Der Rapper ist in der Vergangenheit wiederholt mit antisemitischen Äußerungen aufgefallen.

Foto: APA/AFP/JEAN-BAPTISTE LACROIX

Los Angeles – Der wegen antisemitischer Äußerungen in Verruf geratene US-Rapper Kanye West hat erneut für Empörung gesorgt. "Ich mag Hitler" und "ich liebe Nazis", sagte der Musiker und Modeunternehmer am Donnerstag in einem Interview mit dem bekannten ultrarechten Verschwörungstheoretiker Alex Jones. "Ich sehe auch gute Dinge bei Hitler."

"Dieser Kerl (...) hat Autobahnen erfunden und das Mikrofon, das ich als Musiker benutzt habe" sagte der Rapper, der sich in Ye umbenannt hat und bei dem Interview eine schwarze Maske trug, die sein gesamtes Gesicht verdeckte. "Man kann nicht laut aussprechen, dass diese Person jemals was Gutes getan hat, und ich mache das nicht mehr mit."

Sperre auf Twitter

Als Jones entgegenhielt, die Nazis hätten "richtig schlechte Dinge" getan, antwortete West: "Aber sie haben auch gute Dinge getan. Wir müssen aufhören, die Nazis die ganze Zeit zu dissen. (...) Ich liebe Nazis."

Unterdessen kündigte Twitter-Eigentümer und Tesla-Chef Elon Musk an, das Twitter-Konto des Rappers zu sperren. "Ich habe mein Bestes versucht. Trotzdem hat er erneut gegen unsere Regel gegen die Aufstachelung zur Gewalt verstoßen", begründete Musk am Donnerstagabend in einem Tweet den Schritt. "Der Account wird gesperrt." Laut Medienberichten bezieht sich Musk auf einen mittlerweile gelöschten Tweet von West, indem der 45-Jährige das Bild einer Swastika (Hakenkreuz) verbreitet habe.

Am Donnerstag teilte der Mutterkonzern des sozialen Netzwerkes Parler, Parlement Technologies, mit, dass West überraschend auf den Kauf des Twitter-Rivalen verzichte. Diese Entscheidung sei Mitte November in beiderseitigem Interesse getroffen worden. Im Oktober hatte es geheißen, dass die Übernahme der Social-Media-Plattform durch West im vierten Quartal 2022 vollzogen werden sollte. Ein Kaufpreis wurde damals nicht genannt.

Geschäftspartner kündigen Zusammenarbeit

Der Rapper, der mit psychischen Problemen kämpft, ist in der Vergangenheit wiederholt mit antisemitischen Äußerungen aufgefallen. Der deutsche Sportartikelhersteller Adidas beendete im Oktober mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit mit dem 45-Jährigen, nachdem West im Kurzbotschaftendienst Twitter Drohungen gegen Juden ausgesprochen hatte. Auch andere Unternehmen wie die Modemarke Balenciaga haben ihre Partnerschaft mit West eingestellt.

Die Vereinigung Republican Jewish Coalition sprach auf Twitter nach dem Auftritt bei Jones von "einer schrecklichen Jauchegrube gefährlichen, bigotten Judenhasses".

Abendessen mit Holocaust-Leugner

Zuletzt sorgte der jahrelang mit Reality-TV-Star Kim Kardashian verheiratete West für Aufsehen, als er zusammen mit dem bekannten Antisemiten und Holocaust-Leugner Nick Fuentes bei Ex-US-Präsident Donald Trump in dessen Anwesen Mar-a-Lago in Florida zu Abend aß. Trump ist wegen der Begegnung auch in den eigenen Reihen massiv unter Beschuss geraten.

So sagte der frühere Vizepräsident Mike Pence, was Trump getan habe, sei "falsch". "Ich denke, er sollte sich entschuldigen." Der Anführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, sagte, in der Partei gebe es "keinen Platz für Antisemitismus und Rassismus". Bei jedem, der sich mit Antisemiten und Rassisten treffe, sei es "höchst unwahrscheinlich, dass er jemals zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wird".

Trump hatte Mitte November verkündet, bei der Präsidentschaftswahl 2024 erneut antreten zu wollen. Auch Kanye West will nach eigenen Angaben kandidieren. (APA, red, 1./2.12.2022)