Ob der jüngste Rückgang der Treibstoff- und Energiepreise ein mildes Lüfterl war, wird sich bald weisen. Nicht auszuschließen, dass sich ein Orkan mit hohen Sprit- und Energiepreisen den von Inflation und Preisexzessen geplagten Konsumenten nähert.

Auslöser könnte der Ölpreisdeckel sein, auf den sich die 27 EU-Staaten verständigt haben. Die Preisobergrenze von 60 Dollar pro Fass russisches Erdöl mag vielleicht nicht das schärfste Schwert im Kampf gegen den Kriegsherrn im Kreml sein. Aber nun haben sich auch die G7-Wirtschaftsgroßmächte angeschlossen. Auch sie wollen den Topf mit russischen Erdölmilliarden mittels eines Deckels am Überkochen hindern.

Russischem Erdöl soll eine Preisobergrenze gesetzt werden.
Foto: IMAGO/Sipa USA

Ob das Unterfangen, um das monatelang gerungen wurde, erfolgreich sein wird, hängt von Schwellenländern wie China und Indien ab, aber auch von der Türkei, also Staaten, die dem Kreml auf unterschiedliche Weise dienstbar sind. Riskant ist die Operation allemal, denn wirkungsvoll ist die Maßnahme vorerst nur in der Theorie. Welche Kollateralschäden die klug und logisch klingende Sanktion nach sich zieht, ist kaum abzuschätzen. Ungewiss auch, wie lang das Opec-Erdölkartell die Füße still hält.

Am wirkungsvollsten wäre zweifellos eine globale Rezession, die Ölnachfrage und Preis in den Keller schickt. Das würde beide hart treffen: Russland und den Westen. Einen solchen Wirbelwind kann sich niemand ernsthaft wünschen. (Luise Ungerboeck, 5.12.2022)