Die an den Naschmarkt grenzende Fläche wird umgestaltet.

Foto: AFP / Joe Klamar

Wien – Der Masterplan für die Neugestaltung der großen Parkplatzfläche beim Wiener Naschmarkt liegt vor. Das Areal wird künftig über keine Autoabstellplätze mehr verfügen, stattdessen soll der Bereich entsiegelt und begrünt werden. Das hat Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) gemeinsam mit dem Projektteam am Montag verkündet. Den Flohmarkt wird es weiter geben. Die zunächst geplante – und heftig umstrittene – Markthalle kommt nun aber nicht.

Der Masterplan ist die Grundlage für den EU-weiten Realisierungswettbewerb. Dieser startet Anfang nächsten Jahres. Noch ist also nicht fix, wie die Fläche genau gestaltet wird. Der Masterplan legt aber fest, wie die Nutzung dort prinzipiell aussehen soll. Aktuell ist das 12.000 Quadratmeter umfassende Gebiet asphaltiert und wird die überwiegende Zeit als Parkplatz genutzt. Lediglich am Samstag findet dort der bekannte Naschmarkt-Flohmarkt statt.

Grünfläche statt Hitzeinsel

Diesen soll es auch weiterhin geben. Sonst soll aber nicht mehr viel an die als Hitzeinsel gebrandmarkte Fläche erinnern. Vorgesehen ist eine Zonierung in unterschiedliche Bereiche, wie Bernhard Steger, der Leiter der Magistratsabteilung 21 A (Stadtteilplanung), im Gespräch mit Journalisten ausführte. Das an das Naschmarktgebiet angrenzenden Areal wird als Multifunktionsfläche ausgewiesen. Dort soll wieder der Flohmarkt stattfinden, aber auch Kulturevents oder Grätzelveranstaltungen sind dort denkbar.

Diese Zone nimmt 42 Prozent der Parkplatzfläche in Anspruch. Die verbleibenden 58 Prozent schließen sich stadtauswärts an. Dort soll ein Freiraum entstehen, der über Grünflächen, also etwa Gräserbeete, verfügen soll. Bäume wird es laut Masterplan im gesamten Bereich geben, wenn auch nur an den Rändern. Denn der Platz ist eine Überbauung des Wienflusses, also ein Gewölbe ohne Erdreich. Pflanzungen sind nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Angedacht ist auch, die Erreichbarkeit der angrenzenden Bezirke etwa durch neue Überplattungen zu verbessern.

Aber auch die Ausläufer des Markts selbst sind von der Planung umfasst worden. Zwischen den letzten Marktzeilen und der Kettenbrücke herrscht derzeit ebenfalls Leere – abgesehen von temporären Ständen bzw. dem Bauernmarkt am Wochenende. Hier könnte es künftig sehr wohl eine Bebauung geben. Der Bauernmarkt solle aber jedenfalls erhalten werden, wurde heute erklärt.

"Besonderes Stück von Wien"

Planungsstadträtin Sima betonte, dass viele Wünsche im Rahmen eines kooperativen Verfahrens eingebracht worden seien. In dieses waren Siegerinnen und Sieger eines zu dem Thema abgehaltenen Ideenwettbewerbs eingebunden. Der Platz solle zu einem neuen Grätzeltreffpunkt werden, sagte sie. Auch der Mariahilfer Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) hob hervor, dass die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger nach einem grünen Erholungsraum berücksichtigt worden seien.

"Wir sprechen über ein besonderes Stück von Wien", befand der Architekt Albert Wimmer, der das Verfahren begleitet hat. Das Ergebnis sei konsensual, der Masterplan definiere eine abwechslungsreiche Nutzung des Gebiets.

Eine Markthalle wird darauf nicht zu finden sein, versicherte MA-21-A-Chef Steger. Zusätzliche Gebäude seien auf dem jetzt als Parkplatz genutzten Areal nicht geplant. Die zunächst im Raum stehende Bebauung hatte für einen Sturm der Entrüstung bei Anrainerinnen und Anrainern gesorgt.

FPÖ und Grüne teilweise zufrieden

Einigermaßen zufrieden äußerten sich die Grünen zum Masterplan. Die Markthalle sei aufgrund des Drucks der Grünen und der Bevölkerung Geschichte, freuten sich Parteichef Peter Kraus und Bezirksvorsteher-Stellvertreter Michael Reichelt. Sie verwiesen darauf, dass die Petition "Park statt Halle" 2021 knapp 21.000 Unterschriften erhalten habe.

Allerdings blieben auch viele Frage offen, konstatierten die Grünen. Beim Bauernmarkt müsse auf eine sensible architektonische Umgestaltung geachtet werden. Auch stelle sich die Frage, ob mit der Erweiterung der Marktfläche der Anteil der Gastronomie erhöht werde.

Die Bürgerinitiative Freiraum Naschmarkt stieß ins selbe Horn. Eine Markthalle mit Gastro-Zone beim Bauernmarkt werde abgelehnt, betonte man. Der Bereich solle Händlern mit Frischware vorbehalten bleiben.

Mit den Plänen für den Noch-Parkplatz zeigte man sich via Aussendung zumindest teilweise zufrieden: "Es ist erfreulich, dass der westliche Teil des Parkplatzes begrünt werden soll." Was sich Stadträtin Sima unter einer Multifunktionsfläche vorstelle und wie diese ausgestaltet werden solle, stehe aber in den Sternen. "Wir können hier also noch keine Entwarnung geben", betonte Monika Ferdiny, die Sprecherin der Initiative.

FPÖ-Bezirksparteiobmann Leo Kohlbauer sah einen Erfolg der FPÖ, da der Flohmarkt nun gesichert sei, wie er via Aussendung erklärte. Man habe sich unermüdlich für den Markt eingesetzt. Zugleich ortete er aber auch einen "regelrechten Anschlag" auf den Individualverkehr, da kein einziger Stellplatz auf dem Areal mehr geplant sei, wie er beklagte. Kohlbauer forderte den Bau einer Volksgarage unterhalb der linken Wienzeile. (APA, 5.12.2022)