Catch me if you can: Japans Keeper Shuichi Gonda hat nicht nur bei der Endrunde in Katar eine bemerkenswerte Reise hinter sich. 2016 spielte er im Waldviertel beim SV Horn.

Foto: AP/ Josek

In Japan sagt man: "Takaki wa kaze ni sonemaru." (Je höher der Baum, desto neidischer der Wind). Oder manchmal auch: "Sake wa hyaku-yaku no cho." (Sake ist unter hundert Arzneien die beste.) Für das bisherige Abschneiden der Japaner bei der WM in Katar würde aber "Nana korobi, ya oki" ganz gut passen. Siebenmal hinfallen, achtmal (wieder) aufstehen. Die Gruppenphase war für Japans Elf eine Achterbahn der Gefühle und der Ergebnisse.

Japan stieg als Sieger der Gruppe E ins Achtelfinale auf. Dort trifft das Team von Coach Hajime Moriyasu am Montag (16 Uhr, live auf ORF 1) auf Kroatien. Dem Hier und Jetzt ging eine bemerkenswerte Vorgeschichte voraus. Deutschland wurde in der Auftaktpartie 2:1 bezwungen, der Anfang vom Ende für Hansi Flicks Elf. Besiegelt wurde das deutsche Schicksal mit einem 2:1-Sieg gegen Spanien. In beiden Partien lag Japan 0:1 zurück. Beide Partien wurden gedreht. Hingefallen, wieder aufgestanden. Die 0:1-Niederlage gegen Costa Rica war in ihrer Gesamtheit ein Hinfaller.

Mit dem überraschenden Gruppensieg schoben sich die Japaner wieder einmal in die Aufmerksamkeit des Weltfußballs. Von einem "Wunder" war Rede. Dabei haben sich die nipponischen Kicker zu einer Konstante gemausert: Bei den vergangenen sieben Endrunden war Japan dabei (einmal, 2002, als Co-Veranstalter). Und doch fehlte es zumeist an Kaderbreite. Topstars wie Keisuke Honde, Hidetoshi Nakata oder Shinji Kagawa waren zwar Zugpferde, dahinter regierte aber oft die Sintflut.

In der Breite liegt die Kraft

Vor der Endrunde in Katar standen die Zeichen auf Daichi Kamada. Der Mittelfeldspieler wurde mit Eintracht Frankfurt Europa-League-Sieger, ist Topstar und Hoffnungsträger der Japaner – und spielte bislang ein bemerkenswert mittelmäßiges Turnier. Für ihn sprangen andere in die Bresche, das lag vor allem auch an Coach Moriyasu, der bei Rückständen das System umstellte und ein perfektes Händchen bei Einwechslungen bewies.

Moriyasu selbst hat auch Expertise im Hinfallen, 1993 stand er als Spieler beim "Drama von Doha" auf dem Platz. Japan verpasste damals gegen den Irak in der Nachspielzeit die erstmalige Qualifikation für eine WM. Der 54-jährige Moriyasu gab nach dem Spiel gegen Spanien zu: "In der allerletzten Minute habe ich mich an das Drama von Doha erinnert. Ich dachte nur, die Zeiten haben sich geändert."

SV Horn TV

In engen Spielen – und davon hatte Japan bereits drei in Katar – sind meistens jene Spieler gefragt, die im Hinfallen und Aufstehen am geübtesten sind. Ob sich Japans Goalie Shuichi Gonda nach dem Sieg gegen Deutschland über die Glückwünsche aus dem östlichen Waldviertel gefreut hat, ist ungewiss. "Wir gratulieren unserem ehemaligen Torhüter, Shuichi Gonda, der im Jahr 2016 für uns im Tor stand, zum Sieg gegen Deutschland und wünschen ihm und seinem Team noch alles Gute für die weiteren Spiele im Turnier", stand auf der Website des SV Horn: eine Reminiszenz an 2015, als Japans ehemaliger Superstar Keisuke Honda den SV Horn in die Bundesliga und die Champions League fördern wollte. Goalie Gonda kam auf Leihbasis, brachte es auf 16 Spiele für die Horner. Aus der Champions League wurde noch nichts, gegen Kroatien wird Gonda aber wieder auf der Weltbühne beweisen können, wie gut er hinfällt. Und wieder aufsteht. (Andreas Hagenauer, 4.12.2022)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zur Fußball-WM in Katar am Montag:

Achtelfinale:

Japan – Kroatien
(Al Wakrah, Al Janoub Stadium, 16.00 Uhr/live ORF 1, SR Ismail Elfath/USA)

Japan: 12 Gonda – 16 Tomiyasu, 22 Yoshida, 3 Taniguchi, 5 Nagatomo – 6 Endo, 13 Morita – 14 J. Ito, 15 Kamada, 11 Kubo – 25 Maeda

Ersatz: 1 Kawashima, 23 Schmidt – 2 Yamane, 19 Sakai, 26 H. Ito, 7 Shibasaki, 8 Doan, 9 Mitoma, 10 Minamino, 17 Tanaka, 24 Soma, 18 Asano, 20 Machino, 21 Ueda

Fraglich: 19 Sakai (angeschlagen)

Es fehlt: 4 Itakura (gesperrt)

Kroatien: 1 Livakovic – 22 Juranovic, 6 Lovren, 20 Gvardiol, 19 Sosa – 10 Modric, 11 Brozovic, 8 Kovacic – 9 Kramaric, 14 Livaja, 4 Perisic

Ersatz: 12 Grbic, 23 Ivusic – 2 Stanisic, 3 Barisic, 5 Erlic, 24 Sutalo, 21 Vida, 7 Majer, 15 Pasalic, 25 Sucic, 26 Jakic, 13 Vlasic, 16 Petkovic, 17 Budimir, 18 Orsic

Fraglich: 19 Sosa (angeschlagen)