Der Elisir 2020 von Fabio Ferracane.
Foto: Vinonudo

Hören Weinauskenner Marsala, schrillen die Alarmglocken. Die Region im Nordwesten Siziliens steht für aufgespritete Likörweine von magerer Qualität. Schuld ist ein Brite, der im 18. Jahrhundert so entzückt war von den Süßweinen um Trapani, dass er sie mit reinem Alkohol versetzte, um sie konserviert nach England zu transportieren. Die Briten waren "quite amused", doch irgendwann flaute der Hype ab, und Marsala wurde von den Sizilianern an Touristen verramscht.

Neues Leben nach alter Tradition

Seit einiger Zeit jedoch regt sich neues Leben in Marsala. Eine Handvoll Winzer zeigt, was ungespritete "pre-british" Dessertweine draufhaben. Fabio Ferracane etwa, der aus der sizilianischen Sorte Catarratto seinen "Elisir" nach alter Tradition produziert. Der Name ist Programm – der dezent süße Wein ist ein echter Extrakt.

Nicht aus Kräutern, aber aus reifen, spät gelesenen Trauben, die 40 Tage spontan auf der Maische vergoren werden. Das verleiht dem Dessertwein feine, kaum spürbare Gerbstoffe, eine straffe Struktur und tatsächlich leicht kräutrige Aromen – dazu kommt eine Brise Salz vom nahen Meer, belebende Säure und Zitrusaromen – fertig ist der Heiltrank.
(RONDO, Christina Fieber, 10.12.2022)