Nach meteorologischer Zeitrechnung hat der Winter diese Woche begonnen, und er präsentiert sich mal wieder als kalt, grau und neblig. Aber zum Glück gibt es die Maker-Community, die einige Gadgets erschaffen hat, die uns nicht nur den Winter versüßen, sondern auch gleich das Weihnachtsfest aufhübschen. Wir haben wieder in den Tiefen von Thingiverse, Cults und Co gewühlt und möchten eine kleine Auswahl der besten, schönsten und absurdesten 3D-Drucke vorstellen.

Die Spikes lassen sich mit Gurt- oder Klettband befestigen. Beides gibt es im Handarbeitsgeschäft um kleines Geld. Zur Not tut's wahrscheinlich auch ein Kabelbinder.
Foto: DER STANDARD, Zellinger

Spikes für den Winter: Da wird ein Schuh draus

Man kennt das: Der Morgen ist ohnehin schon stressig, und kaum hat die Zahnbürste den Mund verlassen, stürmt man nach draußen, weil man sonst seinen Termin verpasst. Im Winter kann das schnell böse enden, wenn sich unter der Neuschneedecke eine fiese Glatteisschicht gebildet hat. Damit der Hintern nicht unfreiwillige Bekanntschaft mit dem Asphalt macht, gibt es druckbare Spikes für die Winterschuhe. Diese kleinen Helferlein werden mit einem Klettband (gibt es im Handarbeitsgeschäft) oder einem alten Gurtband um die Füße geschnallt und sorgen für die richtige Bodenhaftung.

Der Bastelaufwand hält sich in Grenzen. Statt der empfohlenen Metallbauschrauben haben wir Spanplattenschrauben verwendet.
Foto: DER STANDARD, Zellinger

Der Druckaufwand für ein Paar dieser Platten ist gering. Wichtig ist nur, sie mit 100 Prozent Infill zu drucken – dieser Wert bestimmt, zu welchem Grad die Objekte mit Kunststoff gefüllt sein sollen. Die Spikes sollen ja jeder Belastung standhalten, daher gehen wir hier aufs Ganze.

Nach dem Druck werden Schrauben durch die Löcher gedreht. Der Urheber des Designs empfiehlt zwar Maschinenschrauben, aber in der Bastelwerkstatt waren nur selbstschneidende Spanplattenschrauben zu finden – und sie funktionieren im Test großartig. Die Bastelarbeit dauert nur wenige Minuten, und die Kosten für das Material bewegen sich im einstelligen Eurobereich. Nur den edlen Parkettboden sollte man mit den Spikes nicht betreten.

Hübsch ist er nicht, aber den bisherigen Testvögeln war das ziemlich egal.
Foto: DER STANDARD, Zellinger

Upcycling: Vogelfüttern mit Plastikflaschen

Zugegeben, hübsch ist der Birdfeeder nicht unbedingt, aber dafür ist der Druckaufwand gering, man kann alte Getränkeflaschen wiederverwenden und der Vogelwelt Gutes tun. Die Futterstelle aus dem 3D-Drucker hat in der Mitte ein Gewinde, auf das sich eine mit Vogelfutter gefüllte PET-Flasche schrauben lässt. Durch die Öffnungen auf der Unterseite rieselt immer frisches Futter nach. Auf den Befestigungsring zum Anschrauben an die PET-Flasche haben wir aber verzichtet. Denn dafür müsste man Löcher in die Flasche machen, was möglicherweise dazu führt, dass das Futter feucht wird. Ein Stück Schnur und Klebeband sind der Ästhetik nicht unbedingt förderlich, aber den Testvögeln war das herzlich wurscht. Eine Vogeltränke nach dem ähnlichen System gibt es auch als Remix.

Nicht schön, aber praktisch: Wenn sich dieser Haken rot färbt, ist die Heizung ausgefallen.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Ist meine Heizung ausgefallen?

Bei diesem Projekt liegt der kreative Ansatz nicht im 3D-Modell, sondern im verwendeten Material. So kämpft einer der Autoren dieses Textes öfter damit, dass sein Heizkessel ausfällt – und zwar unglücklicherweise immer kurz bevor er die Dusche betritt, was er immer erst dann bemerkt, wenn er schon nackt und zitternd unter eiskaltem Wasser steht.

Das muss nicht sein. Denn zum Glück gibt es Filamente (das Material, aus dem der 3D-Drucker druckt, Anm.), die bei Temperaturänderung die Farbe ändern. Aus diesem Material haben wir einen Handtuchhalter gedruckt, der weiß bleibt, solange der Heizkörper wärmer als 30 Grad ist. Fällt die Heizung aus und die Temperatur sinkt unter 30 Grad, so färbt sich der Handtuchhalter gänzlich rot. Nun gehört zu jeder Morgenroutine ein kurzer Blick in Richtung Heizkörper, bevor man sich entkleidet und irrtümlich in die Eiswasserfalle tappt.

