"Als Totgesagter schmeckt mir jetzt das Gansl mit Rotkraut noch besser", zitierte "Österreich" Exbundeskanzler Franz Vranitzky.

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Es gibt in diesen Wochen so wenig Erfreuliches. Aber auch Ausnahmen, etwa: Lebender Vranitzky wurde für tot erklärt. Aber ganz ohne Übertreibung kam "Österreich" dann doch nicht aus. Peinliche Panne: Das Parlament hielt für Ex-SPÖ-Kanzler Schweigeminute ab. Das hätte sich Wolfgang Sobotka nicht entgehen lassen.

Lachen, Weinen, Ganslessen

Tatsächlich hat ein Tweet des Totschnig-Accounts die SPÖ-Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek dazu gebracht, vom Sozialausschuss ein Gedenken an den vermeintlich Verstorbenen zu verlangen, das dann auch stattfand. Das Vertrauen, das ein Tweet vom Account des ÖVP-Landwirtschaftsministers in sozialdemokratischen Kreisen unhinterfragt auslöst, könnte den Verdacht auf das Aufleben einer rot-schwarzen Koalition nähren.

Der für tot Erklärte erfuhr beim Gansl-Essen am späten Nachmittag beim Heurigen Feuerwehr Wagner von seinem vermeintlichen Ableben, ging "Österreich" der Sache bis auf den Grund nach. Vranitzky nahm es mit einem weinenden und einem lachenden Auge, was ihm bei Krautfleckerln vielleicht nicht gelungen wäre. "Als Totgesagter schmeckt jetzt das Gansl mit Rotkraut noch besser." Eine kulinarische Erkenntnis, von der es Gebrauch zu machen gilt, ehe es zu spät ist. Wer weiß schon, wann Totschnig nur als Pseudonym für einen gewissen Herrn Debenedetti herhalten muss.

Entschuldigung!

Für tot erklärt hat der Herausgeber von "Österreich" im Wesentlichen sich selbst mit einer Erklärung vom selben Tag. Ich habe im September 2021 auf "oe24.TV" in einem Interview behauptet, Katia Wagner hätte den Vorwurf, ich habe sie sexuell belästigt, aus "Rache" geäußert. Ich ziehe diese Behauptung zurück und entschuldige mich dafür. Ob Frau Wagner diese Erklärung mit einem weinenden und einem lachenden Auge genommen hat, war dem Blatt nicht zu entnehmen.

Herunterbrechen mit Fleischmann

Wer sonst keine Probleme hat, den beschäftigt derzeit die Frage, die auch "Die Presse" am Wochenende aufgeworfen hat: Wandelt Nehammer nun auf den Spuren von Sebastian Kurz? Das hängt angeblich mit der Personalie Gerald Fleischmann zusammen, und mit der innerparteilichen Meinung, es sei schon egal, die ÖVP sei ohnehin in der Dauerdefensive, Angriff nun die beste Verteidigung. Und Botschaften auf eingängliche Nenner herunterzubrechen – das beherrscht(e) Gerald Fleischmann.

Wenn der nicht bald mit dem Herunterbrechen beginnt, kann es eng werden, wusste "Österreich" am Donnerstag, der Kanzler hat sich entschieden, sich nicht von seinem Vorgänger zu distanzieren. Aber die VP-Länder hätten gerne einen "Befreiungsschlag" gesehen. Und fürchten, dass sich die VP-Krise jetzt verstärken werde. Fleischmanns Problem: Langer Schatten von Kurz, wie wird man ihn los.

Eine schöne Leich

Aus dieser Misere weist uns Peter zu Stolberg-Stolberg in der freiheitlichen "Zur Zeit" einen Ausweg: Monarchie als Alternative. Das Heil entwächst ihm aus einem Todesfall. Anlässlich des Todes und der beeindruckenden Begräbnisfeierlichkeiten von Königin Elizabeth II. ist Millionen von Erdenbürgern klar geworden, was Monarchien, trotz allem Parlamentarismus, den einzelnen Bevölkerungen bedeuten. Eine schöne Leich als Motor politischer Erkenntnis ist besser als totgesagt beim Ganslessen. Wenn man sich überlegt, dass Karl Renner die Vereinbarung mit Kaiser Karl I., eine Volksabstimmung über die Staatsform – Monarchie oder Republik –, gebrochen hat und schon die Legitimisten nach dem 1. und vor dem 2. Weltkrieg von einem Putsch sprachen, wie die Ausrufung der Republik bis heute von fundierten Historikern, meist hinter vorgehaltener Hand, bezeichnet wird, dann wäre die Wiedereinsetzung eines geeigneten und bereitwilligen Habsburgers als Kaiser von Österreich ein gerechtfertigter Akt der Wiedergutmachung gegenüber dem weltweit geehrten Erzhaus Österreich. Und sollte sich kein geeigneter Habsburger finden, kann immer noch Kickl Kaiser von Österreich werden. An dessen Bereitwilligkeit besteht kein Zweifel. Das weltweit geehrte Erzhaus Österreich hat auch einmal klein angefangen.

Die "Wiener Zeitung" meldete Donnerstag ausführlich viel Unmut über Regierungsentwurf zu ihrer Einstellung. Völlig zu Recht. Am selben Tag stellte Anna Goldenberg in der "Presse" die Frage: Wer braucht eigentlich die "Wiener Zeitung"? und antwortete sich: Wir alle. Geht das Gesetz zur "Wiener Zeitung" so durch, wäre es das größte medienpolitische Versagen der jüngeren Vergangenheit. Mit Superlativen sollte man am vorsichtigsten sein. Deshalb bleibt zu hoffen, dass es vielleicht gar nicht dazu kommt.

Merk’s, Medienministerin.

(GÜNTER TRAXLER, 3.12.2022)