Die steigenden Preise machen derzeit vielen Menschen zu schaffen. Unter Studierenden geben sogar drei Viertel an, ihren Lebensstil aufgrund der Teuerung einschränken zu müssen. Das zeigt die aktuelle Online-Befragung der Service-App Studo, an der mehr als 2200 Studierende in Österreich und Deutschland teilgenommen haben.

Neun von zehn der Befragten geben an, dass die Inflation ihnen Sorgen bereitet. Und sie wirkt sich auch auf das Studium aus: Nur zwei Drittel der Studierenden belegen weiterhin Lehrveranstaltungen wie bisher. Alle anderen reduzieren die Anzahl an Kursen und Vorlesungen, um ihre Arbeitszeit aufzustocken, oder überlegen, das Studium ganz abzubrechen, um arbeiten zu gehen. Für viele Studierende bedeutet die aktuelle wirtschaftliche Situation, dass sie länger als geplant studieren müssen.

Einschränkungen im Alltag

Drei Viertel der befragten Studierenden geben zudem an, dass sie ihren Lebensstil aufgrund der Teuerung einschränken müssen. Die meisten sparen beispielsweise Geld, indem sie seltener auswärts essen gehen (72 Prozent). Außerdem versuchen sie, die Kosten bei Strom (62 Prozent) und Heizen (57 Prozent) zu reduzieren. Über die Hälfte geht seltener feiern, um Geld zu sparen. Darüber hinaus achten einige der Teilnehmenden bei Einkäufen vermehrt auf Angebote oder fahren weniger oft mit dem Auto.

Um das Studium zu finanzieren, erhält der Großteil der Studierenden (60 Prozent) in Österreich finanzielle Unterstützung von der Familie. Ein Drittel der Befragten bezieht außerdem Unterstützung durch Beihilfen. 28 Prozent arbeiten nebenbei, um sich das Studium leisten zu können. Im Vergleich: In Deutschland arbeitet mehr als ein Drittel neben dem Studium.

Die Teuerung dürfte für viele Studentinnen und Studenten eine zusätzliche Belastung darstellen. Im Zuge der letzten Studo-Umfrage Anfang des Jahres stuften rund die Hälfte der Befragten ihren mentalen Gesundheitszustand als weniger gut bis schlecht ein. Insgesamt fühlten sich 40 Prozent der Studierenden durch die Pandemie außerdem stark oder sehr stark in ihrer Studienleistung und ihrer Lebensqualität beeinträchtigt.

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Weniger oft auswärts essen und im Supermarkt auf Angebote achten: Auf diese und weitere Sparmaßnahmen setzen nun viele Studierende.
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Vier FH-Studierende berichten aus ihrem Alltag:

Emilija Ilić (20) FH St. Pölten, Bachelor Medienmanagement

"Ich bekomme glücklicherweise finanzielle Unterstützung von meinen Eltern. Ich habe sie allerdings noch nicht gefragt, ob ich wegen der Teuerungen mehr Geld bekommen kann. Denn ich will sie nicht auch noch mehr belasten. Auch für sie wird alles teurer. Es ist ein Dilemma, aus dem man nicht so einfach rauskommt. Um mir das Pendeln von Wien nach St. Pölten zur FH leisten zu können, habe ich mir das Klimaticket gekauft. Einzeltickets wären teurer. Diese 821 Euro werden im Februar kommenden Jahres wieder fällig. Das reißt ein weiteres großes Loch in meinen Geldbeutel. Auch in der Freizeit überlege ich mir genau, ob ich mich in einer Woche zum zweiten Mal mit Freunden draußen treffen soll, denn meistens gibt man ja doch Geld dabei aus. Um die steigenden Kosten zu decken, arbeite ich mehr. Ich bin neben dem Studium als freie Journalistin tätig und nehme seit ein paar Monaten mehr Aufträge an. Wenn ich allerdings mehr Zeit in diese Aufträge stecke, kann ich weniger Zeit für das Studium aufwenden. Nicht ganz so gute Noten oder Hausaufgaben sind die Folge. Ich bekomme zusätzlich auch noch Studienbeihilfe. Hätte ich dieses Geld nicht, wäre die finanzielle Last noch größer."

Raffael Huber (24) FH für Gesundheit Innsbruck, Pflegestudium

"Die gestiegenen Energiepreise sind eine enorme Belastung. Momentan probieren mein Mitbewohner und ich, wie lange wir es in der Wohnung aushalten, ohne zu heizen. Noch geht es. Zwar liege ich gerade krank im Bett, aber grundsätzlich sind wir sehr hartgesotten und halten das schon noch eine Zeit durch."

Cheyenne Jirout (22) FH des BFI Wien, Bachelor Projektmanagement und IT

"Zu meinem Arbeitsplatz fuhr ich mit dem Auto, da die öffentliche Anbindung dorthin nicht gut war. Die Spritpreise stiegen so stark, dass die Fahrten für mich sehr teuer wurden. Die Arbeit rechnete sich deswegen nicht mehr. Ich wechselte daraufhin den Job. Ich achtete darauf, dass er öffentlich gut erreichbar ist."

Manuel Achhorner (23) FH OÖ Campus Hagenberg, Bachelor IT-Security

"Bei mir fallen die gestiegenen Lebensmittelpreise am meisten ins Gewicht. Deshalb wäre es umso besser, wenn ich mich mittags in der Mensa versorgen könnte. Die Preise für Essen sind in unserer Kantine allerdings stark angestiegen. Nach zwei Jahren Pandemie und aufgrund der aktuellen Teuerungssituation ist es zwar verständlich, dass sie die Preise erhöhen müssen. Denn es sollten weder das Lohnniveau für die Mitarbeiter, noch die Qualität sinken müssen. Besonders in der FH Hagenberg fällt dies stark ins Gewicht. Denn die Mensa wird nicht von einer Großkette betrieben, sondern von einem kleineren Unternehmen. Ich sehe dabei daher weniger die Fachhochschule oder die Studienvertretung in der Verantwortung als die Politik. Wenn es eine Mensaförderung gäbe, würde das besonders jenen helfen, die akut betroffen sind. Zum Beispiel Studierende, die in Wohnheimen ohne Zugriff auf eine gute Küche wohnen. Oder Personen, die eh schon sehr wenig Geld haben und die die höheren Lebensmittelpreise mehr treffen." (Anika Dang, Natascha Ickert, 6.12.2022)