Embolo bejubelt sein Tor, den Sieg und den Aufstieg.

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Vincent Aboubakar traf gegen Brasilien.

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Die Schweiz bleibt Serbiens Nemesis: Die Nati gewann das Entscheidungsspiel in Gruppe G 3:2 und erreichte damit als letztes Team das WM-Achtelfinale. Wegen des Schweizer Sieges ist Kamerun trotz sensationellen 1:0-Sieges gegen Brasilien ausgeschieden. Die Selecao, die bereits vor dem letzten Spieltag fix weiter war, trifft nun im Achtelfinale auf Südkorea, die Schweiz auf Portugal.

Schlagabtausch

Die erste Halbzeit im Spiel Serbien gegen die Schweiz war die unterhaltsamste der bisherigen WM. 2018 war die Partie wegen des Doppeladler-Jubels der aus dem Kosovo stammenden Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka zum Politikum geworden, Serbiens Fans pfiffen das Duo auch vier Jahre später noch aus.

Für den Achtelfinaleinzug hätte Serbien gewinnen müssen, der Schweiz reichte ein Remis, so lange Brasilien nicht gegen Kamerun verlor. Die erste Topchance gehörte den Eidgenossen: Xhaka tauchte nach einem geblockten Schuss vor dem Tor auf, Goalie Vanja Milinkovic-Savic warf ihm seinen Körper rechtzeitig entgegen. Serbien klopfte mit Karacho an: Andrija Zivkovic donnerte einen Strich aus 20 Metern an die Stange, der Ball sprang zum überraschten Dusan Tadic und von dem in die Hände von Gregor Kobel (11.). Dann war wieder die Schweiz dran, Remo Freulers Schuss traf einen serbischen Rücken (14.).

Hin, her, hollodaro, es war ein äußerst erquickliches Fußballspiel. Serbien präferierte die linke Flanke, der Schweizer Silvan Widmer hatte mit Roadrunner Filip Kostic seine Müh’ und sah früh Gelb. Minute 20: Strahinja Pavlovic grätscht einen Stanglpass zu Djibril Sow, der setzt Shaqiri ideal ein und Pavlovic fälscht den Schuss des Schweizer Muskelbröckerls ins kurze Eck ab. Shaqiri jubelte doppeladlerfrei.

Es ging mit Volldampf weiter. Konter Serbien, Traumflanke Tadic, Kopfball Aleksandar Mitrovic, genau ins lange Eck (26.). Besser kann man das nicht machen. Durchschnaufen? Sicher nicht. Pavlovic bedrängte Shaqiri entscheidend, der spitzelte den Ball aus wenigen Metern am Tor vorbei (31.). Minute 35, der Rausch geht weiter: Freulers Klärungsversuch wird zur Vorlage für Dusan Vlahovic, der setzt einen Edelroller unhaltbar ins lange Eck. 2:1, damit wäre Serbien weiter.

Schweiz dreht Partie

Die Nati folgte dem Drehbuch und drückte nun wieder selbst auf den Ausgleich. Also, eh klar: Querpass Widmer, Breel Embolo drückt die Frucht über die Linie (44.). 2:2, Pause. Und weiter, aber wie: Shaqiri lupft den Ball in den Strafraum, Ruben Vargas legt mit der Ferse perfekt ab für Freuler, der trifft natürlich (48.). Nach einer kurzen Ruhephase schoss Embolo aus drei Metern drüber, das aber ohnehin aus dem Abseits. Der eingewechselte Jovic tat es ihm aus schwierigerer Position gleich (61.). Minute 65: Mitrovic wird im Strafraum berührt, fällt verspätet und spürt nach kurzer Reklamation einen Krampf, womöglich gar, um sein Niedergehen zu rechtfertigen. Die serbische Bank stritt mit Schweizer Feldspielern, insbesondere Embolo. Ersatzmann Predrag Rajkovic sah Gelb. Xhaka hatte den Verwarnten zuvor mit einer obszönen Geste provoziert.

