Blixa Bargeld tritt beim Festival Desertshore am Sonntag gemeinsam mit dem italienischen Komponisten Teho Teardo auf. Auf dem Programm stehen dunkle Chansons.

Foto: Regine Hendrich

Das Ganze nennt sich "Desert-shore – Festival für abenteuerliche Musik und Gedanken" und geht am Samstag und Sonntag im Wiener Volkstheater über die Bühne. Unter dem Hausherrn Kay Voges wird ja schon länger versucht, dem allgemein auf den Bühnen beobachteten Publikumsschwund entgegenzuwirken. Siehe auch die regelmäßigen Konzerte in der Roten Bar des Volkstheaters. Am besten setzt man den Hebel dabei natürlich bei der Altersstruktur des Publikums an und sieht zu, dass man ein diesbezüglich attraktives Programm auf die Beine stellt.

Mit dessen Gestalter Christian Morin konnte diesbezüglich ein bewährter Mann gebucht werden. Er war zwölf Jahre lang unter anderem auch für die Musikschiene der Berliner Volksbühne zuständig und programmiert derzeit in Berlin Veranstaltungen in einem ehemaligen Krematorium mit Musik abseits der Diskontware. Früher nannte man das wohl Underground. Wir können allerdings davon ausgehen, dass es diesen in Zeiten der sofortigen Verfügbarkeit jeglicher Musiken schon lange nicht mehr gibt.

Audioglobedistro

Desertshore will sich dabei Musik zumindest abseits der Zentren und medialen Aufmerksamkeit widmen, die bei ihrem ursprünglichen Erscheinen nur wenig beachtet oder auch angefeindet wurde. Der Festivaltitel wurde von einem Album von Nico aus dem Jahr 1970 geborgt.

Neue Stimmen, alte Helden

Die deutsche Sängerin mit der tiefen abgründigen Stimme und ihren Gastbeiträgen für das "Bananenalbum" von The Velvet Underground landete damals mit sparsam instrumentierten, lebensmüden Balladen einen Totalflop. Sie wurden erst Jahre später zumindest in Musikerkreisen geschätzt.

Anika

Mit der britischen und heute in Berlin lebenden Sängerin Anika startet Desertshore am Samstag gleich mit einem Höhepunkt. Anika verweist mit ihrer dunkeln und sinistren Stimme auch direkt auf besagte Nico. Am selben Abend folgt ein Auftritt der US-Künstlerin Zola Jesus. Sie wird im Gegensatz zu ihren hochpathetischen Studioaufnahmen mit Synthesizern ihr Pathos in Wien exklusiv auf Klavier und Streichquartett übertragen. Erinnerungen an den Postpunk der 1980er-Jahre und Siouxie and The Banshees werden wach.

Zola Jesus

Am Sonntag stehen dann zwei alte Helden der brutalen Industrialmusik auf dem Programm. Michael Gira wütete einst mit den New Yorker Zeitlupen- und Krawallkönigen Swans. Er wird solo mit Akustikgitarre und Grabesstimme auftreten. Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten gibt gemeinsam mit dem italienischen Filmmusikkomponisten Teho Teardo den durchaus launigen Chansonnier. Eine Empfehlung. (Christian Schachinger, 2.12.2022)