Wladimir Putin (Mitte) und der russische Vize-Regierungschef Marat Chusnullin (links) besichtigten am Montag die im Oktober beschädigte Krim-Brücke.

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Während die Welt am Montag über Nutzen und Risiken des neuen Preisdeckels für russisches Öl spekulierte, ging es für viele Menschen in der Ukraine einmal mehr ums nackte Überleben. In Kiew und zahlreichen anderen Städten des Landes gab es wieder Luftalarm, Tausende strömten in die Schutzräume.

Mehrere zerstörte Gebäude und mindestens zwei Todesopfer meldeten die ukrainischen Behörden aus der südlichen Region Saporischschja. Im nördlichen Sumy sollen Raketeneinschläge die Stromversorgung lahmgelegt haben. 60 der insgesamt 70 abgefeuerten Raketen seien jedoch abgefangen worden, hieß es aus Kiew.

Erfolgreiche Luftverteidigung

Dabei war in der Ukraine gerade die Hoffnung aufgekeimt, Russland werde seine Luftangriffe zurückfahren – wenigstens was Bombardements aus Kampfflugzeugen betrifft. Letztere nämlich haben laut britischen Geheimdiensten ihre Einsätze zuletzt deutlich reduziert.

Wie das Verteidigungsministerium in London am Montag mitteilte, habe die russische Luftwaffe bereits mehr als 60 Flugzeuge verloren. Unter anderem sei der Rückgang der Einsätze "wahrscheinlich auf die andauernde, starke Bedrohung durch die ukrainische Luftverteidigung" zurückzuführen.

Russische Militärflugzeuge dürften allerdings auch am Boden bedroht sein: Bei Explosionen auf zwei Flugplätzen weitab von der Front wurden laut russischen Medienberichten drei Menschen getötet. Den Flugplatz bei Saratow soll eine nicht identifizierte Drohne angegriffen haben, bei Rjasan soll ein Benzinlaster auf dem Rollfeld explodiert sein. Insgesamt drei Kampfflugzeuge wurden demnach beschädigt. Wer hinter den Detonationen steckt, blieb zunächst unklar.

Einschüchterung per Brief

Das ukrainische Außenministerium zog am Montag eine vorläufige Bilanz zu den verdächtigen Briefsendungen an Vertretungen im Ausland. Einrichtungen in zwölf Ländern seien demnach betroffen, insgesamt war von 21 Vorfällen die Rede. Laut einem Sprecher hat auch die Botschaft in Wien am Freitag per Post Tieraugen erhalten und Anzeige erstattet. Angaben über den Absender ließen sich vorerst keine machen.

Päckchen mit blutigen Tieraugen waren vergangene Woche auch bei mehreren anderen ukrainischen Auslandsvertretungen eingegangen. Zuvor hatte es in Spanien eine Briefbombenserie gegeben, ein Sicherheitsmann der ukrainischen Botschaft wurde dabei leicht verletzt.

Putin besuchte Krim-Brücke

Indes absolvierte der russische Präsident Wladimir Putin am Montag einen medienwirksamen Auftritt: Er besuchte die sogenannte Krim-Brücke, die Russland mit der bereits 2014 annektierten Halbinsel Krim verbindet. Die 19 Kilometer lange Straßen- und Eisenbahnverbindung war im Oktober bei einem Anschlag beschädigt worden. Das galt damals als herber Rückschlag für Moskau, zumal die Brücke nicht nur dem Transport militärischer Ausrüstung für die russische Armee dient, sondern auch stets ein Prestige-Projekt Putins im Anschluss an die Annexion der Krim war.

Putins Visite am Montag, bei der er sich von Vize-Regierungschef Marat Chusnullin über den Fortgang der Reparaturarbeiten informieren ließ, war gleichzeitig sein erster Besuch seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar. (schub, 5.12.2022)