Präsident Raisi sprach in einer Rede wiederholt über die Rolle der "Feinde" des Irans bei den andauernden Protesten.

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Teheran – Irans Präsident Ebrahim Raisi hat am Donnerstag die Provinz Kurdistan besucht – die Hochburg der seit Wochen anhaltenden Proteste. Der ultrakonservative Präsident rief die Bevölkerung auf, sich dem "Feind" entgegenzustellen, der aus Sicht Teherans die Massenproteste in dem Land schürt. "Bei den jüngsten Unruhen haben sich die Feinde verrechnet, als sie glaubten, dass sie Chaos, Unsicherheit und Aufstände auslösen können", so Raisi in einer im Fernsehen übertragenen Rede.

Im Iran finden seit Wochen Proteste statt. Auslöser war der Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini – sie war Mitte September von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll. Der Iran macht seinen Erzfeind, die USA, sowie dessen Verbündete, darunter Großbritannien und Israel, für die gewaltsamen Zusammenstöße verantwortlich, bei denen nach Angaben eines Generals mehr als 300 Menschen getötet wurden.

Raisi sprach über Iran-Irak-Krieg

Raisi besuchte die Stadt Sanandaj in Kurdistan, Aminis Heimatprovinz und Zentrum der Proteste. Dort weihte er ein Trinkwasserprojekt ein. Mit Verweis auf den Iran-Irak-Krieg von 1980 bis 1988 sagte Raisi, der "Feind" habe "nicht gewusst, dass Kurdistan das Blut tausender Märtyrer geopfert hat und dass seine Bewohner in der Vergangenheit den Feind besiegt haben".

Die Menschen hätten wirtschaftliche und soziale Probleme, "aber sie wissen, wie sie sich dem Feind mit ihrer Solidarität entgegenstellen", so Raisi. Die neue Generation in der Region werde wie ihre Mütter und Väter, die den Plan des Feindes vereitelt hätten, das Gleiche tun und beweisen, dass sie nicht dem "Willen des Feindes folgen werden, vor allem den Vereinigten Staaten", sagte Raisi weiter.

Seit dem Beginn der landesweiten Proteste haben iranische Regierungsvertreter iranisch-kurdischen Oppositionsgruppen im irakischen Exil vorgeworfen, die Unruhen anzuheizen.

Mehr als 2.000 angeklagt

Die Behörden gehen mit zunehmender Härte gegen die Demonstrierenden vor. Laut der in Oslo ansässigen Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR) wurden mindestens 448 Menschen durch Sicherheitskräfte getötet, das Militär spricht von mehr als 300 Todesopfern. Tausende Iraner und rund 40 Ausländer wurden festgenommen und mehr als 2.000 Menschen nach Angaben der Justizbehörden angeklagt.

Unterdessen leitete die iranische Justiz nach eigenen Angaben Ermittlungen zum Tod eines Iraners ein, der erschossen worden war, nachdem er das Ausscheiden der iranischen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM gefeiert hatte. Mehran Samak sei nach dem Spiel Iran-USA gestorben, nachdem er in der Stadt Bandar Ansali von Schrotkugeln getroffen worden sei, teilte der Staatsanwalt der Provinz Gilan, Mehdi Fallahmiri, laut dem Justiz-Portal Misan Online mit.

Salami: Feinde säten Verzweiflung

Im Ausland ansässige Menschenrechtsgruppen hatten mitgeteilt, der 27-jährige Samak sei "von Sicherheitskräften in den Kopf geschossen" worden, als er bei Feiern nach dem Spiel hupte.

Der Chef der Revolutionsgarden, Hossein Salami, sagte, Irans Feinde hätten Jugendliche beeinflusst, die glücklich über das Fußballergebnis seien. "Heute versuchen sie (die Feinde) alles, um Verzweiflung in den Herzen der jungen Menschen zu säen", so Salami. Einige von ihnen hätten anschließend ihre Zufriedenheit gezeigt und dass sie glücklich sind über das Ausscheiden der Nationalmannschaft, sagte Salami am Donnerstag laut der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA. (APA, red, 1.12.2022)