreich unterstützenden Banken finden sich bislang als Highlights Online-Banken wie N26 oder Citibank, auch Revolut oder Bitpanda zählen in diese exklusive Riege. Von den großen österreichischen Banken ist hingegen weiterhin keine Spur. Das heißt auch: Deren Kunden können Google Pay noch immer nicht nutzen, ohne den Support durch die Bank geht in dieser Hinsicht nämlich nichts.

Der Kontrast zur Apple-Welt könnte dabei nicht größer sein, wird doch Apple Pay von allen großen Banken unterstützt – auch in Österreich und das seit Jahren. All das wirft natürlich einige Fragen auf, etwa ob das so bleiben soll – und wie es eigentlich dazu kommt. Also hat sich DER STANDARD sowohl bei Google selbst als auch bei einigen großen heimischen Banken umgehört, um herauszufinden, wie sie es eigentlich mit Google Pay halten.

Google würde gern

Von Google selbst gibt es eine wenig überraschende Antwort. Dort signalisiert man aktives Interesse an einer Kooperation: "Es steht generell allen Banken offen, Google Pay ihren Kunden zur Verfügung zu stellen. Wir freuen uns somit auf weitere Partner in Österreich in Zukunft", heißt es in einer Stellungnahme.

Eine Überraschung bei der Bawag

Bezahlen mit Google Pay geht in vielen Ländern mittlerweile tadellos. In Österreich legen die Banken dem weiterhin Steine in den Weg.
Foto: Google

Bei den Banken liefert die Bawag die aus Nutzersicht wohl erfreulichste Antwort. Dort kündigt man gegenüber dem STANDARD nämlich an, dass man bereits an der Einführung von Google Pay arbeite und dies "bald" für die eigenen Kunden verfügbar sein solle. Auf einen konkreten Zeitplan legt man sich dabei zwar nicht fest, trotzdem könnte die Bawag damit die erste der großen österreichischen Banken mit Google-Pay-Unterstützung werden.

Erste Bank ist interessiert

Bereits in der Vergangenheit hat die Erste Bank Interesse an Google Pay zum Ausdruck gebracht, und das scheint sich auch nicht verändert zu haben. Denn auch hier klingt die Stellungnahme vielversprechend: "Aus Gesprächen mit unseren Kund:innen wissen wir, dass Google Pay als kontaktlose Bezahloption für Android-Geräte begrüßt werden würde". Und weiter: "Die Erste Bank und Sparkasse hat deshalb grundsätzlich Interesse an Google Pay, um die Bandbreite an bestehenden digitalen Bezahlmöglichkeiten wie Apple Pay, Garmin Pay und Swatch Pay für ihre Kund:innen zu ergänzen.''

Stimmungswechsel

Bei der Bank Austria scheint man hingegen einen komplett anderen Kundenkreis zu haben. Dort erteilt man einer Google-Pay-Anbindung nämlich mehr oder weniger deutlich eine Absage. Man sehe "derzeit keinen Bedarf für Google Pay bei unseren Kund:innen", hieß es gegenüber dem STANDARD. Ähnlich sieht die Reaktion der Raiffeisen Bankengruppe Österreich aus, wo man ebenfalls aktuell keinen Bedarf sieht. Gleichzeitig betont man aber, dem Thema nicht grundlegend abgeneigt zu sein, wenn sich diese Situation einmal ändern sollte.

Die Oberbank landet irgendwo zwischen diesen Positionen. Zwar signalisiert man grundlegendes Interesse an einer Unterstützung für Google Pay, konkrete Pläne gibt es aber derzeit noch nicht. Man evaluiere derzeit Umsetzungspläne und beobachte die Entwicklung des Bezahldiensts, umreißt man die aktuelle Position.

Was macht den Unterschied zu Apple aus?

Bleibt die Frage, warum manche Banken gar so wenig Interesse an einem Support für Google Pay haben, während sie sich allesamt hinter Apple Pay gestellt haben. Dabei drängt sich schnell der Verdacht auf, dass ausgerechnet die größere Offenheit der Google-Welt schuld sein könnte. Denn während Apple ausschließlich der eigenen Bezahl-App Zugriff auf den NFC-Chip zur Autorisierung von Bezahlungen gibt, kann dieser unter Android auch von anderen Apps genutzt werden.

Insofern darf es nicht überraschen, dass genau jene Banken, die Google Pay negativ gegenüberstehen, in ihren Antworten explizit auf eigene Apps verweisen. So heißt es etwa vonseiten der Bank Austria: "Wir sehen derzeit keinen Bedarf für Google Pay bei unseren Kund:innen, da wir für Android-Nutzer unsere sehr erfolgreiche 'Mobile Geldbörse'-App mit hohen Kundenzufriedenheitswerten anbieten."

Eine Frage des Vertrauens?

Noch deutlicher wird man bei der Raiffeisen: "Wir haben heuer eine neue, moderne Raiffeisen-Wallet-Lösung, RaiPay, gelauncht. Diese innovative Wallet bietet Kund:innen an, die Debit-Mastercard und die Kreditkarte digital und im stationären Handel zu verwenden." Zudem drückt man Bedauern darüber aus, dass Ähnliches unter iOS nicht möglich ist. Immerhin würden die Nutzer allein schon wegen des größeren Vertrauens entsprechende Lösungen von der eigenen Hausbank erwarten.

Die zugehörige Android-App heißt mittlerweile Google Wallet – der Bezahldienst selbst trägt aber weiter den Namen Google Pay.
Grafik: Google

Die Situation entbehrt damit also nicht einer gewissen Ironie. Während viele Banken die größere Offenheit unter Android aktiv nutzen, um eigene Bezahl-Apps anzubieten, gehört zu dieser Offenheit anscheinend nicht, den Nutzern selbst die Wahl zu lassen, welchen Dienst sie zum Bezahlen nutzen wollen. Immerhin wäre es durchaus möglich, dass die Banken sowohl eigene Apps als auch Google Pay unterstützen.

Bei den Nutzern beliebt

Dass entsprechende Bezahllösungen bei den Nutzern sehr beliebt sind, bestreitet hingegen keine der Banken. So spricht etwa die Raiffeisen davon, dass bereits acht Prozent der Debit-Transaktionen auf der eigenen Plattform via Apple Pay abgewickelt werden. Bei der Oberbank spricht man von 10,65 Prozent aller kontaktlosen Transaktionen, die über den Apple-Dienst laufen.

Ein Hoffnungsschimmer, aber ein kleiner

Zusammengefasst lässt sich also sagen: Es gibt zarte Hoffnung, dass sich die Situation rund um Google Pay in Österreich langsam bessert. An dem grundlegenden Umstand, dass man die richtige Bank wählen muss, will man diesen Service verwenden, dürfte sich hingegen vorerst wenig ändern. Dafür sorgt das Beharren mancher Banken auf eigenen Apps – die man alternativlos anbieten will.

Wer unter Android eine ähnlich tiefgehende Integration, wie es sie mit Apple Pay rund um das iPhone gibt, will, der muss wohl auch weiterhin die richtige Bank wählen – oder zumindest parallel ein weiteres Konto eröffnen. Zumindest gibt es derzeit Anzeichen, dass sich die Situation langsam etwas bessert – aber eben nur graduell. Von einer umfassenden Unterstützung wie rund um Apple Pay ist Google Pay noch Jahre entfernt – dafür sorgt die recht offen signalisierte Ablehnung einzelner großer Banken. (Andreas Proschofsky, 2.12.2022)