Einer der beliebtesten österreichischen Charakterdarsteller ist tot: Karl Merkatz ist am Sonntag 93-jährig verstorben. Fällt sein Name, ist die erste Assoziation vieler Menschen seine Paraderolle des Edmund "Mundl" Sackbauer in der Serie "Ein echter Wiener geht nicht unter".

Die Trauer ist groß: Volksschauspieler Karl Merkatz ist am 4. Dezember 2022 verstorben.
Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Merkatz' bekannteste Rollen: Mundl und Bockerer

Als Edmund Sackbauer vulgo Mundl hatte Merkatz manch einprägsamen Spruch auf den Lippen, eckte gern an und prägte nachhaltig das Bild Restösterreichs vom angeblich typischen Vertreter eines Bewohners der Bundeshauptstadt. Und das über Jahrzehnte hinweg, selbst wenn die Serie nur von 1975 bis 1979 gedreht wurde: Läuft doch beispielsweise die Silvesterfolge des "Echten Wieners" Jahr für Jahr zuverlässig am letzten Abend des Jahres im ORF. Damit, dass Merkatz dermaßen auf diese von Ernst Hinterberger erdachte Rolle festgenagelt wurde, die er so prägnant darstellte, die seinem eigenen Wesen jedoch höchst fremd war, haderte er allerdings zeitlebens. In Interviews zeigte sich der starke Kontrast zu seinem gewählten Ausdruck, in schönem Hochdeutsch und von den derben Sagern des Mundl weit entfernt . Mehrere Dekaden nach Drehschluss der Serie stimmte er dennoch einer Fortsetzung in zwei Filmen zu: So entstanden "Echte Wiener – Die Sackbauer-Saga" (2008) sowie "Echte Wiener 2 – Die Deppat'n und die Gspritzt'n" (2010).

Auch als charakterstarker Fleischhauer Karl Bockerer, der sich zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs gegen das NS-Regime auflehnt und den Merkatz in vier Filmen (zuletzt 2003) verkörperte, blieb er vielen nachdrücklich in Erinnerung. Neben diesen beiden bekanntesten Rollen hat er jedoch noch in zahlreichen anderen österreichischen Filmproduktionen und Theaterstücken mitgewirkt.

Lebenslange Faszination für die Bühne

Merkatz stand in mehr als 150 Stücken auf der Bühne, er war in "König Ottokars Glück und Ende" ebenso zu sehen wie als armer Nachbar im "Jedermann" sowie wiederholt in Kafkas "Ein Bericht an eine Akademie". Operette und Musical waren ihm ebenfalls nicht fremd – so spielte er etwa in "Der Mann von La Mancha" den Don Quijote und in "Anatevka" den Milchmann Tevje. 2009 verabschiedete er sich offiziell vom Theater – unerfüllt blieb sein großer Wunsch, einmal "König Lear" zu verkörpern.

Seine weiteren Rollen für Film und Fernsehen inkludierten unter anderem die Serie "Der Spritzen-Karli" sowie die Kinofilme "Anfang 80", "Der Blunzenkönig" und "Kleine große Stimme". "Otto Neururer – Hoffnungsvolle Finsternis" (2019) war Merkatz' letzter Film.

Unvergesslicher Karl Merkatz: Ihre Meinung ist gefragt!

Durch welchen Mundl-Spruch oder welche Szene aus dem "Echten Wiener" wird Ihnen Karl Merkatz ewig in Erinnerung bleiben? In welcher seiner vielen sonstigen Rollen hat er Sie begeistert? Haben Sie ihn auch als Theaterschauspieler auf einer Bühne erlebt? Erzählen Sie im Forum! (Daniela Herger, 5.12.2022)