Eigentlich gehört der Todesstern auf den Weihnachtsbaum. In Ermangelung einer Tanne musste hier das Apfelbäumchen herhalten.
Foto: DER STANDARD, Zellinger

Wenig besinnlich, aber cool: Der Todesstern für die Baumspitze

Beim Schmuck für den Weihnachtsbaum scheiden sich ja die Geister. Während es manchen Menschen gar nicht bunt und kitschig genug sein kann, setzen andere auf dezente Baumdeko im skandinavischen Stil. Eines haben aber alle gemeinsam: Auf die Spitze des Baumes muss ein Stern, so will es das ungeschriebene Weihnachtsgesetz. "Langweilig", findet die Maker-Community und hat deshalb den Todesstern für die Weihnachtsbaumspitze erschaffen.

Der Druck selbst kommt ohne Supports (Strukturen, die als "Gerüst" für horizontale Fläche mitgedruckt und anschließend abgebrochen werden, Anm.) aus und verbraucht nur wenig Filament. Wer besonders viel Liebe zum "Star Wars"-Franchise hat, kann den Todesstern auch im typischen Grau anmalen. Tipp: Das lässt sich mit einer "Zenithal Highlighting" genannten Methode binnen weniger Sekunden erledigen. Alles, was man dafür braucht, sind zwei Spraydosen aus dem Baumarkt. Zuerst wird der Todesstern schwarz grundiert, ist die Farbe trocken, sprüht man aus einem 45-Grad-Winkel mit hellgrauer Farbe leicht drüber, fertig ist der Todesstern wie aus dem Film.

Rückblickend war die Farbwahl nicht optimal.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Aus unserem Archiv: Weihnachtsdeko

Allzu viel Platz wollen wir dem Thema Weihnachtsdekoration an dieser Stelle gar nicht einräumen, haben wir dieses Thema doch bereits im vergangenen Jahr ausführlich behandelt und unter anderem eine Anleitung zum Gestalten von eigenem Christbaumschmuck geliefert – mehr dazu unter diesem Link.

Gesagt werden muss an dieser Stelle aber auch, dass wir über die vergangenen zwölf Monate viel über das Thema 3D-Druck gelernt haben und viele Dinge heute anders machen würden – zum Beispiel die oben abgebildete Christbaumszene nicht in semitransparentem Material, sondern gleich in knalligen Farben drucken.

Ein bisschen Kitsch darf sein.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Dioramen – von kitschig bis gruselig

Für andere Projekte ist semitransparentes Filament hingegen perfekt geeignet – wenig überraschend nämlich immer genau dann, wenn Licht teilweise durch das Objekt hindurch leuchten soll. Als Beispiel dafür kann das oben abgebildete Diorama eines Weihnachtsdorfs gelten. Tagsüber ist es recht unscheinbar, nachts aber strahlt das Objekt ein romantisches Licht aus – dank der LEDs, die an der Unterseite angebracht werden können.

Der leuchtende Mond ist das unbestrittene Highlight dieses Dioramas.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Wer es lieber gruselig mag, der ist mit dem von "A Nightmare Before Christmas" inspirierten Diorama gut bedient. Es besteht aus verschiedenen Teilen, die nach dem Druck zusammengeklebt werden und bei Bedarf angemalt werden können.

Oder aber man setzt gleich auf die richtigen Rohstoffe: Das hier abgebildete Modell besteht hauptsächlich aus schwarzem Kunststoff mit beigesetzten Metallstücken, was eine entsprechend düstere Atmosphäre versprüht. Der Mond hingegen wurde in semitransparentem, fluoreszierendem Kunststoff gedruckt. Was bedeutet: Er kann von hinten mit einer LED erhellt werden; ist es im Raum hingegen komplett dunkel, so leuchtet er von selbst.

Drei Backbleche haben wir befüllt – halbwegs gelungen ist nur eine Handvoll Figuren.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Dreidimensionale Kekse als Stecksatz

Zum Abschluss noch ein Projekt für Naschkatzen: Kekse. Natürlich ist es keine große Wissenschaft, herkömmliche Keksformen im 3D-Drucker herzustellen, ein Projekt hat aber dennoch unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Denn hier werden flache Kekse ausgestochen, die nach dem Backen wiederum zusammengesteckt werden, um dreidimensionale Objekte darzustellen.

So lassen sich essbare Dioramen erstellen, die aus Hirschen, Tannenbäumen, Schlitten und anderen weihnachtlichen Motiven bestehen – zumindest in der Theorie. Denn in guter Tradition unserer Fails im 3D-Druck möchten wir auch hier nicht verheimlichen, was uns misslungen ist: das Backen per se.

Die Butter hatten wir in unserer Unwissenheit geschmolzen, weshalb sich der Teig nicht vernünftig ausrollen ließ und die meisten Figuren zu dick waren, um sie zusammenzustecken. Sicher nicht die beste Idee aller Zeiten war es außerdem, einen Teil der Butter 1:1 durch Kokosfett zu ersetzen. Als Ergebnis ist von drei befüllten Backblechen nur eine Handvoll Figuren annähernd gelungen.

Es ist halt noch kein Meister vom Himmel fallen – und das gilt nicht nur für technisch komplexere Themen wie den 3D-Druck, sondern auch fürs Keksebacken. Wieder eine Sache, die wir lernen müssen. Weihnachten 2023 gibt es dann ein Update dazu. (Stefan Mey/Peter Zellinger, 3.12.2022)