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Reinere Ware geht mit höheren Risikofaktoren einher.

Foto: Getty Images / urbazon

Welche Auswirkungen die Corona-Pandemie samt den einschränkenden Maßnahmen auf den Bereich der illegalen Drogen in Österreich hat, wird langfristig gesehen erst in einigen Jahren feststehen. Einige bemerkenswerte Entwicklungen zeigen sich aber schon jetzt.

So gab das Sozialministerium unter Minister Johannes Rauch (Grüne) auf Anfrage des STANDARD bekannt, dass die Suchtsituation hierzulande ein relativ stabiles Bild zeige. Mit einer Ausnahme: Die Zahl der Drogentoten dürfte steigen. "Es zeichnet sich ein Anstieg der Mortalität ab", heißt es in Bezug auf drogenbezogene Todesfälle. Genaue Zahlen oder mögliche Gründe für diesen Anstieg werden noch nicht genannt, da die aktuelle Analyse der drogenbezogenen Todesfälle für das Jahr 2021 noch nicht abgeschlossen sind.

Der Drogenbericht der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), in dem diese Details auch veröffentlicht werden, wird erst im kommenden Jahr erscheinen. Laut dem aktuell verfügbaren Drogenbericht 2021 geht man für das Jahr 2020 von 191 Todesfällen aufgrund von Drogenüberdosierung aus. 2019 waren es 196 Drogenopfer, ein Jahr davor waren es 184. Verglichen mit dem Jahr 2017, als 154 drogenbezogene Todesfälle registriert wurden, ist ein deutlicher Anstieg erkennbar.

Ministerium sieht Verbesserungspotenzial

Das Sozialministerium ortet bei der heimischen Drogenpolitik " weiteres Verbesserungspotenzial" und spricht von neuen Herausforderungen. Genannt werden im Bereich des risikoreichen Drogenkonsums etwa eine alternde Generation suchtkranker Menschen, die steigende Bedeutung von Kokain oder Hepatitis C bei Opiatabhängigen. Thema sind auch weitere Maßnahmen zur Verhinderung tödlicher Überdosierungen.

Die Corona-Krise hat die Umstände schwieriger gemacht: So seien viele suchtpräventive Maßnahmen während der intensivsten Pandemiephasen ausgefallen. Diese und andere Faktoren würden "eine etwaige Verschärfung der Situation im Bereich Drogensucht und eine gesteigerte Behandlungsnachfrage nach der Pandemie plausibel machen", heißt es in einer Stellungnahme des Sozialministeriums.

Qualität der illegalen Drogen hat sich erhöht

Für den Bereich der Suchtgiftkriminalität ist das Bundeskriminalamt zuständig. Dort heißt es, dass sich die Qualität der Drogen im Straßenverkauf erhöht habe. Noch vor wenigen Jahren sei Heroin mit einem Reinheitsgrad von rund drei Prozent üblich gewesen. Mittlerweile betrage dieser zehn Prozent. "Es wird aber auch Heroin mit Reinheitsgraden weit darüber, bis zu 40 Prozent, im Straßenverkauf gehandelt", sagt Sprecher Paul Eidenberger zum STANDARD. Analog sei die Lage bei Kokain, "wo heutzutage Reinheitsgrade von 60 Prozent keine Seltenheit mehr sind, was früher undenkbar gewesen wäre".

Die Qualitätssteigerung liege auch daran, dass schwarzafrikanische Tätergruppen vorwiegend aus Nigeria von Gruppen aus dem Westbalkan verdrängt worden sind – "mit eindeutigem Bezug zur Organisierten Kriminalität", vor allem aus Serbien. "Seit der Flüchtlingswelle 2015 sind auch afghanische Organisationen stetig gewachsen und werden heuer vermutlich bereits den zweiten Platz hinter den Serben einnehmen." Tätergruppen würden professioneller als früher agieren. Die reinere Ware gehe mit entsprechendem Suchtpotenzial einher.

Eher rückläufiger Trend bei Suchtgiftdelikten

Genaue Zahlen zu den Suchtgiftdelikten werden erst mit der Kriminalstatistik 2022 veröffentlicht. Das ist laut Eidenberger für März 2023 geplant. Es gebe aber eine Tendenz: "Im Bereich der Suchtgiftkriminalität ist diese auch heuer, dem Trend folgend, eher rückläufig."

Nach einem Höchststand im Jahr 2019 (43.329 Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz) sind diese in den Covid-Jahren 2020 und 2021 gesunken – auf zuletzt 34.837. Weit weniger deutlich fiel der Rückgang im Teilbereich der Verbrechen nach dem Suchtmittelgesetz auf. Dabei geht es vor allem um Delikte mit größeren Drogenmengen. (David Krutzler, 1.12.2022)