Der Boden in der Werkstatt ist voller Späne. Auf einem Tisch liegen zwei Motorsägen und allerlei Werkzeug wie Schnitzeisen, Meißel und Messer. An der Wand hängen verschiedene Hörner, und auf einem Pfosten wartet eine Holzfratze auf die Fertigstellung. Es ist der Arbeitsplatz von Stefan Koidl. Während in den Salzburger Gauen und der Stadt täglich Krampusläufe stattfinden, arbeitet der Illustrator und Maskenschnitzer aus Hallein bereits an den Aufträgen für 2023.

Stefan Koidl schnitzt in seiner Werkstatt bereits an den Bestellungen für 2023.
Foto: Stefanie Ruep

"Die Anfragen waren heuer extrem. Die Leute sind wieder auf den Geschmack gekommen. Das Geschäft explodiert", sagt Koidl. Bis zu 25 Stunden Arbeit stecken in einer Krampusmaske. Die Kosten bewegen sich je nach Ausführung und Accessoires wie Hörnern oder Glasaugen zwischen 550 und 800 Euro. Er nehme schon keine Neukunden mehr an, da er mit den Stammkunden gut ausgelastet sei. Anfragen kommen neben Österreich auch aus Tschechien, Slowenien und Bayern. Einzelnen Masken schickt Koidl sogar nach Amerika und Australien.

Düstere Illustrationen

Der 30-Jährige ist seit acht Jahren selbstständig. Während der Schulzeit hat er mit dem Schnitzen von Krampus- und Perchtenmasken, die auch Loavn genannt werden, begonnen. Nach der Matura studierte Stefan Koidl ein Jahr Bildnerische Erziehung und dann Informatik. Er brach aber ab. Das Handwerk ließ den Halleiner nicht los, und er machte eine Ausbildung zum Bildhauer, 2017 folgte die Meisterprüfung. Mittlerweile ist das Schnitzen nicht mehr seine einzige Einnahmequelle. Als Autodidakt habe er mit dem Zeichnen begonnen. Heute machen düstere Auftragsillustrationen für Computer- und Brettspiele sowie Buch- und CD-Covers bereits 40 Prozent seiner Arbeit aus.

Die Wünsche der Kunden sind vielfältig: von Krampus, Percht und Ork bis zum Gollum.
Foto: Stefanie Ruep

Doch zurück zu den Loavn: Jede Maske ist zuerst einmal ein Stamm einer Weymouth-Kiefer, neben Zirbe und Linde ein perfektes Schnitzholz. "Es ist butterweich, geht super zum Schnitzen und kostet etwa ein Viertel von einer Zirbe", sagt der Kunsthandwerker. Die meisten Kunden hätten eine ganz genaue Vorstellung von ihren Masken. Koidl fertigt nach diesen eine Skizze an. "Der Rohling wird dann zu 90 Prozent wie die Skizze", sagt er.

Feine Details

Der Stamm wird zuerst geviertelt und dann mit der Motorsäge grob zugeschnitten. "Bei der Augen- und Nasenpartie beginne ich mit dem Schnitzen. Dann wird es immer feiner", sagt der Künstler. Falten und feine Barthaare gehen ins Detail. Das Krampusgesicht wird anschließend geschliffen und mit der Motorsäge ausgehöhlt. Zum Schluss kommen die Hörner – echte oder vielfach auch leichtere Replikate aus Plastik – auf die Maske und werden von innen verschraubt und geleimt.

Der Maskenschnitzer ist ausgebucht.
Foto: Stefanie Ruep

Dass manch ältere Zuseher beklagen, die Masken würden nicht mehr aussehen wie früher, sieht der Schnitzer entspannt. Überliefert sei, der Krampus sei das Ebenbild des angeketteten, leidenden Luzifers. "Wie der Teufel auszusehen hat, davon hat wohl jeder eine eigene Vorstellung", sagt Koidl.

Junge haben Spaß

Das Brauchtum sei bei den Jungen beliebt. "Krampuslaufen macht Spaß, und auch die Zugehörigkeit in einem Verein gehört dazu", sagt der Halleiner, der selbst bei etwa drei Läufen im Jahr dabei ist. Neben den Showläufen müssen die Krampusse auf dem Land auch Hausbesuche machen. "In der Stadt ist das nicht mehr so üblich", sagt Koidl.

Auch wenn die Krampuspassen – die Krampusgruppen, die den Nikolaus und meist ein Engerl begleiten – eine männerdominierte Szene seien, gebe es immer mehr Frauen, die mitmachen, sagt der Halleiner. Seine Freundin sei ebenfalls in einem Pass aktiv, und es gebe auch reine Frauenvereine wie etwa die Keutschacher Seenteufel. (Stefanie Ruep, 5.12.2022)