Das Kunsthallen-Kollektiv WHW mit Direktorinnen Nataša Ilić und Ivet Ćurlin (hier mit den früheren Leitern Gerald Matt und Toni Stooss) wird nicht verlängert.

Foto: APA/Georg Hochmuth

In der Besetzungspolitik der Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) ist der Wurm drin – zu diesem Schluss könnte man kommen, wenn man ins Treffen führt, dass nun bereits zum zweiten Mal eine Personalausschreibung wiederholt werden muss, weil der erste Anlauf danebenging: Nachdem die Ausschreibung der Leitungsfunktion bei den Wiener Festwochen neu verfasst werden musste, weil Intendant Christophe Slagmuylder vorzeitig abgeht (36 Bewerbungen, Entscheidung im Februar), wird nun auch die Ausschreibung der Kunsthallen-Leitung neu erfolgen, wie Kaup-Haslers Büro in einer Aussendung bekannt gab.

Das Zagreber Kollektiv WHW, das 2019 bestellt wurde und die Kunsthalle – befördert durch die Pandemie – eher ins Abseits der Aufmerksamkeit beförderte, hatte sich zwar erneut beworben; das Kollektiv konnte die Findungsjury (u. a. mit Kunstexperten wie Jasper Sharp und Alexandra Grausam sowie Vertreterinnen Kaup-Haslers besetzt) offenbar aber nicht davon überzeugen, dass sich das künftig ändern werde.

Identitätskrise und Strukturänderung

20 Bewerbungen waren von September bis 31. Oktober eingegangen, zwölf nationale, acht internationale, im Geschlechterverhältnis fast ausgeglichen, dennoch habe keine der Bewerbungen "den Kriterien entsprochen", wie es nun hieß. Kaup-Hasler folgt der einstimmigen Empfehlung und lässt unter den geänderten Bedingungen der Ablöse von WHW neu ausschreiben.

Insider hatten bereits befürchtet, dass sich zu wenig geeignete Personen für die Leitung des Hauses interessieren würden. Abgesehen davon, dass eine Verlängerung von WHW wahrscheinlich schien, steckt die Kunsthalle seit langem in einer Identitätskrise, zerrieben zwischen den populären Bundesmuseen, die selbst Gegenwartskunst zeigen, und spannenden Off-Spaces. Zuletzt sorgte zudem eine Strukturänderung, durch die die Kunsthalle unter ein wirtschaftliches Dach mit dem künftigen Fotoarsenal kam, für Verunsicherung.

Die Neuausschreibung werde wiederum von einer Fachjury bewertet, eine Entscheidung soll "voraussichtlich bis März 2023" erfolgen. "Trotz großer Wertschätzung" für die Arbeit von WHW möchte Kaup-Hasler ein "neues Kapitel aufschlagen", wie es nun hieß. (Stefan Weiss, 3.12.2022)