Das Krankenhaus Centre Hospitalier Sud-Francilien (CHSF) in Corbeil-Essonnes südlich von Paris im August 2022. Das CHSF war in der Nacht vom 20. auf den 21. August Ziel eines Cyberangriffs, der den Betrieb erheblich beeinträchtigte.

Foto: APA/AFP/EMMANUEL DUNAND

Versailles – Erneut ist ein Krankenhaus in Frankreich von einem Cyberangriff betroffen. Seit Samstagabend sei das gesamte Krankenhaus von Versailles in der Nähe von Paris Ziel einer solchen Attacke, erklärte die Klinikleitung am Sonntag. Wie Gesundheitsminister François Braun nach einem Besuch in Versailles mitteilte, mussten mehrere Patienten in andere Krankenhäuser verlegt werden.

Von dem Cyberangriff waren den Angaben zufolge zwei Standorte des Krankenhauses und ein Pflegeheim betroffen. Die Aufnahme von Patienten sei "eingeschränkt", das EDV-System sei abgeschaltet und ein Krisenstab eingesetzt worden, erklärte die Klinikleitung.

Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, wurde zusätzliches Personal eingesetzt, vor allem auf der Intensivstation, wie Braun nach einem Rundgang sagte. Es funktionierten zwar noch alle Geräte, da aber keine Datenübertragung möglich sei, "braucht man mehr Leute, um die Patienten auf der Intensivstation zu überwachen".

Früh erkannt

Der Rettungsdienst sei nicht betroffen und darauf vorbereitet, Patienten in andere Krankenhäuser zu verlegen, fügte Braun hinzu. Seit Samstagabend mussten demnach drei schwerkranke Patienten verlegt werden, drei von der Intensivstation und drei von der Früh- und Neugeborenenstation. Nach Brauns Angaben war die Cyberattacke aber früh genug bemerkt worden, so dass alle Maßnahmen zum Datenschutz in Gang gesetzt werden konnten.

Die Pariser Staatsanwaltschaft hat Vorermittlungen eingeleitet, unter anderem wegen versuchter Erpressung und Eindringens in ein staatliches Computersystem. Das Krankenhaus hat Anzeige erstattet.

Häufige Angriffe

Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen in Frankreich waren in den vergangenen Monaten mehrfach Opfer von Cyberangriffen geworden. Hackergruppen sperrten dabei vertrauliche Daten von Patienten, gaben sie weiter und setzten Geräte außer Betrieb.

Ende August hatten Hacker das Krankenhaus von Corbeil-Essonnes südlich von Paris angegriffen und damit den Betrieb wochenlang stark gestört. Die Angreifer verlangten ein Lösegeld in Höhe von zehn Millionen Dollar, das später auf eine Forderung von einer oder zwei Millionen Dollar reduziert wurde. Nachdem eine Frist ohne die Lösegeldzahlung seitens des Krankenhauses verstrichen war, veröffentlichten die Hacker unter anderem Daten von Patienten und Personal im Dark Web.

Auch in anderen europäischen Ländern kam es in den vergangenen Jahren zu Hackerangriffen. (APA, 4.12.2022)