Die Interior-Designerin Agathe Descamps hat einige Möbelstücke entworfen und teilweise auch selbst gebaut, die perfekt auf den Bedarf der Familie zugeschnitten sind.

Ich bin eine Mieterin, eine superglückliche Mieterin. Unsere Wohnung und das Grätzel lieben wir sehr, seit zwölf Jahren wohnen wir mittlerweile hier. Es war ein Zufall, dass wir im 18. gelandet sind. Ich habe den Bezirk damals nicht gekannt. Es ist sehr grün hier, das weiß ich heute. Aber damals war mir das eigentlich egal. Wenn man noch keine Kinder hat, spielt das keine große Rolle.

Agathe Descamps hat eine Bank mit klappbarer Lehne designt, die in zwei Räumen nutzbar ist.
Foto: Lisi Specht

'Ruf sofort an', habe ich damals zu meinem Freund gesagt, als wir diese Wohnung mit Garten gefunden haben. Wir waren die Ersten, die die Wohnung besichtigt haben. 'Wollen Sie heute frei haben?', habe ich die Maklerin gefragt. Denn wenn wir uns schnell entscheiden, habe ich gedacht, hätte sie alle Besichtigungstermine nach uns absagen können – das hat sie dann auch gemacht. Wir haben eine Stunde überlegt und zugesagt.

Dann haben wir langsam entdeckt, wie cool der 18. Bezirk ist. Es passiert so viel, die Leute treffen sich, es ist bunt gemischt und so respektvoll hier. Die Menschen sind motiviert und entspannt. Die Kinder können, seit sie klein sind, allein auf dem Platz vor unserem Haus spielen. Es fahren keine Autos, und alle Leute aus der Nachbarschaft kennen sie. Wenn was passiert wäre, ich hätte immer gewusst, dass jemand ans Fenster klopfen würde, um mir Bescheid zu sagen.

Agathe Descamps mag weiche Sitzmöbel nicht besonders gern, weshalb die Couch auch nicht oft benutzt wird.
Fotos: Lisi Specht

Heute glauben die Leute, dass wir Superbobos sind, wenn wir ihnen sagen, dass wir mitten am Platz wohnen. Mein Mann und ich lachen dann nur, und unlängst habe ich mal zu ihm gesagt: 'Hätten wir gedacht, dass so etwas eines Tages passiert?' Als wir damals eingezogen sind, war das hier eher ein verlassener und heruntergekommener Platz.

Die Wohnung war früher die Ein-Zimmer-Hausmeister-Wohnung, dann wurden ein Gang und die ehemalige Waschküche dazugenommen. Jetzt ist es eine Dreizimmerwohnung. Für einige Zeit war auch mal eine Tischlerei eingemietet. Heute nutzen wir den früheren Flur als Arbeitsplatz, davor war es der Spielbereich der Kinder. Ich liebe es, wenn es kleine Ecken gibt oder komische Räume in einer Wohnung, so wie bei uns.

Der frühere Gang wurde später der Spielbereich der Kinder und ist nun ein Arbeitsbereich.
Fotos: Lisi Specht

Wir lieben es, Freunde einzuladen. Meinem Partner war es wichtig, dass man Gäste empfangen kann und beim Kochen nicht isoliert in der Küche stehen muss. Deshalb steht der Esstisch mitten in der Küche. Und auch für mich ist er mittlerweile zum Zentrum unserer Wohnung geworden, alles passiert dort. Die Couch benutzen wir gar nicht so oft, ich mag auch weiche Sitzmöbel nicht gerne. Als wir früher in Paris gewohnt haben, mussten wir uns entscheiden, ob wir ein Wohnzimmer oder einen Esstisch haben wollen. Der Esstisch war uns wichtiger.

Wir haben einen Beamer und machen abends manchmal Kino mit den Kindern. Gleich dahinter ist die Küche. Ich habe deshalb eine Bank entworfen und gebaut, die eine flexible Lehne hat und auf zwei Seiten geklappt werden kann – je nachdem, ob man sie als Sitzgelegenheit am Küchentisch oder im Wohnzimmer braucht. Früher hatten wir einen Fauteuil und Stühle – jetzt ist beides in einem und das ist viel besser!

Eigentlich bräuchte die Familie ein zusätzliches Zimmer. Doch weil sie nicht umziehen will, hat Agathe Descamps eine Wohnlösung fürs Kinderzimmer entworfen, die aus einem Raum zwei macht.
Fotos: Lisi Specht

Eigentlich fehlt uns ein Zimmer, weil wir zwei Kinder, aber nur ein Kinderzimmer haben. Wir wollten aber auf keinen Fall umziehen. Ich finde es nicht nachhaltig, auf 120 Quadratmetern zu leben, und putzen oder heizen würde ich eine so große Wohnung auch nicht wollen. Schon seit Jahren hatte ich Skizzen für eine ganz bestimmte Idee in meiner Schublade: eine Art Wohnwand, die aus einem Zimmer zwei macht. Damit habe ich mich dann später auch selbstständig gemacht. Die erste meiner sogenannten Kubaturen habe ich für unsere Wohnung bauen lassen, und jetzt haben beide Kinder ihren eigenen Bereich.

Ich bin ein absoluter Stadtmensch und würde nirgends anders leben wollen. Deshalb haben wir auch so ein Glück, dass wir das hier schon vor Jahren gefunden haben, heute wäre es für uns auch unleistbar. (Bernadette Redl, 5.12.2022)