Die Partie war nun verzwickter, statt Torschussflut ein Tröpferlbad. Manuel Akanji traf per Freistoß das Außennetz (83.). Serbien brauchte zwei Tore, hatte aber keine Ideen mehr und offerierte immer wieder verheerende Freiflächen zwischen den Linien. Joker Christian Fassnacht vergab alleine vor dem Tor das 4:2 (89.). In der Nachspielzeit kam es gleich dreimal in Serie zur Rudelbildung, dann war Schluss. Serbien fährt nach Hause.

Kamerun schlägt Brasilien

Auch Kamerun muss die Heimreise antreten, darf aber zumindest einen Prestigeerfolg mitnehmen: Die "unbezähmbaren Löwen" feierten dank eines Treffers von Vincent Aboubakar in der Nachspielzeit (92.) einen am Ende glücklichen 1:0-Erfolg gegen Brasilien. Der Kapitän köpfelte nach einer Flanke des eingewechselten Jerome Ngom Mbekeli trocken ein. Beim Torjubel zog sich der bereits vorgewarnte Kapitän das Trikot aus und sah dafür Gelb-Rot. Für Kamerun war es der erste Erfolg bei einer WM seit 20 Jahren. Am Ende belegten die Zentralafrikaner mit vier Punkten Platz drei in der Gruppe G.

Brasilien dominierte das Spiel zwar über weite Strecken, besonders zu überzeugen wusste die neuformierte Elf von Teamchef Tite allerdings nicht. Vor allem in der Offensive fehlte oft die nötige Effizienz. Vor dem Anpfiff gab es einen bewegenden Moment im Lusail Stadium. Hinter dem Tor hielten brasilianische Anhänger zwei Trikots in die Höhe, auf einem war Fußball-Ikone Pele mit seiner legendären Rückennummer 10 und der Botschaft "Get well soon" zu sehen. Dabei wirkte auch Superstar Neymar ergriffen, der sein Team erstmals nach der Knöchelverletzung wieder im Stadion unterstützte. Pele war zuvor erneut ins Krankenhaus eingeliefert worden. (Martin Schauhuber aus Doha, APA, red, 2.12.2022)

Brasiliens Fans dachten an Legende Pele.
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Fußball-WM in Katar, Gruppe G (3. Runde)
Serbien – Schweiz 2:3 (2:2)
Doha, Stadium 974, 41.378 Zuschauer, SR Rapallini (ARG)

Tore: 0:1 (20.) Shaqiri
1:1 (26.) A. Mitrovic
2:1 (35.) Vlahovic
2:2 (44.) Embolo
2:3 (48.) Freuler

Serbien: V. Milinkovic-Savic – Milenkovic, Veljkovic (55. Gudelj), Pavlovic – A. Zivkovic (78. Radonjic), Lukic, Kostic – S. Milinkovic-Savic (68. Maksimovic), Tadic (78. Djuricic) – Vlahovic (55. Jovic), A. Mitrovic

Schweiz: Kobel – Widmer, Schär, Akanji, Rodriguez – Sow (68. Fernandes), Freuler, Xhaka – Shaqiri (68. Zakaria), Embolo (96. Okafor), Vargas (83. Fassnacht)

Gelbe Karten: S. Milinkovic-Savic, Pavlovic, Rajkovic (auf Bank), Gudelj, Mitrovic, Milenkovic bzw. Widmer, Xhaka, Schär

Kamerun – Brasilien 1:0 (0:0)
Lusail, Lusail Stadium, 85.986 Zuschauer, SR Ismail Elfath (USA)

Tor: 1:0 (92.) Aboubakar

Kamerun: Epassy – Fai, Wooh, Ebosse, Nouhou – Mbeumo (64. Toko Ekambi), Anguissa, Kunde (68. Ntcham), Moumi Ngamaleu (86. Mbekeli) – Aboubakar, Choupo-Moting

Brasilien: Ederson – Dani Alves, Eder Militao, Bremer, Alex Telles (54. Marquinhos) – Fabinho, Fred (54. Bruno Guimaraes) – Antony (79. Raphinha), Rodrygo (54. Everton), Martinelli – Gabriel Jesus (64. Pedro)

Gelbe Karten: Nouhou, Kunde, Fai bzw. Eder Militao, Bruno Guimaraes

Gelb-Rote Karte: Aboubakar (93.)